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Risikokommunikation

1. Begriff: Kommunikation, die der Identifikation, der Bewertung und dem Management von Risiken dient.

2. Teilnehmer: Beteiligte sind sowohl Wissenschaftler und Entscheidungsträger als auch alle interessierten oder betroffenen Parteien, die gleichermaßen Empfänger und Erzeuger von Information sein können (Risikowahrnehmung).

3. Zielsetzung: Risikokommunikation zielt auf die bestmögliche Vermittlung von Informationen über Risikopotenziale, das Erkennen und Minimieren von Bewertungsdifferenzen sowie die Vermeidung von Konflikteskalationen bei Auseinandersetzungen über Risiken ab. Ein weiteres Ziel ist die Beeinflussung des Risikoverhaltens.

4. Historie, klassische Themenfelder und Entwicklungen: Ein eigenständiges Forschungsfeld ist die Risikokommunikation seit mehr als 30 Jahren. Dabei lassen sich vier Themenbereiche unterscheiden: (1) Erklärung von Risiken: Im Mittelpunkt steht die Verbesserung des Wissenstands über Risiken (z.B. die Aufklärung über Gesundheitsrisiken des Rauchens); (2) Initiierung von Verhaltensänderungen und Vorsorgemaßnahmen: Angezielt werden der Abbau von gesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen und die Förderung von Vorsorge- oder Schutzmaßnahmen (z.B. das Tragen von Sicherheitsgurten beim Autofahren); (3) Notfallkommunikation (Emergency Communication): In Notfällen und Katastrophen (z.B. nach Emission toxischer Substanzen bei einem Chemieunfall) sollen die Betroffenen schnell und effektiv gewarnt und über mögliche Schutzmaßnahmen informiert werden; (4) Gemeinsame Problem- und Konfliktlösung: Gesellschaftliche Risikokonflikte sollen durch Dialoge (Risikodialog) und partizipative Verfahren einer Lösung näher gebracht werden. In jüngster Zeit findet der Ansatz der evidenzbasierten Risikokommunikationsforschung , der aus der Medizin kommt, verstärkt Beachtung. Die Forschung weist dabei in zwei Richtungen: a) Zum einen wird die Annahme korrigiert, dass es bei der Risikokommunikation nur um Informationsvermittlung geht: Denn Nichtfachleute bewerten Risiken nur bedingt anhand von Wahrscheinlichkeiten sowie anderen wissenschaftlichen Risikoinformationen. Mehr Information hilft deshalb nur bedingt. Deshalb sollte die Risikokommunikation Nichtfachleute v.a. darin unterstützen, ihre intuitive Risikobewertung adäquat einzusetzen, aber auch deren Grenzen zu erkennen. Denn Intuition führt nicht immer zu einer angemessenen Bewertung.
b) Zum anderen ist erkennbar, dass Dialog und Partizipation an Entscheidungsfindungen allein noch keinen Konsens schaffen.

Autor(en): Prof. Dr. Peter M. Wiedemann

 

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