bAV: Hoffnung auf Markt für Sozialpartnermodell

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Viele Experten erwarten, dass das Sozialpartnermodell (SPM) den Wettbewerb in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) beflügelt - so der Tenor der diesjährigen "Handelsblatt Jahrestagung Betriebliche Altersversorgung".

Dort stellte Jürgen Bierbaum, von der "Initiative Vorsorge", eine Art Baukastenlösung vor, die individuell an die Bedürfnisse der Sozialpartner angepasst werden kann. Die Initiative Vorsorge ist ein Konsortium von Alter Leipziger, Die Bayerische, LV 1871 und Volkswohlbund. "Wir sind bereit, haben aber noch kein Geschäft", so Bierbaum. Bisher, obwohl rechtlich seit fünf Jahren möglich, gibt es erst zwei zugelassene SPM. Das Chemie-SPM basiert auf einem Tarifvereinbarung der Sozialpartner IGBCE und BAVC. Als erste profitieren können die Tarifbeschäftigten in den Betrieben der chemischen Industrie, die für ihre Altersvorsorge auf den ChemiePensionsfonds der R+V setzen. Hier können die Arbeitnehmer bereit über eine reine Beitragszusage für ihre Betriebsrente sparen. Das Energie-SPM startet ab 2023. Es basiert auf einem Tarifvertrag der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, der Industriegewerkschaft IGBCE, des Energieunternehmens Uniper, des Arbeitgeberverbands energie- und wasserwirtschaftlicher Unternehmungen (AVEW) und der Arbeitgebervereinigung Bayerischer Energieversorgungsunternehmen (AGV Bayern). Bei einer reinen Beitragszusage gibt es für die Arbeitnehmer keine garantierten Leistungen mehr. Weitere SPM sollen aber bald starten.

Stabile Altersvorsorge ohne Garantie

Garantien, so die einhellige Meinung der meisten Experten auf der Tagung, sind nicht notwendig, um eine stabile und renditestarke Altersvorsorge zu ermöglichen. Um den Markt zu pushen will die Ampelkoalition künftig die SPM auch für Unternehmen öffnen, die nicht tarifgebunden sind. Das bestätigte Florian Toncar, Staatsekretär im Bundesministerium der Finanzen in einem Video-Statement. Professor Oskar Goecke von der Technischen Hochschule Köln zeigte anhand einer Untersuchung von über 300 Sparverträgen seit 1950, dass sich Garantien nicht auszahlen. Dabei wurden die kaufkraftbereinigten Renditen von Bundesanleihen der des Dax gegenübergestellt.

"Im Ergebnis erzielten die Verträge, die in den Dax investieren, im Durchschnitt eine Rente von 1.000 Euro, während es bei sicheren Verträgen nur 500 Euro waren“, erläuterte Goecke. Nur einer der fiktiven Verträge sei im Dax schlechter gewesen als bei Bundesanleihen. Um solche Kunden, die das Pech haben, dass ihr Vertrag in einem Börsentief ausläuft, nicht zu schädigen, würde man im SPM Reserven einbauen.

Wie Reserven wirken

Das sei wie bei einem Staudamm. Wenn es mehr regnet, würde das Wasser gestaut. Dadurch gebe es immer einen gleichmäßigen Abfluss. "Ich zeige auf, dass es ohne Garantien besser geht. Dass müssen wir nur noch an die Arbeitnehmer weitergeben", so Goecke. Auch Verbraucherschützer favorisieren eine Kapitalanlage ohne Garantien. "Wir wollen für die private Altersvorsorge eine kleine Behörde einrichten, die das Kapital für unsere Extrarente mit geringen Kosten anlegt", erläuterte Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Bei einem solchen Fonds für Verbraucher würden über ein Opting out kaum Vertriebskosten anfallen und ohne Garantien sei dann das Monopol der Versicherer beseitigt.

Digitale Rentenübersicht startet im Sommer 2023

Die Online-Rentenübersicht ist hingegen weitgehend fertiggestellt und soll nach einer Testphase im Sommer 2023 der Öffentlichkeit zugänglich sein. Über die Steueridentifikationsnummer werden die Daten dem jeweiligen Bürger zugeordnet. Er kann über die öffentliche Seite des Portals feststellen, ob seine Vorsorgeeinrichtung bereits implementiert ist. Da die Renteninformation der Deutschen Rentenversicherung hinterlegt ist, können sich rund 90 Prozent der Bürger immerhin schon ein Teilergebnis anschauen. Dies passiert über den geschlossenen Bereich der Plattform.

"Die Nutzer können sich über ihren Personalausweis identifizieren", erläuterte Imke Petersen von der Zentralen Stelle für die Digitale Rentenübersicht (ZfDR). Der Bürger erhält einen Überblick, über die Rentenleistungen, die er zu erwarten hat. Dargestellt werden sie nach Auszahlungsart. So wird unterschieden zwischen lebenslanger Rente, einer Zeitrente oder einer Einmalzahlung. "Dargestellt wird anfänglich der erreichbare prognostizierte Wert, wann die entsprechende Rentenleistung startet und in welchem Intervall sie ausgezahlt wird", erläuterte Petersen. Über weitere Seiten kann der Nutzer Detailinformationen über die einzelnen Produkte abrufen und sich diese auch ausdrucken.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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