Agentur Teil 4: Der Traum von der Selbstständigkeit

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Markus Dornseifer ist Versicherungsvertreter von der Pike auf. Derzeit arbeitet er noch in einer Agentur, jetzt möchte er selbstständiger Agenturleiter der Westfälischen Provinzial werden. Auf seinem Weg dorthin beschreibt er seine Erlebnisse, die Versicherungsmagazin regelmäßig veröffentlicht. 

Die Geschwindigkeit nimmt zu. Das ist überall zu spüren. Und es sind mittlerweile einige Enden, die wir zu einem guten und festen Seil zusammen bringen müssen und wollen. Einer dieser Punkte ist die formale Geschäftsgründung. Meine Geschäftspartnerin und ich haben uns nochmal tief in die Augen geblickt, Rücksprache mit dem jeweiligen Ehepartner gehalten und dann den Gang zum Notar angetreten. Wenn man ein Geschäft gründet – unabhängig der Branche – sollte so viel wie möglich zwischen den jeweiligen Partnern besprochen und geklärt sein. Niemals würde ich mich auf eine Geschäftsbeziehung einlassen, die von außen forciert oder zwangsweise angebahnt wurde, auch wenn man von so etwas in der Versicherungsbranche ja doch hin und wieder hört. Wir hingegen sind seit mehr als 18 Monaten im Kontakt, Austausch und Klärung der geplanten Ausrichtung und Philosophie.

Nur mit Ehepartnern gemeinsam kann es gehen

Hier haben wir die letzten Monate seit Juli intensiv für viele (keine Ahnung wie viele) Gespräche genutzt. Dinge wurden entschieden, Diskussionen schriftlich festgehalten und To-Do-Listen abgearbeitet. Zu jedem Zeitpunkt wusste der jeweils andere über die Tätigkeiten des Geschäftspartners Bescheid. Mit dieser hohen Transparenz soll es auch zukünftig weitergehen.

Unsere Ehepartner sollten, nein müssen ebenfalls voll und ganz hinter unserem Vorhaben stehen. Nur wenn meine Frau den Segen gibt und der Ehemann meiner Partnerin den Daumen ebenfalls hebt, hat die Sache Wert. Wir werden in der Woche mehr Zeit im Büro, als zu Hause verbringen, viel Geld "vermischen" und bringen unterschiedliche Qualitäten in das Geschäft ein. Sollte es wider Erwarten doch nicht klappen, hängen die Familien "irgendwie" auch mit drin. Aber – und auch das ist ein Tipp an jeden, der sich mit Geschäftspartner selbständig machen will – wir haben diese wichtigen "Personen" bei einem Essen zusammengebracht und binden beide in verschiedene Tätigkeiten mit ein. 

Beim Notar

Stand also noch der Termin beim Notar an. Dieser ist a) Kunde der aktuellen Agentur, b) der Rechtsanwalt der aktuellen Agenturinhaberin und c) ein sehr erfahrener Mensch. Das Gespräch war locker und freundlich. Die Unterschriften, die notariell begutachtet wurden, gingen leichter von der Hand als ursprünglich mal erwartet. Die Bestätigung über die Eintragung ins Handelsregister kam in wenigen Tagen – inklusive der Kostennote des Notars. Dieser Teil der Geschäftsgründung lief also sehr reibungslos, wenn man von den ersten Vertragsentwürfen, die verworfen wurden, absieht.

Pünktliche Handwerker

In der Zwischenzeit geht es auf der Baustelle weiter. Mittlerweile haben wir eine Kostenplanung, die bei einem niedrigen sechsstelligen Wert angekommen ist. Boden- und Deckenarbeiten, Trockenbau, eine neue Verkabelung, das neue Netzwerk, Mobiliar und Technik - alles wurde und wird von und durch uns selbst ausgewählt, beauftragt oder teilweise ausgeführt. So kommen wir recht häufig in den "Genuss" des Baustellengeruchs. Es macht zwar unendlich Spaß zu sehen was wir dabei schaffen, aber als Versicherungsvermittler ist man meist doch nur der bessere "Hiwi" für die Handwerker. Aber die Stimmung ist gut, die Unternehmer sind – im Gegensatz einer pauschalen, landläufigen Meinung – zuverlässig und pünktlich.

