BU: Raucher zahlen künftig mehr

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Wer seine Arbeitskraft mit einer Berufsunfähigkeits-Versicherung absichern möchte, muss als Raucher künftig eine höhere Prämie zahlen als sie bei Nichtrauchern fällig wird. Das gilt ab sofort auch bei der Zurich Versicherung.

„Hierzu werden wir vom Markt getrieben“, erläuterte Jacques Wasserfall, Vorstand der Zurich Gruppe Deutschland. Mittlerweile hätten bereits sechs Lebensversicherer diese Differenzierung eingeführt. Bisher waren diese Prämienaufschläge nur bei der Risikolebensversicherung üblich. Raucher haben eine deutlich geringere Lebenserwartung. Nun rechnet die Zurich damit, dass bald alle Lebensversicherer ihre Prämienkalkulation in für die Berufsunfähigkeits-Versicherung verändern.

Wer nicht mitmacht, muss damit rechnen, nur noch Raucher als Kunden zu bekommen. Auf die Dauer könnten diese Versicherer dann gezwungen werden, ihre Prämien plötzlich deutlich zu erhöhen.  „Es ist aber auch eine Tatsache, dass Raucher ein deutlich höheres Risiko haben, berufsunfähig zu werden“, so Wasserfall. Neben dem Krebsrisiko bestehe für sie auch eine höhere Gefahr, eine Atemwegserkrankung zu erleiden.

Neues Bonus-System für Nichtraucher und Menschen mit Festanstellung

Bonus gibt es bei Zurich künftig aber nicht nur für Nichtraucher, auch wer sich höher qualifiziert oder in einem festen Arbeitsverhältnis steht, hat Vorteile. Hintergrund ist ein komplexes Scoring-Modell mit der der Versicherer die Prämien für die BU noch besser dem Risiko anpassen will. „Je nach konkreter Tätigkeit können die Nachlässe beim gleichen Beruf schon deutlich sein“, erläuterte Wasserfall. Ab August 2019 teilt die Zurich alle Kunden, die eine BU abschließen wollen, in eine von 13 Branchen ein und erhebt dafür eine Grundprämie. Der finale Preis ergibt sich aber erst, wenn weitere Fragen zur Qualifikation, Umfang der körperlichen Tätigkeit, Leitungsfunktion und Berufsstatus beantwortet wurden.

Hinter die eher klassisch anmutenden Fragen hat der Lebensversicherer gemeinsam mit dem Marktführer bei der Rückversicherung von Berufsunfähigkeitsrisiken, der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG, ein umfangreiches Scoring-System geschaltet, dass eine sehr differenzierte Prämienfindung erlaubt. Das System verdeutlichte die Assekuranz anhand eines Industriemechanikers mit abgeschlossener Ausbildung. Mit dem Bonus-System fällt für den weitergebildeten Kunden, der statt zu 100 Prozent nur noch zu 20 Prozent körperlich tätig ist und zudem im Gegensatz zum Vergleichskunden nicht mehr raucht, der Beitrag um 10,3 Prozent günstiger aus.

Gefährliche Dumpingprämien

Das neue Antragssystem, das auch eine automatische Gesundheitsprüfung erlaubt, kann ebenso von Versicherungsmaklern und Endkunden-Vergleichsportalen genutzt werden. Dabei wird direkt auf die Schnittstellen der Zurich zugegriffen. Leistungen schon bei Arbeitsunfähigkeit (AU) sind künftig nicht mehr automatischer Bestandteil der Tarife der Zurich. Die so genannte AU-Klausel ist nun ein optionaler Baustein. Diese Veränderung hätten sich viele Vermittler gewünscht, um flexibler auf die Bedürfnisse ihrer Kunden einzugehen.

Wasserfall kritisierte den scharfen Preiskampf im Markt. Bei Betrachtung des eigenen Bestandes, der rund 500.000 Policen umfasst und damit der zweitgrößte im Markt ist, würden nach Einschätzung des Managers einige Versicherer für Risiken Prämien anbieten, die „nicht passen“. Diese Anbieter müssten dann wohl eine besondere Selektion und ein spezielles Underwriting haben, damit sie die Überschussbeteiligung langfristig stabil halten können.

Im Markt ein Alleinstellungsmerkmal

Die Zurich gibt derzeit eine fünfjährige Stabilitätsgarantie auf den um Überschüsse reduzierten Nettobeitrag. „Damit haben wir im Markt ein Alleinstellungsmerkmal“, sagte Rüdiger Feilen, Produktmanager Leben bei der Zurich. Weiterhin seien die privaten Monatsrenten, die in Deutschland gegen den Verlust der Arbeitskraft in der BU abgeschlossen werden, viel zu gering.

BU-Rente immer noch zu gering

„Wir liegen derzeit im Durchschnitt bei 1100 Euro“, erläuterte Feilen. Das höre sich wenig an, sei aber gegenüber einem Schnitt von 900 Euro, der noch vor wenigen Jahren galt, schon eine deutliche Steigerung. Nach Einschätzung des Produktexperten liegt der Durchschnittsbetrag im Markt „noch einen Schnaps“ unter dem Betrag der Zurich.

Marktweit haben rund 60 Prozent aller Berufstätigen keinerlei private Absicherung gegen einen Arbeitskraftverlust. Bei Vermittlern wirbt die Zurich daher etwa auf der Seite „Mach plus mit Protection“ für BU-Schutz als erste Option. Es sei aber falsch, den Kunden deshalb Mini-Renten anzubieten. Wer sich die beste Absicherung nicht leisten könne, müsse etwa auf eine Erwerbsunfähigkeits-Versicherung ausweichen.

Termin wird innerhalb von 24 Stunden garantiert 

Mehr Service bietet die Zurich künftig im Leistungsfall. „Die Kunden können sich direkt an einen Außenregulierer oder einen unabhängigen Dienstleister wenden“, sagte Dana Hagemann, die bei der Zurich für die Leistungsregulierung in der Lebensversicherung zuständig ist. Die Assekuranz garantiert, dass der Versicherte bei einem unabhängigen Reha-Dienst innerhalb von 24 Stunden einen Termin erhält, bei dem alle Fragen zu den notwendigen Unterlagen geklärt werden.

Nur ausgewählte Reha-Dienste erhalten Zuschlag

Die Zurich will nur solche Dienstleister beauftragen, die den Code of Conduct des Deutschen Anwaltverein (DAV) unterzeichnet haben. Er sieht vor, dass wenn gewünscht, ein Rechtsbeistand stets in allen Regulierungsfragen hinzugezogen wird. Als aktuellen Partner nannte die Zurich die medizinische und berufskundliche Beratungs- und Reintegrationsdienst GmbH (Reintra).

Vom Antrag bis zur Entscheidung, ob Berufsunfähigkeit vorliegt, benötigt die Zurich derzeit 100 Tage. „Unser Ziel sind 75 Tage“, erläuterte Hagemann. Am Markt benötigten manche Versicherer im Schnitt 150 Tage. Über einen Servicecode kann der Antragssteller im Netz künftig immer den Stand der Leistungsregulierung kontrollieren.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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