Axa: Weiterbildungspflicht für Lieferwagenfahrer gefordert

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Für Kurierfahrer, Spediteure und sonstige Berufsfahrer, die mit Lieferwagen unterwegs sind, sollte der Gesetzgeber eine Weiterbildungspflicht einführen. Das forderte die Axa Versicherung aufgrund von Crashtests im schweizerischen Wildhaus. Vor allem Kinder sind durch Lieferwagen gefährdet.

Rund 60 Prozent aller Unfälle mit Lieferwagen ereignen sich laut statistischem Bundesamt innerorts. Bei Unfällen mit Güterkraftfahrzeugen sind immer häufiger Kleintransporter beteiligt. Von 1995 bis 2013 stieg der Anteil von Kleintransporter-Unfällen mit Personenschaden um mehr als zehn Prozent.

In mehr als 63 Prozent der Fälle sind Lieferwagen-Fahrer nach Einschätzung der Polizei auch die Hauptunfallverursacher. Lieferwagen seien beliebt, weil sie auch am Sonn- und Feiertagen gefahren werden dürfen. Sie würden sehr schnell gefahren, weil vor allem Kurierfahrer oft unter hohem Zeitdruck stehen. "Unaufmerksamkeit ist eine der häufigsten Unfallursachen bei Lieferwagen", warnte Bettina Zahnd, Leiterin der Abteilung Unfallforschung und Prävention der Axa Winterthur.

Hohe Gefahr durch Gelegenheitsfahrer
Sehr gefährlich sind zudem Laienfahrer, die Lieferwagen nur kurzfristig, vor allem am Wochenende für Umzüge, nutzen. So verursachten privat genutzte Kleintransporter nach einer Auswertung der Axa 44 Prozent mehr Sachschäden in der Kraftfahrt-Haftpflichtversicherung als Personenkraftwagen. Gelegenheitsfahrer sind meist männlich, Städter und zwischen 25 und 54 Jahre alt. Sie haben am meisten Mühe mit der Masse des Fahrzeugs, mit ihrer eigenen Ungeübtheit sowie mit dem großen toten Winkel von Lieferwagen, so eine Studie, die im Auftrag der Axa Winterthur und der Stiftung für Prävention in der Schweiz erstellt wurde.

Die ungewohnte Höhe, Breite und Länge des Kleinlasters überfordern viele Gelegenheitsfahrer. Schwere Schäden passieren, wenn diese die Höhe des Fahrzeuges nicht kennen und etwa mit einer Brücke kollidieren. Dies zeigte eindrucksvoll ein Crashtest in Wildhaus. Bei der Kollision, die den Aufbau des Lieferwagens stark deformierte, stürzte die Ladung auf die Straße. Das gefährdet in hohem Maße andere Verkehrsteilnehmer.

Fahrzeuge sind häufig überladen
Die Simulation mit einem Kind, dass auf die Straße von einem Lieferwagen erfasst wurde, zeigte, dass durch die steile Fahrzeugfront schwere, meist tödliche Kopfverletzungen zu erwarten sind. Gelegenheitsfahrer neigten zudem gerade bei Umzügen dazu, ihre Fahrzeuge zu überladen. Grund sei das große Volumen der Wagen, die eine Überladung leicht ermöglicht. "Dadurch verändert sich die Fahrdynamik, der Bremsweg verlängert sich und die Ladung kann Unfälle verursachen oder die Unfallfolgen verschlimmern", erklärte Unfallforscherin Zahnd.

Probefahrt bei Anmietung unerlässlich
Daher sieht die Axa-Versicherung Vermieter von Kleintransportern in der Verantwortung. Sie müssten ihre unerfahrenen Kunden nachweislich über die Gefahren aufklären. Das findet derzeit faktisch nicht statt. Laut der Umfrage sind mehr als 80 Prozent aller Gelegenheitsfahrer vor der Fahrt von den Fahrzeugvermietern nicht gezielt ins Fahrzeug eingewiesen worden. "Wir fordern deshalb eine Informationspflicht für Vermieter sowie eine Probefahrt", so Zahnd.

Eine einfache Checkliste, die die wesentlichen Gefahren des Lieferwagens erfasst, könnte in der Praxis Wunder wirken. Vermieter, die garantierten, dass ihre Kunden vor der Fahrt umfassend aufgeklärt werden und ihre Kunden auf einer Probefahrt begleiteten, würden einen neuen Qualitätsstandard erreichen, mit dem sie auch werben könnten. Gleichzeitig appelliert die Axa an Gelegenheitsfahrer von Lieferwagen innerorts besonders langsam und vorsichtig zu fahren und vor allem auf Kinder und Radfahrer zu achten.

Bildquelle: © Uwe Schmidt-Kasparek

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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