Bundesbank blickt optimistisch auf 2023

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Zu einem "schweren Einbruch" der Wirtschaft wird es laut einer aktuellen Einschätzung der Deutschen Bundesbank 2023 nicht kommen. Vielmehr rechnet Bundesbankpräsident Joachim Nagel mit einer "allmählichen Erholung". Dennoch verstärkt die Energiekrise die Inflation zunächst weiter.

"Die Wirtschaftsleistung dürfte zwar zunächst schrumpfen, ab der zweiten Jahreshälfte 2023 erwarten wir jedoch eine allmähliche Erholung", betonte Bundesbankpräsident Joachim Nagel. Laut der aktuellen Projektionen der Notenbank steht die deutsche Wirtschaft nicht vor einem schweren Einbruch, doch treibe die Energiekrise die Inflation in der Bundesrepublik zunächst weiter nach oben. Diese werde Nagel zufolge "nur nach und nach" zurückgehen. "Bis zum Jahr 2025 dürfte die Inflationsrate in Deutschland nach unserer Projektion auf 2,8 Prozent sinken. Mit Blick auf den gesamten Euroraum dürfen wir nicht in unseren geldpolitischen Anstrengungen nachlassen, die Inflation wieder auf unser Ziel von 2 Prozent zurückzuführen." 

BIP-Rückgang 2023 bei 0,5 Prozent erwartet

Für das kommende Jahr gehen die Experten der Bundesbank von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,5 Prozent aus, nachdem es 2022 voraussichtlich um 1,8 Prozent zulegt. In den Jahren 2024 und 2025 werde die deutsche Wirtschaft wieder um 1,7 Prozent beziehungsweise 1,4 Prozent wachsen. Die gesamtwirtschaftlichen Produktionskapazitäten dürften der Prognose zufolge erst im Jahr 2025 wieder normal ausgelastet sein.

Den bis Mitte des kommenden Jahres erwarteten Rückgang der Wirtschaftsaktivität führt die Bundesbank vor allem auf die Energiekrise infolge des fortdauernden Kriegs in der Ukraine zurück. "Aufgrund der hohen Inflation sinkt bis Mitte 2023 der Konsum der privaten Haushalte. Die Energiekosten und eine schwache Auslandsnachfrage belasten den Export", heißt es zur Begründung. Eine hohe Unsicherheit und die gestiegenen Finanzierungskosten bremsten die Investitionen der Unternehmen und im Wohnungsbau. Da die pandemiebedingten Ausgaben auslaufen, sinken zudem die realen Staatsausgaben. 

Massive staatliche Stützungsmaßnahmen für Unternehmen und private Haushalte stünden den auslaufenden Maßnahmen mit Bezug zur Pandemie entgegen. Im Ergebnis steige das Defizit von 2¾ Prozent des BIP im laufenden Jahr auf vier Prozent 2023. Danach entfallen die Leistungen sukzessive und das Defizit sinkt auf eine Größenordnung von 1,5 Prozent des BIP. "Im Vergleich zur Juni-Projektion wurde die Änderungsrate des BIP für das Jahr 2023 erheblich nach unten revidiert", so Nagel. 

Robuster Arbeitsmarkt stützt privaten Konsum

Die wirtschaftliche Unsicherheit werde voraussichtlich im Jahresverlauf aufgrund einer anziehenden Auslandsnachfrage, eines fallenden Preisdrucks bei den Energierohstoffen und einer sinkenden Inflationsrate abnehmen. Daher hält die Bundesbank eine Erholung ab der zweiten Jahreshälfte 2023 für realistisch. "Da der Arbeitsmarkt robust bleibt und die Löhne kräftig wachsen, legen dann die realen Haushaltseinkommen und der private Konsum wieder zu", heißt es in der Einschätzung.

Die am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate gibt die Bundesbank für das laufende Jahr mit 8,6 Prozent an. Für das kommende Jahr erwartet das Institut einen Rückgang auf 7,2 Prozent - "auch wegen der staatlichen Strom- und Gaspreisbremse". Die Teuerungsrate soll 2024 bei 4,1 Prozent 2024 und schließlich auf 2,8 Prozent im Jahr 2025 fallen. Die HVPI-Rate ohne Energie und Nahrungsmittel steigt im kommenden Jahr zunächst noch leicht auf 4,3 Prozent. Dann sinkt sie bis auf 2,6 Prozent im Jahr 2025. Steigende Lohnkosten und hohe Gewinnmargen sorgten weiterhin für Druck. Für die erhöhte Gesamtrate spielten insbesondere im Jahr 2024 Rückpralleffekte nach dem Auslaufen der Strom- und Gaspreisbremse eine Rolle.

Insgesamt sei die Prognose aber mit großen Unsicherheiten behaftet und hänge vom weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise, den Folgen staatlicher Gegenmaßnahmen sowie den Auswirkungen der hohen Teuerung ab.

Autor(en): Angelika Breinich-Schilly

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