BDVM: „Harter Markt“ ist neuer Normalzustand

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Die Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler müssen derzeit hart kämpfen, um in der Industrie- und Gewerbeversicherung für ihre Kunden optimalen Schutz am Markt zu besorgen. Ein „harter Markt“ bestimmt derzeit die Gewerbe- und Industrieversicherung. „Das ist der neue Normalzustand“, sagte Thomas Haukje, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) anlässlich der Jahrespressekonferenz. Die Prämien steigen im Schnitt zwischen vier und fünf Prozent. Haukje: „Das ist aber nur der Durchschnitt. Es gibt oft deutliche Ausschläge nach oben.“

Prämienanstieg auf für „gute“ Flotten

In der Flottenversicherung starten die Erhöhungen oft sogar bei zehn Prozent. „Hier sind sich die Erst- und Rückversicherer einig“, so Haukje. Diese Prämiensteigerungen würden aber nur für gut verlaufende Flotten gelten. Flotten mit einer schlechten Schadenquote von 150 oder 200 Prozent müssten mit ganz anderen Prämiensteigerungen rechnen. Laut Haukje würden derzeit je nach Assekuranz zwischen zweimal bis fünfmal so viele Flotten am Markt ausgeschrieben. Das führe zu einer schwierigen Engpasssituation, denn die Versicherer wären für diese Situation personell vollkommen unterbesetzt.

„Und sie können einen Flottenvertrag nicht einfach einmal um einen Monat verlängern“, erläuterte Haukje. Grund sei, dass der Schutz in der Regel zum 31.12. um 24.00 Uhr abläuft. Schon vor diesem Zeitpunkt müssten die Fuhrparkbesitzer das neue Angebot akzeptieren oder die Prämienerhöhung des Altversicherers hinnehmen. Hintergrund ist, dass aufgrund der Pflichtversicherung in der Autoversicherung beim Versicherungswechsel neue Elektronische Versicherungsbestätigungen (eVB) über die Zulassungsstellen für die Flottenfahrzeuge generiert werden müssen.

Kürzung der Deckungssummen

Besonders problematisch sei die Situation zudem in der Sachversicherung. Hier würden die Versicherer teilweise rein vorsorglich die Verträge kündigen. Zudem seien Kapazitätskürzungen von bis zu 50 Prozent möglich. Wichtige Informationen, wie eine Gefahrerhöhung, weil eine Alarmanlage bei einem Unternehmen ausgefallen ist, würden von den Versicherern nicht entgegengenommen, weil es keinen Ansprechpartner gebe. Im Schadenfall müsste der Kunde dann damit rechnen, dass es Streit um die Regulierung gibt. Kleinere Schäden in Höhe von 5.000 bis 10.000 Euro würden oft nicht bezahlt, weil die ausgelagerten Regulierungsdienstleister vielfach inhaltlich nicht in der Lage seien, den Schaden korrekt abzuwickeln.

Keine Ansprechpartner bei den Versicherern

Grundsätzlich beklagt der BDVM in allen Sparten Personalengpässe bei den Assekuranzen. „Wir haben seit langer Zeit ein großes Problem mit kompetenten Ansprechpartnern“, sagte BDVM-Vizepräsidentin Julie Schellack. Die Versicherer würden vereinbarte Qualitätsstandards, etwa Rückmeldequoten, längst nicht mehr einhalten. Dies würde zu einer Konsolidierung des Maklermarkts führen. Denn starke Versicherungsmakler, die einen großen Bestand bei einzelnen Versicherern hätten, erhielten nicht nur bessere Konditionen, sondern würden auch hinsichtlich persönlicher Ansprechpartner bevorzugt.

„Viele kleine Versicherungsmakler geben aus Frust auf, wenn sie immer wieder in der Warteschleife eines Callcenters hängen“, sagte Schellack. Die Versicherungsmakler fühlen sich aber auch digital von den Assekuranzen abgehängt. „Der Maklerkanal steht aus Sicht der Versicherer am Ende der Nahrungskette“, beklagte BDVM-Vizepräsident Hartmut Goebel. Eine unabhängige und übergreifende digitale Plattform für die Versicherungsvermittlung sei nicht in Sicht. Das führe dazu das immer mehr Versicherungsmakler sich Verbünden und Pools anschließen und so ihre Unabhängigkeit riskieren würden.

Kunden investieren zu wenig in IT-Sicherheit

Bei Cyberversicherung gibt es hingegen eine positive Entwicklung. „Die Versicherer praktizieren weitgehend eine standardisierte Risikoabfrage“, erläuterte Dr. Sven Erichsen von BDVM-Versicherungsmakler Finlex. „Die meisten Unternehmen haben mittlerweile auch erkannt, dass sie ein Cyberrisiko haben.“, so der Experte. Dennoch würden viele deutlich zu wenig in ihre IT-Sicherheit investieren. Erichsen. „Derzeit müssen wir rund 50 Prozent aller Neukunden mitteilen, dass sie unversicherbar sind.“

Er warnte die Unternehmen aber davor falsche Angaben zum Stand der IT-Sicherheit zu machen. Im Schadenfall würde dies über die IT-Forensik immer festgestellt und führe dann regelmäßig zu einem juristischen Streit um die Leistungen. In der Regel könnten Versicherungsmakler aber trotzdem eine ausreichende Leistungsquote mit den Assekuranzen verhandeln.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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