ALH Gruppe trotzte der Pandemie

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Hoch zufrieden mit Entwicklungen des vergangenen Jahres zeigten sich auf der virtuellen Jahrespressekonferenz die Vorstände der Alte Leipziger Hallesche Gruppe (ALH). Auch die Corona-Pandemie konnte den Höhenflug des Versicherers nicht stoppen. Vor Selbstbewusstsein über ihr Unternehmen strotzend präsentierten die Vorstände die Geschäftsergebnisse für 2020. "Trotz der Pandemie konnte die ALH Gruppe 2020 die Umsätze des wirtschaftlich hervorragenden Vorjahres bestätigten oder sogar noch übertreffen", erläuterte der Vorstandsvorsitzende Christoph Bohn. Die Beitragseinnahmen der gesamten Gruppe Beitragseinnahmen sind im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro gewachsen. Auch der Start ins neue Jahr 2021 sei positiv verlaufen, berichtete Bohn. Im ersten Quartal liege man überall über dem Vorjahr.

Bei der Alten Leipziger Leben sind die Bruttobeiträge mit 3,8 Prozent auf rund 2,8 Milliarden Euro deutlich stärker gewachsen als der Branchenschnitt (+ 0,4 Prozent). Die Mehrheit sei dabei auf laufende Beiträge gefallen (1,9 Milliarden Euro). Das Neugeschäft habe zum zweiten Mal die Milliarden-Euro-Grenze übersprungen. Es wuchs mit einem Plus von 2,1 Prozent von 1.034 Millionen Euro auf 1.056 Millionen Euro.

Solvabilitätsquote bei 300 Prozent

Die Kapitalanlagen erhöhten sich um 4,5 Prozent auf 26,1 Milliarden Euro Der Aufwand für die Zinszusatzreserve (ZZR) ist wegen des Niedrigzinsszenarios um 328 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr (2019: 279 Millionen Euro) gestiegen. Zu Finanzierung der ZZR wurden, wie im Vorjahr, außerordentliche Kapitalerträge realisiert, so dass die Nettoverzinsung mit 3,51 Prozent auf einem ähnlichen Niveau lag wie 2019 (3,49 Prozent). Der Rohüberschuss vor Steuern sank vor allem aufgrund der Zuwendungen zur ZZR auf 278 Millionen Euro (2019: 332 Millionen Euro). Erstmals konnte das Eigenkapital auf über eine Milliarde (1.006 Millionen Euro) erhöht werden (2019: 970 Millionen Euro). "Für uns als Verein ist dies besonders wichtig", erklärte Bohn.

Die Solvabilitätsquote betrug 300 Prozent ohne Übergangsmaßnahmen, berichtete der Vorstandsvorsitzende weiter. Damit sei man der einzige Versicherer unter den Top Ten, der keine Übergangsmaßnahmen anwende.

Nettoverzinsung sank minimal

Die gebuchten Bruttobeiträge beliefen sich 2020 bei der Halleschen auf rund 1,3 Milliarden Euro, ein Plus von 3,6 Prozent und damit leicht unter dem Marktdurchschnitt.  Das Neugeschäft stieg (ohne gesetzlichen Zuschlag) um 3,6 Prozent auf 3,2 Millionen Euro (2019: 3,1 Millionen Euro). Die Nettoverzinsung sank minimal von drei Prozent auf 2,9 Prozent im Jahr 2020.

Besonders erfreulich ist für den Krankenversicherer der Zuwachs der betrieblichen Krankenzusatzversicherungen (bKV). Diese sind ein wesentliches Strategiefeld des Unternehmens. Die bKV-Policen machten 23 Prozent des Neugeschäfts aus. Im Jahr 2016 waren es gerade mal drei Prozent. Zwölf Millionen Euro musste die Hallesche 2020 an Aufwendungen durch Corona leisten. Davon entfielen neun Millionen auf Aufwendungen die aufgrund gesetzlicher Vorgaben anfielen.

