Damit sich in der Pflege endlich was bewegt

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Heute ist der internationale Tag der Pflegenden, dabei finden in vielen deutschen Städten Demonstrationen statt. Deren Ziel: Die Politik zum Handeln zu bewegen. Um das Gesundheitssystem nicht noch mehr zu belasten, soll es allerdings keine große zentrale Veranstaltung geben. So laufen zum Beispiel in Berlin viele dezentrale Aktionen von diversen Pflegebündnissen. Verbunden werden diese durch den "Walk of Care".

Seit fünf Jahren findet am 12. Mai dies Pflegedemonstration in Berlin statt. Die Veranstalter und Mitstreiter von diesem sind aber von dem bisher Erreichten enttäuscht und ärgert sich, dass „die Politik noch nicht gehandelt hat“. Im Jahr 2021 stehe die Pflege so prekär da wie noch nie. Gerade jetzt wäre politisches Handeln gefragt, um die nächste Krise im Gesundheitswesen abzuwenden. In Deutschland drohe auch nach Corona eine völlige Überlastung des Gesundheitssystems aufgrund von Personalmangel in der Pflege. 

Sehenden Auges auf den Pflegenotstand zugesteuert

„Seit Jahrzehnten spitzt sich der Personalmangel in der Pflege immer weiter zu. Seit Jahrzehnten hält die Politik an einem gesundheitspolitischen Kurs fest, der die prekäre Situation in der Pflege nicht bessert, sondern immer weiter verschlimmert hat“, sagt Lydia Große, Auszubildende der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und Mitglied beim Walk of Care. „Wir sind sehenden Auges auf den Pflegenotstand in Deutschland zugesteuert und haben die Warnungen der Pflegenden ignoriert. Im Superwahljahr können wir nicht schweigen“, so Große. 

Die Forderungen der Pflegenden und Demonstrierenden  

  1. Mehr Personal durch eine gesetzliche Personalbemessung in allen Settings auf Basis des Pflegebedarfs. 
  2. Eine bedarfsgerechte Finanzierung im Gesundheitssystem ohne Profitlogik. Das bedeutet konkret eine Abschaffung der DRGs (Diagnose Related Groups), eine Pflegevollversicherung und eine stärkere finanzielle Anerkennung pflegender Angehöriger. 
  3. Eine angemessene Bezahlung der Pflege- und Sorgearbeit, sowie eine tarifliche Bindung aller Beschäftigten.
  4. Eine Fort- und Weiterbildungsordnung 
  5. Bessere Ausbildungsbedingungen 
  6. Politische Mitbestimmung aller Gesundheitsberufe. 

Die falschen Signale des DRG-System

Auch der Marburger Bund fordert die Abschaffung des DRG-Systems und den Übergang zu einem gemeinwohlorientierten Finanzierungsmodell für die Krankenhäuser.

Seine Argumentation: „Die schwerwiegenden Probleme unseres Gesundheitssystems – chronischer Personalmangel in vielen Bereichen, prekäre Arbeitsbedingungen, eine mangelhafte Aus- und Weiterbildung und damit einhergehend eine Verschlechterung der Versorgungsqualität, eine zunehmende Privatisierung von Krankenhäusern, Krankenhausschließungen in ländlichen Regionen und nicht zuletzt die höhere Gewichtung profitorientierter gegenüber medizinisch indizierter Entscheidungen – haben eine gemeinsame Ursache: Das DRG-System

Das DRG-System ordnet Menschen in Fallgruppen nach Hauptdiagnose, Nebendiagnosen, Prozedur, Komplikation, Aufnahmemodalität und Verweildauer. Das Hauptaugenmerk liegt auf den abrechnungsfähigen Prozeduren. Je aufwändiger eine Prozedur, desto höher der Gewinn.

Diesem Anreiz folgend – bei gleichzeitig steigendem Kostendruck – versuchen Krankenhäuser, immer mehr Patient*innen mit immer kürzeren Liegezeiten möglichst aufwändigen Prozeduren zu unterziehen. Eine medizinische Versorgung mit weniger finanziell ertragreichen oder nicht abrechnungsfähigen „Prozeduren“ und die ebenfalls nach DRG nicht abrechnungsfähige Aus- und Weiterbildung von medizinischen Personal versprechen keine Gewinne und sind daher nicht im Interesse der Krankenhausbetreiber und Klinikkonzerne."

Auch in vielen anderen Städten gibt es Walk of Care-Demonstrationen

Viele gesundheitspolitische Gruppen, Bündnisse, Verbände und Gewerkschaften werden heute verschiedene Aktionen starten. Ein Demonstrationszug, der auf 75 Personen begrenzt ist, wird mit fünf Krankenhausbetten durch Berlin ziehen und die verschiedenen dezentralen Aktionen besuchen und so miteinander verbinden.

Nicht nur in Berlin, auch in Halle, Aachen, Stuttgart, Dresden, Rostock und Bremen soll es Walk of Care-Demonstrationen oder ähnliche Aktionen geben.

Quellen: Marburger Bund, Walk of Care 

 

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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