Der Lebensversicherungs-Zweitmarkt bietet gute Möglichkeiten

Das Verhältnis zwischen Lebensversicherern und dem Lebensversicherungs-Zweitmarkt in Deutschland ist ambivalent. Inzwischen arbeitet ein gutes Dutzend größerer Versicherer erfolgreich mit den Policenaufkäufern zusammen. Andere üben Zurückhaltung. Im Jahr 2007 wurden hierzulande Lebensversicherungs-Policen im Wert von 1,4 Milliarden Euro nicht frühzeitig storniert, sondern von Unternehmen im LV-Zweitmarkt aufgekauft.

Die zunächst ablehnende Haltung der Lebensversicherungs-Branche scheint aufzubrechen. „Die Versicherer denken um“, sagte Gerd A. Bühler beim internationalen Zweitmarktgipfel in Frankfurt, zu dem die Management Circle AG eine Plattform für Investoren, Berater und Mitglieder des Bundesverbands Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL) e. V. bot. Bühler, der 1999 mit der Cash Life AG als erster den Zweitmarkt für Lebensversicherungen in Deutschland initiiert hat, brachte auf den Punkt, weshalb Lebensversicherer davon profitieren können, wenn ihre Kunden langlaufende Verträge nicht vorzeitig stornieren, sondern sie an Policenaufkäufer weiter veräußern.

Niedrigere Stornoquote und Kostenvorteile
Schließlich verringere sich die Stornoquote des betroffenen Versicherers, wenn LV-Verträge nicht gekündigt, sondern im Lebensversicherungs-Zweitmarkt bis zum Vertragsende weitergeführt werden; nicht zu vergessen die Kostenvorteile durch den Bestandserhalt. Damit würden auch die Vertriebskosten niedriger bleiben. Bühler, der sein Mandat als BVZL-Beirat niederlegte, um sich nach jahrelanger Lobbyarbeit ins Privatleben zurückzuziehen, wies als frischgewähltes BVZL-Ehrenmitglied außerdem darauf hin, dass die Versicherer, die offen für eine Kooperation mit dem LV-Zweitmarkt sind, auch ein besseres Reporting und Vertriebschancen besser nutzen könnten. Er berichtete, dass beispielsweise der Marktführer im LV-Zweitmarkt, die Cash Life AG, heute schon mit über 16.000 Experten wie Versicherungsvermittlern und -maklern, Banken und Steuerberatern zusammenarbeite.

„Investments in Lebensversicherungs-Zweitmärkte haben sich in Deutschland stabil unter den Top Fünf der geschlossen Fonds etabliert“, sagte BVZL-Vorstand Thomas Laumont bei derselben Veranstaltung. Diese Positionierung innerhalb weniger Jahre beweise „eindrucksvoll die Seriosität und Attraktivität dieser Assetklasse“. Laumont zog vor Journalisten für die 40 im BVZL zusammengeschlossenen internationalen Mitgliedsunternehmen ein positives Fazit des Geschäftsjahres 2007, räumte jedoch ein, dass es in den Marktsegmenten Deutschland, Großbritannien und USA unterschiedliche Entwicklungen gebe.

Es sei zwar ein Rückgang bei deutschen Policenfonds zu verzeichnen, doch das Ankaufvolumen war von 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2006 auf 1,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr gestiegen. Das von BVZL-Mitgliedern platzierte Eigenkapital ging von 120 Millionen Euro 2006 auf rund 60 Millionen Euro im Jahr 2007 zurück. Das liege vor allem an dem gestiegenen Zinsniveau, erklärte Laumont. Nach dem „sehr starken Jahr 2006“ sei hier ein Rückgang zu erwarten gewesen.

Der Markt bietet gute Perspektiven
In Deutschland erwarte man auch weiterhin im Lebensversicherungs-Zweitmarkt eine stetige Aufwärtsentwicklung. Verbraucherschützer kommunizieren, dass angeblich jede zweite Lebensversicherungs-Police vorzeitig gekündigt werde. Bei nahezu 97 LV-Verträgen hierzulande sei das Potenzial „überaus groß“. Der Markt biete auch weiterhin gute Perspektiven. Aktuell verwalten die deutschen Policenaufkäufer rund 2,4 Milliarden Euro Policenvolumen für Emissionshäuser. Es sei zu beobachten, dass die Kooperationsbereitschaft in der Versicherungsbranche wachse. „Bis zum Jahr 2010 werden alle namhaften Player Lösungen für den Zweitmarkt haben und perfektionierte "Storno-Maßnahmen" vorhalten“, prognostizierte auch Gerd A. Bühler.

Die Policenkäufer wollen die Besonderheiten des LV-Zweitmarktes intensiver und verständlicher kommunizieren und den BVZL dabei als Sprachrohr nutzen. BVZL-Vorsitzender Laumont betonte, dass dabei in Deutschland die Einführung der Abgeltungssteuer zum 1. Januar 2009 ein wichtiges Thema sei. Im laufenden Jahr 2008 seien letztmals Kapitallebensversicherungen mit einer Laufzeit von weniger als zwölf Jahren steuerfrei veräußerbar. Daher rechnen die Policenaufkäufer für das kommende Jahr mit einem erhöhten Ankaufvolumen betroffener Policen.

Autor(en): Ellen Bocquel

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