Deutsche Aktuarvereinigung ernennt neuen Vorstand und scheitert mit Obligatorium

Die Mitglieder der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) haben gestern in Berlin einen neuen Vorstand gewählt: Dr. Johannes Lörper (57) ist nun für die nächsten zwei Jahre Vorsitzender der Vereinigung. Seit 2002 ist der promovierte Diplom-Mathematiker Mitglied der Ergo Lebensversicherung AG.


Lörper folgt Dr. Michael Renz, Zurich Gruppe Deutschland, der turnusmäßig sein Amt abgibt, dem Vorstand aber satzungsgemäß weiterhin angehört. Das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden hat nun Rainer Fürhaupter (54) inne. Er ist seit 2005 Vorstandsmitglied der Versicherungskammer Bayern. Rund 900 Mitglieder hatten an der Wahl teilgenommen, insgesamt circa 3.500 Personen gehören dem DAV augenblicklich an.

Kein Obligatorium bei der Weiterbildung von Aktuaren
Ein wichtiger Diskussionspunkt bei der nicht öffentlichen Tagung war der Vorschlag der DAV, die Weiterbildung der Aktuare als Obligatorium einzurichten. Doch die Mehrheit der Mitglieder lehnte diesen Vorschlag nach einer engagierten Debatte ab. Ein Grund für die Ablehnung: Die Mitglieder wollen selbst entscheiden, ob und wann sie eine Weiterbildungsmaßnahme starten und sähen sich durch ein Obligatorium in ihrer Souveränität beschränkt. Nur knapp 54 Prozent der Mitglieder stimmte für den Vorschlag. Für diese Neuerung hätte der Interessenverband seine Satzung ändern müssen, wofür aber eine Dreiviertel-Mehrheit nötig gewesen wäre.

Klare Worte zu Solvency II
Eine eindeutige Position bezog der DAV bei seiner Tagung auch beim Thema "Solvency II". So steht er grundsätzlich hinter der Idee dieses neuen risikobasierten Aufsichtssystems und befürwortet die damit verbundenen Parametrisierungen. Die Frage der Ausgestaltung müsse aber noch geklärt und das bis dato vorliegende Standardmodell noch verfeinert werden. Eine Anpassung die der Interessenverband als realisierbar erachtet, denn es sollte nicht dazu kommen, dass Solvency II das langjährige deutsche Versicherungssystem in seiner Existenz gefährdet. Der genaue Wortlaut einer DAV-Meldung hierzu: "Der Ansatz von Solvency II ist aus unserer Sicht grundsätzlich ein Fortschritt gegenüber dem bisherigen, mechanischen System. Allerdings stellt die Instabilität und Unangemessenheit der bisherigen Vorschläge zur Umsetzung von Solvency II die Sinnhaftigkeit des neuen Ansatzes in Frage. Der DAV hofft deshalb, dass noch eine aktuariell sinnvolle Ausgestaltung des Systems - insbesondere bei der Festlegung der risikofreien Zinsstrukturkurve zur Bewertung von Versicherungspflichten - erreicht werden kann."

Im Zusammenhang mit der Solvency II-Diskussion will die DAV demnächst einen weiteren Vorstoß machen, dass Variable-Annuity-Produkte künftig auch von Deutschland aus vertrieben werden dürfen

Autor(en): Meris Neininger

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