Digitale Luft nach oben

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Die aktuelle "Asscompact Trends-Studie" geht der Frage nach, wie gut Versicherungsunternehmen die freien Vermittler digital unterstützen. Dazu wurden netto knapp über 400 Versicherungsmakler, Mehrfachvertreter und Finanzanlagevermittler im Januar online befragt.

Der Durchschnitts-Befragte ist ein Mann im fortgeschrittenen Alter von 55 Jahren und entsprechend langer Berufserfahrung in der Branche von 26 Jahren, der aber auch erst mit 68 Jahren aus dem Beruf aussteigen will. Er setzt jährlich 264.000 Euro um und hat einen Geschäftsschwerpunkt im Bereich privates und gewerbliches Schaden-/Unfall-Geschäft mit rund 40 Prozent Anteil, gefolgt von privater und betrieblicher Vorsorge und Biometrie mit rund 30 Prozent. Der Rest verteilt sich vor allem auf Kranken-/Pflegeversicherungen und Anlage- und Finanzierungsgeschäfte.

Da geht noch mehr

Die globale Zufriedenheit mit der digitalen Unterstützung fällt eher gering aus. Selbst das eigene Büro wird nur von knapp über der Hälfte der Teilnehmer diesbezüglich als gut aufgestellt angesehen, gefolgt von knapp der Hälfte, die Maklerverwaltungsprogramme oder Pools als gute Unterstützung ansehen. Nur knapp ein Viertel hält die Unterstützung durch die digitale Kommunikation der Versicherer für lobenswert. Allen milliardenschweren Ankündigungen von Digitalisierungsprojekten der vergangenen fünf bis zehn Jahre zum Trotz scheinen Versicherer noch nicht so richtig digital beim Vermittler anzukommen.

Die freien Vermittler erwarten deutlich mehrheitlich Tarifrechner von den Gesellschaften, die sich flexibel dem jeweiligen Endgerät anpassen (63 Prozent) sowie eine Risikoprüfung am Point of Sale (53 Prozent). Zwei Drittel fordern, dass Versicherer sich online an die Maklerverwaltungsprogramme andocken und dabei die Bipro-Normen umsetzen. Knapp die Hälfte wünscht sich bereits, Schadenmeldungen mit dem Handy einschließlich Hochladefunktion von Bildern erstatten zu können.

Mit der Unabhängigkeit des Maklers zu vereinbaren?

Kundenportale mit Self-Services stehen dagegen wenig überraschend nicht so hoch im Kurs, das erwartet nur ein Drittel der Befragten. Noch seltener werden Robo-Advice-Anwendungen in der Anlageberatung gewünscht.

Sehr verwunderlich ist, dass zwei Drittel der freien Vermittler digitale Tools zur Beratungsdokumentation von den Versicherern erwarten. Gerade Makler sollten hier eher großen Wert auf ihre Unabhängigkeit legen und eigene Beratungsdokumentationen unabhängig von einzelnen Versicherungsgesellschaften anfertigen.

Nachvollziehbar ist dagegen der sehr hohe Stellenwert von Webinaren und Online-Präsentationen, die gut drei Viertel für wichtig erachten. Vermutlich versprechen sich viele Vermittler davon einen Beitrag zur Erfüllung ihrer Weiterbildungspflicht. Doch immerhin gut die Hälfte stellt sich zusätzlich Erklär-Videos für Endkunden vor, die der Vermittler selbst auch nutzen kann – die Fragestellung lässt keinen Rückschluss zu, ob die Befragten diese Videos für ihre persönliche fachliche Weiterbildung oder sogar zur Einbindung in ihre Webseiten verwenden wollen. Letzteres jedenfalls würde erneut die Frage nach der Vereinbarkeit mit dem unabhängigen Vermittlerstatus provozieren.

Wir sind gut

Die digitale Kompetenz ihrer eigenen Vermittlerbüros schätzen die Teilnehmer nur selten als gering ein (knapp 13 Prozent), aber 47 Prozent zumindest verhalten als "mittel". Erstaunliche 40 Prozent glauben daran, über gute digitale Kompetenzen zu verfügen. Zwei Drittel sagen, dass der zielgerichtete Einsatz digitaler Tools den Versicherungsvertrieb positiv beeinflusst.

Gut die Hälfte sieht den Datenschutz als Hürde bei der Einführung und Nutzung digitaler Tools an. Kosten und fehlende digitale Fähigkeiten werden dagegen seltener als Problem angesehen.

Die ausführliche Studie "Asscompact Trends I/2020" enthält Informationen zur Vertriebsstimmung, zu den Favoriten der Vermittler und den derzeit interessanten Produkten sowie das Sonderthema digitale Vertriebsunterstützung. Sie kann kostenpflichtig bei der bbg Betriebsberatungs GmbH (tannreuther@bbg-gruppe.de) erworben werden.

Autor(en): Matthias Beenken

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