Auf vieles ist zu achten

Schwierig wird es nur dann, wenn bestimmte Gesetze und Verordnungen ins Spiel kommen. So war mir bisher nicht bekannt, dass ein Arbeitsplatz mindestens 60 cm Abstand vom Stromverteilerkasten haben muss. Wird die Distanz kleiner, kann einem die Berufsgenossenschaft aufs sprichwörtliche Dach steigen. Und auch die Be-/Entlüftung ist klar geregelt, was dazu führt, dass wir gefühlt turbinengroße Lüftungsrohre unter der Decke verlegen lassen müssen. Die Kernbohrungen durch Außenwand und Flachdach sind dabei das kleinste Problem, aber leider ein weiterer Kostenfaktor.

Gut, dass die Familien mit anpacken. Der Ehemann meiner Partnerin ist handwerklich so fit, dass er mehr Arbeit wegräumt, als ich es je könnte. Und so teilen sich viele Arbeitsschritte mittlerweile auf. Es ist erstaunlich wie viele Einzelarbeiten anfallen. Doch Stand heute (17.Dezember 2020) liegen wir im Zeitplan und erwarten die grobe Fertigstellung bis Mitte Januar 2021.

Es wird anstrengend

Bei all dem kommt die Arbeit an und mit den Kunden aktuell zu kurz. Das wissen wir und akzeptieren das. Mit den Kunden, mit denen wir sprechen, vereinbaren wir die weitere Vorgehensweise. Dazu gehört die Vorstellung unserer Arbeitsphilosophie. Diese basiert auf Risikomanagement gemäß dem Leitspruch "We don´t sell insurances, we protect you." Manche Gewerbekunden bitten ausdrücklich darum, dass wir uns – gemeinsam – vorstellen. Aber auch das klappt reibungslos. Wir haben den Vorteil von langer Erfahrung in der Branche und bei der Provinzial, sowie der "lokalen Mentalität". 

Es gibt aber auch Situationen, die nicht so rosarot sind. Hier ist Diskussionsbereitschaft und langer Atem notwendig. Beides haben wir und sind uns vor allem bewusst, dass die nächsten Monate/Jahre durchaus an vielen Stellen anstrengend werden können. Unerschütterlich führen wir aber unsere Linie der positiven Sprache, der klaren Worte und der Herangehensweise über eine saubere Risikoanalyse fort. Auf lange Sicht – und das will Unternehmer doch – werden wir so erfolgreich sein und bleiben. 

Covid stört

Einziges Störfeuer, mit dem wir – wie der Rest der Wirtschaft auch – zu kämpfen hat und wo uns mehr oder minder die Hände gebunden sind, ist das bedrückende Thema "Covid-Pandemie". Der nächste Shutdown ist da und auch wenn der Blick bei uns zum 1. Februar 2021 – dem eigentlichen Startdatum – geht, ist doch schon jetzt klar, dass auch nächstes Jahr überwiegend im Zeichen des Virus stehen wird. Für diese Situation müssen wir uns aufstellen und tun dies entsprechend. Es wird also digitale Zugangswege geben, angefangen bei Videotelefonie, über Vertragsverwaltungsplattformen und Online-Beratungstools. 

Ein aktuelles Buch hat den schönen Titel "Vergeude keine Krise" und darin stehen wirklich viele Tipps und Anregungen, die wir uns in unserem Post-Corona-Büro zu Nutze machen möchten. Wie das konkret alles aussieht ist momentan ein wenig wie im Nebel. Daher haben wir vor dem Jahreswechsel einen Gang heruntergeschaltet und fahren etwas mehr auf Sicht. Ankommen werden wir definitiv, auch pünktlich. Vieles liegt aber noch unsichtbar vor uns. Kann es eine spannendere Herausforderung so kurz vor dem Jahreswechsel geben?

Wir wünschen allen Leser(inne)n eine schöne Zeit, einen guten Rutsch ins Jahr 2021, sowie Gesundheit und Durchhaltevermögen!

Autor(en): Markus Dornseifer

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