Beim Einsatz von Big Data endlich umdenken

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Beim Thema Datensicherheit verhalten sich die Bundesbürger äußerst ambivalent: Diffuse Ängste vor "Big Data" bei gleichzeitig sorgloser Datenweitergabe im Netz. Dies dokumentiert eine aktuelle Untersuchung im Auftrag des Goslar Instituts. Die Schlussfolgerung der Studie: Ein Paradigmenwechsel muss her.

Einerseits sorgen sie sich sehr, dass ihre persönlichen Daten missbraucht werden könnten, und lassen sich von diffusen Ängsten vor „Big Data“ umtreiben. Dazu tragen nicht zuletzt auch Skandale wie der aktuelle Datenklau bei Prominenten bei. Andererseits gehen die Bürger selbst ausgesprochen sorglos mit Informationen zu ihrer Privatsphäre um.

Dieses Missverhältnis im Umgang mit Big Data und Datenschutz torpediert aus Sicht der Autoren die Chancen der Digitalisierung für Bürger, Wirtschaft und die Gesellschaft. Sie fordern daher einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Big Data und dem Schutz von Daten.

Digitalisierung bedarf breiter Akzeptanz

Mögen manche Befürchtungen in Bezug auf den „gläsernen Menschen“ überzogen sein, so seien die Sorgen der Menschen vor einer unerwünschten Verwendung ihrer Daten dennoch ernst zu nehmen. Denn für die Digitalisierung gelte in einem ganz besonderen Maß: Sie bedarf möglichst breiter Akzeptanz, soll sie nicht zum Spielball gesellschaftlicher oder politischer Kontroversen werden, die eine nutzbringende Entwicklung am Ende blockieren.

Die Verantwortlichen in der Politik gingen dagegen vielfach von optimistischen, zum Teil geradezu idealistischen Grundannahmen aus, wie die Studie des Goslars Instituts „Big Data: Bürgerschreck oder Hoffnungsträger?“ offenbart.

Bürger hinterlässt sorglos breite Spur an persönlichen Daten

Gleichzeitig, trotz der überwiegend skeptischen Grundeinstellung in der Bevölkerung gegenüber Big Data, hinterlassen die Bürger im Internet, in den sozialen Netzwerken sorglos eine breite Spur an persönlichen Informationen. Daraus leiten die Verfasser der Studie ein Nutzer-Paradoxon ab: „Der Nutzer als Bürger ist skeptisch, schutzbedürftig und kulturpessimistisch, als Verbraucher ist er sorglos, bequem und pragmatisch“, heißt es in der Studie.

Daher bedarf es aus Sicht der Experten eines Paradigmenwechsels im Umgang mit Big Data. Dieser Paradigmenwechsel soll im Kern den Wandel der Datenschutzdiskussion vom Schutz- zum Handlungskonzept beinhalten: Damit soll der Bürger in seiner Rolle als Nutzer digitaler Technologien so unterstützt werden, dass er seine Daten sicher zu den von ihm gewünschten Zwecken weitergeben kann.

Unternehmen ethisch verpflichtet, Chancen von Big Data zu fördern

In einem solchen System wäre der Nutzer weniger als Schutzobjekt zu verstehen, sondern als Datengeber oder gar Datenhändler. Dies erfordere auch ein anderes Rollenverständnis der Wirtschaft. Unternehmen seien so aufgefordert, mithilfe von Big Data positive Beiträge für gesellschaftlich relevante Zwecke zu ermöglichen. Unternehmen würden ethisch verpflichtet, die Chancen von Big Data oder Künstlicher Intelligenz für Zwecke des Gemeinwohls zu nutzen, erklären die Verfasser der Studie.

Das Fazit der Studie: „Die Bürger wertschätzen den Mehrwert, den Smart Services ihnen bieten können. Die Grundskepsis gegenüber Big Data kippt, wenn konkrete, nutzenstiftende Anwendungen genannt werden.“

Quelle: Goslar Institut Studiengesellschaft für verbrauchergerechtes Versichern e.V.

Autor(en): Versicherungsmagazin

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