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Ereignisrate

1. Begriff: Statistische Größe, die die Grundlage demografischer Indikatoren bildet.

2. Merkmale: Um demografische Gegebenheiten in einer Population quantitativ darzustellen, genügt es nicht, die betrachteten à demografischen Ereignisse einfach auszuzählen. Die reinen Fallzahlen an Geburten, Heirats- oder Sterbefällen lassen keine Rückschlüsse auf die vorherrschenden demografischen Verhältnisse zu, da diese entscheidend von der Größe und der Struktur der zugrunde liegenden Bevölkerung abhängen (siehe à Altersstruktur, à Bevölkerungsstruktur). Die Ereignisse müssen daher auf die Menge aller Personen bezogen werden, aus der sie hervorgegangen sind. Daher handelt es sich bei Ereignisraten immer um relative Maße, die sowohl die Anzahl der Personen in der betrachteten Population als auch die Länge des Zeitraums, in dem die Ereignisse beobachtet und erfasst werden, einbeziehen. I.d.R. steht im Zähler einer Ereignisrate die Anzahl der eingetretenen – oder exakter der beobachteten – Ereignisse innerhalb einer definierten Zeitspanne. Im Nenner befindet sich eine Schätzung der in dieser Population gelebten „Personenjahre“ in derselben Zeitspanne, die die Gesamtheit der mit dem Risiko des Eintritts des Ereignisses verbrachten Lebenszeit beschreiben („gelebte Risikojahre“). Die Risikojahre werden i.d.R. durch den „durchschnittlichen Bevölkerungsbestand“ des Beobachtungszeitraums approximiert (siehe Bevölkerungsbilanz). Eine Ereignisrate kann entweder in einer Perioden- oder einer Kohorten-Dimension berechnet werden. Der Unterschied zwischen den beiden Berechnungsarten ist entscheidend für das Verständnis und die Interpretation demografischer Kennziffern. In der Kohorten-Dimension bezieht sich die Ereignisrate auf spezifische Geburtsjahrgänge und im Fall von Periodenindikatoren auf spezifische Kalenderjahre (oder Perioden mit mehr als einem Kalenderjahr). I.d.R. sind demografische Entwicklungen in der Kohorten-Dimension gleichmäßiger und weniger Schwankungen unterworfen als in der Perioden-Dimension. Dies liegt daran, dass außergewöhnliche Einflüsse, die in einem bestimmten Kalenderjahr das demografische Verhalten bzw. die demografischen Erfahrungen einer Bevölkerung beeinflussen können, in der Perioden-Dimension gleichzeitig auf alle Altersstufen einwirken können, während Geburtsjahrgänge in jeweils nur einem Alter von den Einflüssen in diesem Kalenderjahr betroffen sind.

3. Probleme: Für Perioden berechnet sind Ereignisraten und die aus Ihnen abgeleiteten Indikatoren nur schwer zu interpretieren. Der einzige Aspekt von Periodenindikatoren, über den im Prinzip Einigkeit unter Experten besteht, ist, dass sie für keine real lebende Person repräsentativ sind und als rein hypothetisch angesehen werden müssen. Nichtsdestotrotz beziehen sich die meisten demografischen Kennziffern auf Perioden. Das ist v.a. auf den Umstand zurückzuführen, dass nur die Perioden-Dimension einen vollständigen Satz von aktuellen Ereignisraten liefern kann. Kohorten-Indikatoren beziehen sich dagegen naturgemäß auf vergangene Ereignisse oder benötigen eine Reihe von für die Zukunft prognostizierten Ereignisraten.

Autor(en): Dr. Marc Luy

 

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