Analyse Erwerbsunfähigkeit: Noch Luft nach oben

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Das Analysehaus Morgen & Morgen hat 18 Erwerbsunfähigkeits-Tarife von 13 Anbietern bewertet. Die Untersuchung zeigt, dass sich die Anbieter noch verbessern können. Allein das Angebot der Metallrente (Swiss Life) erreichte als einziges Produkt die Höchstnote „ausgezeichnet“. Zehn Tarife erhielten vier Sterne.

Der vorzeitige Verlust der Arbeitskraft ist gesetzlich geschützt. Doch die Rente fällt mager aus. Viele sind betroffen. Jeder vierte Arbeitnehmer scheidet aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Arbeitsleben aus. Nach Meinung der Deutschen Rentenversicherung (DRV) gibt es während des gesamten Berufslebens „Sicherheit“. Denn wer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann, erhält eine Erwerbsminderungsrente.

Anfang 2019 gab es 1,8 Millionen Empfänger. Die Frührentner müssen aber mit einem geringen Einkommen auskommen. Daher rutschen viele Bezieher einer Erwerbsminderungsrente in die Grundsicherung. 2017 waren dies über 15 Prozent. Privater Schutz ist also unerlässlich.

BU-Schutz für viele Berufsgruppen oft zu teuer

Die beste Vorsorge ist eine Berufsunfähigkeits-Versicherung. Sie zahlt, wenn man in seinem Beruf nicht mehr arbeiten kann, wenn beispielsweise der Bäcker an einer Mehlstauballergie erkrankt. Doch für die, die eine solche Versicherung am dringendsten brauchen, wie Krankenpfleger, Dachdecker oder Fliesenleger und andere körperlich hart arbeitende Berufstätige, ist sie oft unbezahlbar. Grund sind meist die zu hohen Beiträge aufgrund von körperlicher Tätigkeit im ausgeübten Beruf. Eine Dachdeckerin beispielsweise zahlt 135,85 Euro monatlich für den günstigsten BU-Tarif. Bei einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung, als alternative Absicherungsform zur BU, sind es beim günstigsten Tarif nur 51,58 Euro monatlich, wie Morgen & Morgen ermittelt hat. Denn die privaten Versicherungsunternehmen suchen sich die „guten“ Risiken heraus.

Alternative Absicherung meist besser als gar keine

Daher rät Professor Michael Hauer, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) allen Vermittlern: „Man sollte sich daher im Beratungsgespräch nicht auf die Berufsunfähigkeits-Versicherung als einziges Produkt versteifen, sondern die Frage in den Vordergrund stellen, welcher Versicherungsschutz am besten zum Kunden und seinen individuellen beruflichen, finanziellen und gesundheitlichen Verhältnissen passt.“ Eine alternative Absicherung wäre meist besser als gar keine. Neben der privaten Unfallversicherung steht auch die Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) zur Verfügung. Anscheinend ist der Markt aber kaum attraktiv für die Versicherer. So hat nun Morgen & Morgen im neuen Rating sogar einen Rückgang der Tarifanzahl festgestellt.

Angebote mit guten Bedingungsniveau

Insgesamt wären die angebotenen Tarife aber auf einem guten Bedingungsniveau. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung sei neben der Berufsunfähigkeitsversicherung die einzige Möglichkeit, die eigene Arbeitskraft wirklich abzusichern. Ausschließlich sie verknüpfe auch abstrakt eine gesundheitliche Beeinträchtigung mit der Möglichkeit ein Erwerbseinkommen zu erzielen. „Daher ist es kaum verständlich, dass die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ein Schattendasein fristet,“ sagt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei Morgen & Morgen, erstaunt.

Seit 2019 analysiert das Analysehaus die Bedingungen der EU-Versicherer. Damals umfasste die Analyse 24 Tarife, 2021 sind es nur noch 18 Tarife. Ausschlaggebendes Kriterium, das nur der Fünf-Sterne-Tarif der Metallrente erfüllt, ist die Leistung analog der Vorgabe zur gesetzlichen Rentenversicherung. Nämlich die Voraussetzung, dass der Versicherungsnehmer nur noch weniger als sechs Stunden zu arbeiten vermag. Alle anderen Tarife enthalten in ihren Bedingungen die Grenze von drei Stunden und weniger.

Das komplette Rating zu Erwerbsunfähigkeits-Versicherungen kann bei Morgen & Morgen heruntergeladen werden.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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