Der Sach- und Unfallversicherer Alte Leipziger Versicherung AG konnte 2020 bei den Beitragseinnahmen ein Umsatzplus von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr einfahren (383,3 Millionen Euro). Die Nettoschadenquote verringerte sich mit 66,3 Prozent gegenüber 2019 (69,4 Prozent) deutlich. In der Folge sank die Schaden-/Kostenquote gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozentpunkte auf 98,3 Prozent. Der Jahresüberschuss vor Steuern lag 2020 bei 8,4 Millionen Euro. Der Versicherer hat seine Privatkundentarife 2020 weiter erneuert. Nach der Hausratversicherung wurde die Privathaftpflicht komplett überarbeitet und modernisiert, beispielsweise durch ein Cyber-Paket. Das Gewerbegeschäft verzeichnete erneut ein sehr gutes Wachstum von 6,6 Prozent. Der Anteil gewerblicher Versicherungen am gesamten Beitragsvolumen liegt mittlerweile bei 34,3 Prozent.

Kaum von Corona tangiert

Corona habe die Versicherungsgruppe im vergangenen Jahr kaum tangiert, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Jürgen Bierbaum. "Bislang hat die Corona-Epidemie keine Auswirkungen auf unser Portfolio gezeigt", weiß der Aktuar. Einzig der Bereich Einzelhandelsimmobilien sei leicht betroffen gewesen. Hier habe man Ertragsausfälle in Höhe von fünf Millionen Euro verbuchen müssen.

Intern hat die Versicherungsgruppe schnell und flexibel auf den Corona-Virus reagiert. Bereits seit 2016 existiert die Projektgruppe „Arbeitsplatz der Zukunft“. Sie hat den Auftrag, eine moderne, zukunftsfähige Arbeitsumgebung zu schaffen. Zu Beginn des ersten habe sich ausgezahlt, dass bereits vor der Pandemie umfassende Modernisierungsschritte eingeleitet wurden. So sei es schnell gelungen, auf das Arbeiten im Homeoffice umzustellen. Derzeit arbeiten 75 bis 80 Prozent der Mitarbeitenden im Homeoffice.

Einige Produkthighlights

Die komplett überarbeitete Berufsunfähigkeits (BU)-Versicherung der Alte Leipziger Leben hat sich im vergangenen Jahr zum Hit gemausert. Die komplette Überholung habe sich gelohnt, so Bierbaum. Von 2019 bis 2020 habe sich das Neugeschäft in BU um 40 Prozent gesteigert. Im Bereich private Altersvorsorge steige der Anteil fondsgebundener Produkte. Er liegt mittlerweile bei 35 Prozent.

Riester und die klassische Lebensversicherung mit fester Garantie seien Auslaufprodukte. Die Ankündigung des Bundesfinanzministeriums den Höchstrechnungszins der Lebensversicherungen auf 0,25 Prozent im kommenden Jahr zu senken, beschleunige diesen Prozess noch. "Aus aktuarieller Sicht ist die Zinsabsenkung sinnvoll. Wenn aber die Riester-Rente nicht reformiert wird und die Garantien angepasst werden, ist dies der Tod der Riester-Rente durch die Hintertür", zeigt sich Bierbaum überzeugt.

Betriebliches Pflegeprodukt vor dem Rollout

Im Portfolio der Halleschen hat man sich 2020 auf eine neue Zielgruppe fokussiert: Personen, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen. Diesen bietet der Versicherer sehr erfolgreich das Produkt "Hi.Germany" an, erläutert Vorstandsmitglied Wiltrud Pekarek. Neben der gezielten Ansprache neuer Zielgruppen, sei aber die Vollversicherung eine tragende Säule des Geschäfts. "Die Bedeutung von Gesundheit steigt. Dies ist ein guter Nährboden für die private Krankenversicherung", so Pekarek.

Mit der bKV habe man absolutes Neuland betreten berichtet Vertriebsvorstand Frank Kettnaker. Bereits 2012 wurde innerbetrieblich das Kompetenzcenter Firmenkunden gegründet. Aus diesem sei zunächst 2014 der Hallesche-Vorsorge-Scheck entwickelt worden, 2018 der bKV-Budgettarif. „Wir haben in die Entwicklungen viel Geld, Zeit und Mensch investiert“, erklärt der Vertriebsvorstand. Obwohl es mittlerweile Kokurrenzprodukte zum bKV-Angebot der Halleschen gibt, bleiben die Versicherungsmakler dem Original treu. Auf die Konkurrenz abgesprochen, sagte Kettnaker: Ich hoffe nur, dass sie nicht nur kopieren, sondern auch kalkulieren“. Dies sei wichtig, damit nicht der gesamte Markt in Schieflage komme. Ab 1. April 2021 wir die neueste Innovation an den Start gehen: ein betriebliches Pflegeprodukt.

Autor(en): Alexa Michopoulos

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