Betriebsrente: Unternehmen gewinnen und einfach verwalten

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Viele Menschen haben kein Geld oder sind einfach nicht gewillt, in eine betriebliche Altersversorgung zu investieren. Ein neues Handy ist ihnen oft weitaus wichtiger. Zudem haben sehr viele ein sehr geringes oder gar kein Finanzwissen. So die Position von Peter Kolm, Geschäftsführer der Pension & Compensation Consultants GmbH (Homepage: pcak.de). Wie er ansonsten die Lage auf dem bAV-Markt einschätzt und wie zum Beispiel sein Unternehmen bAV-skeptische Unternehmen überzeugt, verrät er in einem exklusiven VM-Interview.

VM: Herr Kolm, noch immer gibt es Unternehmen ohne betriebliche Altersversorgung. Welche Gründe verhindern nach Ihrer Erfahrung die Einrichtung einer bAV?
Peter Kolm: Im Konzernbereich ist die bAV sehr präsent und auch das notwendige Knowhow ist hoch. Mit abnehmender Firmengröße sinkt beides. Knowhow ist aber der Dreh- und Angelpunkt der bAV. Aber woher soll ein Unternehmen – sagen wir mit 100 Mitarbeitern oder kleiner – das entsprechende fachliche Knowhow haben? Dort hat man meist schlicht keine Zeit, sich ausführlich mit der bAV zu befassen. Und Geld für gute Beratung will oder kann man aber oft auch nicht ausgeben

Man darf aber auch nicht übersehen, dass sich viele Beschäftigte nicht für die bAV interessieren und zum Beispiel ihren Rechtsanspruch auf Entgeltumwandlung nicht einfordern. Hier haben wir im Grunde die gleichen Probleme. Viele haben schlicht kein Geld dafür oder wollen für die Altersversorgung nichts aufwenden. Ein neues Handy ist oft wichtiger. Und sehr viele haben erschreckend geringes oder gar kein Finanzwissen. Es lassen sich also drei Hauptgründe benennen. Mangelndes Fachwissen, Kosten für die bAV und die Beratung, mangelndes Interesse der Mitarbeiter.

VM: Welche (Vor)-Urteile haben viele Unternehmer(n) gegenüber der bAV?
Kolm:
Zu teuer und zu hohe Risiken, sind die Hauptvorurteile. Richtig liegen die Unternehmer hingegen, wenn sie die bAV als kompliziert ansehen. Gegen die Komplexität helfen gute Berater. Und zwar bei der Einrichtung und bei der laufenden Verwaltung.

VM: Sind sich kleinere Unternehmen, etwa Handwerksbetriebe, bewusst, dass die bAV gegen den Fachkräftemangel helfen kann?
Kolm: Meine Erfahrung zeigt, dass dies auch den kleineren Unternehmen sehr wohl bewusst ist. Aber für große wie auch für kleinere Handwerksbetriebe gilt: Es darf keine 'Alibi-bAV' sein. Unter Alibi-bAV verstehe ich, wenn Unternehmen bei der Entgeltumwandlung lediglich die gesetzlich vorgeschriebene pauschale Förderung in Höhe von 15 Prozent an die Mitarbeiter weitergeben. Denn diese brauchen ja nur zu googeln und wissen sofort, dass die Firma tatsächlich 20 Prozent Lohnnebenkosten einspart. Dann geht der Schuss nach hinten los und die bAV hat gegenteilige Wirkung.

VM: Man muss also mehr tun?
Kolm: Eine gute Arbeitgeberförderung kostet nicht viel Geld. So kostet eine Förderung in Höhe von 40 Prozent beispielsweise bei 20 Mitarbeitern, von denen jeder 100 Euro monatlich umwandelt, gerade einmal 400 Euro im Monat. Die Lohnsumme dieser 20 Mitarbeiter nehme ich einmal inklusive Lohnnebenkosten mit rund 72.000 Euro an. Zudem sollten man auf den entgangenen Gewinn achten, wenn Unternehmen Aufträge aus Fachkräftemangel nicht annehmen können. Gelingt es, die Zeit für die Personalsuche mit Hilfe der bAV zu verkürzen, spart das oft mehr ein als eine gute bAV kostet. Ähnliches gilt für die Bindungswirkung der bAV.

VM: Wie wirkt das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) in der Praxis bei den „bAV-Muffeln“?
Kolm: Ehrliche Antwort: gar nicht. Das in meinen Augen einzig Positive am BRSG war die verpflichtende Weitergabe der Sozialversicherungsersparnis bei Entgeltumwandlungen bei Direktversicherungen auf Arbeitgeberseite. Dies führte ja tatsächlich zu einer Verbesserung auf Seiten der Versorgungsanwärter. Und auf Vertriebsseite war endlich Schluss mit dem Argument, dass Arbeitgeber mit der Entgeltumwandlung Kosten sparen. Von der Einführung der Geringverdienerförderung, die ja 2020 sogar noch verbessert wurde, profitierten die Großunternehmen. Und dort gibt es in der Regel keine bAV-Muffel. Diese Unternehmen wissen sehr genau, warum Sie bAV betreiben.

Bleibt noch die so genannte Zielrente, die ja zentraler Bestandteil des BRSG ist, aber nur im Rahmen von Tarifverträgen umgesetzt werden kann. Soviel ich weiß, haben wir bis heute – also nach bald drei Jahren – gerade einen Haustarifvertrag, der die Zielrente umgesetzt hat.

