Debeka: Online Leads für Beratung generieren

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Der Policenverkauf "per Klick" macht auch am klassischen Außendienstversicherer Debeka nicht halt. 2024 wird das Unternehmen erstmals Zahnzusatzversicherungen per Online-Abschluss anbieten.

Schon seit Ende 2023 kann die Kfz-Versicherung per Mausklick abgeschlossen werden. Zudem ist die Private Haftpflicht und die Auslandsreisekrankenversicherung direkt über die Homepage des Versicherers abschließbar. Die rund 8.000 festangestellten Vermittler sollen angeblich von diesen Online-Angeboten profitieren. "Unser hybrider Vertriebsansatz flankiert die persönliche Beratung vor Ort zunehmend durch Online-Marketing-Maßnahmen und Online-Abschlüsse", erläuterte der Vorstandsvorsitzende Thomas Brahm anlässlich einer Online-Pressekonferenz. Brahm: "Dieser Ansatz trägt mehr und mehr Früchte." So würden online-affine Kundengruppen erschlossen, die oft auch den Vermittlerinnen und Vermittler neue Kundenkontakte für die persönliche Beratung ermöglichten. "Wenn der online-Kunde es wünscht, ist ein persönlicher Kontakt möglich", erläuterte der zuständige Vorstand Paul Stein. Bei diesem Cross-Selling würde dann die ganzheitliche Beratung gestartet. Online habe man im vorigen Jahr 50.000 Verträge generiert. In 2024 läge diese Zahl bereits bei 12.500 Abschlüssen. Gleichzeitig wurden so Leads an den Vertrieb weitergegeben. "Insgesamt konnten wir so 3,6 Millionen Werbemöglichkeiten schaffen", erläuterte Stein.

Viel mehr Vollversicherte

Daher sieht sich der Versicherer weiterhin in gutem Fahrwasser. Der Kundenbestand ist 2023 um 41.000 Personen gewachsen ist. "Bei den vollversicherten Personen in der Krankenversicherung liegt das Wachstum mit netto 16.249 Versicherten um mehr als 3.000 über dem des Vorjahres", sagte Brahm. Erfolge kann der Versicherer auch in der betrieblichen Krankenversicherung nachweisen. Hier stieg die Zahl der versicherten Personen auf 158.000 und die der Versicherten Unternehmen auf 1.300 – jeweils ein Plus von 15 Prozent. Am Ende des Jahres sollen 200.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Genuss der bKV Marke Debeka kommen.

Beim Umsatz schwächelt der Markführer in der privaten Krankenversicherung aber. So musste die Koblenzer Assekuranz in seiner Kernspate einen leichten Beitragsabrieb von 0,5 Prozent auf 7,84 Milliarden Euro in 2023 hinnehmen. Demgegenüber wuchs der Markt um 2,3 Prozent. "Andere Krankenversicherer könnten ihre Beiträge deutlich erhöht haben", erläuterte Brahm. Bei der Debeka sei dies 2023 nicht der Fall gewesen.

Die Debeka ist Anfang des Jahres dem Branchentrend zu Budget-Tarifen gefolgt. "Der Arbeitgeber vereinbart dabei für seine Beschäftigten ein Gesundheitsbudget, das flexibel einsetzbar ist", erläuterte Brahm. Die Debeka bietet fünf Budget-Stufen von 300 bis 1.500 Euro. Der zuständige Vorstand, Paul Stein, räumte aber ein, dass die höchste Budget-Stufe bisher noch nicht so viele Nachfrage erfahren habe. Die Debeka habe aber nicht nur kleine und mittelständische Betriebe gewinnen können, sondern mit der Brauerei Bitburger und der Wohnungsgesellschaft Vonovia auch große Arbeitgeber. Zudem biete der Versicherer die bKV auch der öffentlichen Hand, wie Bürgermeisterämtern oder Finanzämtern an.

Mehr Wahlfreiheit für PKV-Kunden

Für die PKV möchte Debeka-Chef wieder eine stärkere Wahlfreiheit. Er forderte, dass die Versicherungspflichtgrenze und die Beitragsbemessungsgrenzen wieder angenähert werden. "Dann hätten wieder mehr Menschen die Chance, in die PKV zu gehen", so Brahm. Der Debeka-Chef erinnerte daran, dass die beiden Grenzen in der Vergangenheit identisch waren. Derzeit liegt die Versicherungspflichtgrenze bei 69.300 Euro und die Beitragsbemessungsgrenze bei 62.100 Euro pro Jahr. Zudem könnte sich Brahm vorstellen, die sogenannte Sachlohnfreigrenze von 50 Euro zu erhöhen. Das könnte die Motivation für die bKV noch weiter steigern. Denn es gebe natürlich auch eine Priorisierung der Benefits in den Unternehmen. Manche Arbeitgeber würde sich eher für das Jobrad entscheiden. "Hier ist es daher an uns, mehr Werbung für die bkV zu machen", so Brahm.

Wie die gesamte Branche hat auch die Debeka bei Einmalbeiträgen in der Lebensversicherung deutlich Federn lassen müssen. Die Einmalbeiträge verringerten sich um 162 Millionen Euro oder 25,3 Prozent. "Wir erleben hier eine Marktnormalisierung durch die Konkurrenz der Banken für kurzfristige Geldanlagen." Diese Wettbewerber wären in der Niedrigzinsphase vollkommen ausgefallen. Ein großes Problem der Branche ist die Wiederanlage von ausgezahlten Lebensversicherungen. Auch bei der Debeka würden nur zehn Prozent der Gelder wieder im eigenen Haus landen. Laut Vorstand Stein haben die Banken hier einen zeitlichen Vorteil, wenn das Kapital bei ihnen ankommt. "Man darf das nicht nur von der Produktseite betrachten, sondern auch vom Kundenprozess her", so Stein. Daher moduliere die Debeka derzeit ihre Prozesse an dieser Stelle ganz neu.

Elektronische Patientenakte kommt 2025

Stolz ist das Unternehmen auf einen Frauenanteil im Vertrieb von mittlerweile 23,6 Prozent. Er soll aber weiter erhöht werden. Die Branche wäre hier historisch schlecht aufgestellt. "Der Vertrieb muss noch weiblicher werden", forderte Vorstand Stein. Für 2025 hat die Debeka nun die elektronische Patientenakte angekündigt. "Wir sind hier in einer schlechteren Position als die GKV", erinnerte Brahm. So müssen man von jedem Kunden eine Einwilligung einholen, während diese bei der GKV vorausgesetzt wird und die Versicherten aktiv dagegen votieren müssen. "Wir haben unsere Forderung nach einem Opt-out dem Gesundheitsminister Karl Lauterbach vorgetragen", sagte Brahm. Der habe zugehört und mitgeschrieben. Nun sei man gespannt, ob sich hier etwas ändere.

Als ein neues Produkt bietet die Debeka nun eine selbstständige Fahrradversicherung an. Sie habe gewisse Alleinstellungsmerkmale, denn im Paket Aktiv sei das Rad für Hobbysportler auch dann gegen Diebstahl versichert, wenn es nicht herkömmlich gesichert war. Zudem könnten auch extrem teure Räder mit einem Wert von bis zu 20.000 Euro abgesichert werden.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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