Willkommen im Gabler Versicherungslexikon



Versicherungslexikon

Qualitätsgeprüftes Wissen + vollständig Online + kostenfrei: Das ist das Gabler Versicherungslexikon auf versicherungsmagazin.de

Jetzt neu: Die 2. Auflage wurde komplett überarbeitet und um über 400 neue Begriffe ergänzt.

Solidaritätsprinzip

Sozialethisches Prinzip, das im Gegensatz zum Individualismus annimmt, dass eine ursprüngliche Verbundenheit der Menschen untereinander zum Zweck des Gemeinwohls existiert. Im Gegensatz zum Kollektivismus werden jedoch die Freiheit des Einzelnen und das Privateigentum anerkannt. Der Begriff der Solidarität hat seine Ursprünge im römischen Recht, wurde jedoch v.a. seit dem 18. Jahrhundert (auch im Zusammenhang mit der französischen Revolution) zunehmend populärer und über seinen ursprünglichen schuldrechtlichen Kontext hinaus verallgemeinert. Der Begriff fand Eingang in die Politik(-wissenschaft), Soziologie, Theologie (insbesondere katholische Soziallehre) und Moralphilosophie, wird dort jedoch z.T. unterschiedlich verwendet. Der gemeinsame deskriptive Kern wird in der Idee eines wechselseitigen Zusammenhangs zwischen den Mitgliedern einer Gruppe von Menschen gesehen. Charakteristisch ist die Identifikation der Individuen mit der Gruppe, so dass ein Gemeinschaftscharakter besteht, der die Erwartung gegenseitiger Hilfe ebenso einschließt, wie die Bereitschaft dazu, diese zu leisten – ohne dabei jedoch einer vollständig altruistischen Motivation zu bedürfen. In der individualistisch geprägten Moralphilosophie ist lediglich ein schwacher Solidaritätsbegriff vertretbar. In diesem Sinne ist die Begriffsverwendung ähnlich jener im Versicherungsbereich: Individuen gehen zur Sicherung ihrer Interessen lediglich freiwillige und begrenzte wechselseitige Verpflichtungen ein.

Autor(en): Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Prof. Dr. Christian Hagist, Dr. Arne Leifels

 

260px 77px