VM: Wie überzeugt Ihr Haus skeptische Unternehmer?
Kolm: Die größten Bedenken hat ein Unternehmen hinsichtlich der Kosten, der Risiken und der Komplexität der bAV. Wir begegnen dem mit unserem Full Service bAV. Das beginnt bei der Definition einer rechtssicheren und tragfähigen bAV unter Einbindung des Altbestandes, geht weiter über die professionelle Verwaltung mit Hilfe unserer bAV-Verwaltungscloud „bixie“ bis hin zur Beratung der Mitarbeiter. Die Personalsachbearbeiter haben so auf Knopfdruck alle Informationen zur bAV und zu den einzelnen Zusagen. Bei Direktzusagen stehen auch die entsprechenden Rückstellungsverläufe zur Verfügung. Mitarbeiter können sich über firmenspezifische Betriebsrentenportale, in denen die Betriebsrente beispielsweise über kurze Videos erklärt wird, informieren und haben Zugriff auf alle Dokumente und Daten ihrer Betriebsrente und können Webcasts und Onlineberatungstermine buchen. Eine teure Beratung vor Ort ist nicht mehr erforderlich.

 

VM: Wer wird mit Ihren regelmäßigen bAV-Webinaren hauptsächlich angesprochen?
Kolm: Mit unseren bAV-Webinaren sprechen wir im Wesentlichen Mitarbeiter aus dem Personalbereich und die Geschäftsleitung an. Wir bieten zwei Webinarlinien an. Die erste Linie ist unser “bAV aktuell”, das aktuelle Themen aus der bAV in 30 Minuten behandelt. Die zweite Linie „Grundlagenwebinare“ geht sehr tief ins Fachliche.

VM: Welche Themen wurden bisher schon behandelt?
Kolm: Unser erstes Webinar haben wir 2017 als Webinarkonferenz zum Thema Betriebsrentenstärkungsgesetz gestaltet. Weitere Themen waren seitdem zum Beispiel „10 Fehler in der Entgeltumwandlung“, „Moderne bAV – Pensionsfonds & Bausteinmodelle“, „bAV for recruiting & retention“ etc.. Die Webinar-Reihe „bAV aktuell“ haben wir im Juli 2020 gestartet. Bisherige Themen waren „Entgeltumwandlung und Kurzarbeit“, „Der neue Versorgungsausgleich“, „Der neue Insolvenzschutz bei Pensionskassen“, „De neue Geringverdienerförderung §100 EStG. Die Aufzeichnungen der Webinare findet man auf unserer Homepage bei Veranstaltungen www.pcak.de.

VM: Unternehmer haben oft keine Zeit. Gibt es die Webinare auch zum „Später-Hören“ oder als Zusammenfassung?
Kolm:
Nicht nur Unternehmer haben keine Zeit. Auch Personalern fehlt die Zeit. Jeder kann unsere Webinare auf unserer Homepage ansehen. Wann und wo immer er möchte.

VM: Können Versicherungsmakler teilnehmen?
Kolm: Ja, können Sie. Jedoch nur wenn es sich um bestehende oder mögliche zukünftige Partner von uns handelt. Denn einer unserer zentralen Geschäftsbereiche ist neben der Erstellung von Bilanzgutachten die Verwaltung der betrieblichen Altersversorgung von Unternehmen über unsere bAV Cloud. Wir verfahren hier nach dem Motto: der Makler verkauft – wir verwalten. Wir vereinnahmen dann nur Verwaltungshonorar – je nach Vereinbarung direkt vom Unternehmen oder vom Versicherungsmakler.

VM: Was sind die Vorteile Ihrer Cloud-bAV-Verwaltung im Vergleich zu anderen Tools?
Kolm: Unserer bAV-Cloud „bixie“ bildet die gesamte bAV eines Unternehmens auf arbeits- steuer- und sozialversicherungsrechtlicher Ebene ab. Und das unabhängig vom Durchführungsweg, der Finanzierungsform oder der Zusageart. Damit kann jedes Versorgungswerk in allen Details betriebswirtschaftlich überwacht und gesteuert werden. Alle Daten und Dokumente einer Zusage sind beispielsweise durch den Personalsachbearbeiter auf Knopfdruck verfügbar. Sofern Direktzusagen bestehen übernehmen versicherungsmathematische Rechenkerne laufend die Berechnung der Verpflichtungen und liefern die jährlichen Bilanzgutachten.

Schnittstellen zu Payroll und Versicherungsgesellschaften auf der einen Seite und Zugänge für beispielsweise Wirtschaftsprüfer auf der anderen Seite erlauben allen Stakeholdern das Arbeiten auf einer Plattform. Unser Mitarbeiterportal erlaubt auch den Zugriff auf individuelle Daten der Betriebsrenten von Mitarbeitern auch über das Smartphone. Bixie ist allerdings nicht dahingehend ausgelegt, dass Unternehmen die Verwaltung selbst durchführen können. Ziel der meisten Unternehmen ist die Auslagerung der bAV-Administration an einen bAV-Spezialdienstleister wie uns bei gleichzeitiger absoluter Transparenz und Datenverfügbarkeit.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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