Digitale Finanzanbieter greifen an

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Wie der aktuelle "Trendmonitor Deutschland" des Marktforschungsinstituts Nordlight Research zeigt, steigt unter den Deutschen die Akzeptanz für neue digitale Bank- und Versicherungsprodukte, aber auch für Services von Fintechs, Insurtechs oder internationaler Tech-Konzerne. Vor allem beiden

  1. 16- bis 29-Jährigen,
  2. Menschen von 30 bis 49 Jahren
  3. und technikaffinen, einkommensstärkeren Bevölkerungsschichten

haben digitale Vertriebswege auch branchenfremder Anbieter gute Chancen. "Die Bank- und Versicherungskunden setzen sich vermehrt mit neuen digitalen Angeboten auseinander, probieren diese schrittweise auch aus", erläutert Thomas Donath, Geschäftsführer von Nordlight Research, das Ergebnis.

Knapp ein Viertel ist offen für Alexa

Wie die Befragung mit dem Schwerpunktthema "Banking & Insurance Trends" unter mehr als 1.000 Deutschen im April und Mai ergab, sind bereits 33 Prozent der Verbraucher bereit, bei namhaften Digitalkonzernen wie Amazon, Apple, Google oder Paypal ein Girokonto zu führen oder einfache Versicherungen abzuschließen. Weitere 32 Prozent können sich vorstellen, neben der Hausbank auch Drittanbietern wie Fintechs den Zugriff auf ihre Kontoinformationen zu erlauben, um deren Services zu nutzen.

Und knapp ein Viertel (22 Prozent) ist offen dafür, sich über digitale Sprachassistenten wie Amazons "Alexa" nicht nur Finanzinformation einzuholen, sondern auch Verträge abzuschließen. Robo Advisor vertrauen bereits 42 Prozent der Deutschen und immerhin 24 Prozent würden für eine günstigere Kfz-Police das eigene Fahrverhalten elektronisch kontrollieren lassen.

Finanzkunden vertrauen großen Marken

Trotz der fortschreitenden Digitalisierung in der Finanzbranche und der zunehmenden Konkurrenz durch Drittanbieter weisen die Studien-Experten darauf hin, dass "die meisten Deutschen beim Abschluss von Finanz- und Versicherungsprodukten bislang immer noch traditionell handeln". Verbraucher nutzen der Befragung zufolge derzeit vor allem die Informationsmöglichkeiten im Internet und einschlägige Vergleichsportale als Entscheidungshilfe vor dem Abschluss eines Bank- oder Versicherungsvertrags. Auch schätzten viele noch immer das persönliche Gespräch mit einem Kundenbetreuer.

Traditionelle Anbieter wie Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken, ING, Postbank und Commerzbank oder Huk-Coburg, Allianz, R+V, Ergo und Axa profitieren der Studie zufolge im Konkurrenzkampf mit Fintechs, Insurtechs und großen Digitalkonzernen vor allem von ihrer großen Markenwirkung. "Mit Blick auf unterschiedliche Zielgruppen und deren Vorlieben gilt es für die Anbieter, entlang ihrer eigenen Marke und Positionierung den für sich jeweils besten Weg und dazu passende Geschäftsmodelle zu finden", bringt es Donath auf den Punkt.

Kooperationen als Zukunftsmodell

Eine Strategie könnte zum Beispiel in der Kooperation von Banken und Versicherern liegen. So arbeitet beispielsweise die Allianz seit Januar 2018 mit der deutschen Unicredit-Tochter Hypovereinsbank zusammen. Und der französische Versicherungskonzern Axa kooperiert seit Mitte 2018 mit der niederländischen Großbank ING.

"Wer die Philosophie von ING kennt - alle angebotenen Produkte müssen einfach und für den Kunden leicht verständlich sein -, ahnt bereits, wohin die Reise auch bei Versicherungen geht: zu Policen, die unkompliziert sind. Simple Lösungen eignen sich bestens für den Vertrieb über digitale Plattformen", schreibt Bankmagazin-Autor Stefan Terliesner in seinem Beitrag "Digitalisierung belebt Bankassekuranz". In der Theorie sei Bankassekuranz in vielen Organisationen schon seit Jahren präsent, zitiert Terliesner Benedict Schweiger, Senior Consultant bei Simon-Kucher und Partners. Doch erst heute bewege sich der Ansatz in Richtung ganzheitliche Beratung.

Autor(en): Angelika Breinich-Schilly

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