Digitaler Versicherungsmakler: Get Safe übergibt Geschäft an Verivox

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Das Insurtech Getsafe gibt sein Maklergeschäft auf und hat es an das Vergleichsportal Verivox verkauft. Damit beginnt wohl eine Marktbereinigung bei Insurtechs. Anscheinend konnte Getsafe nicht genügend Kunden gewinnen. Das Unternehmen will sich nun auf sein neues Standbein, die Entwicklung und Vermittlung digitaler Police, konzentrieren. Und das Vergleichsportal Verivox will sich mit der Getsafe-App ganzheitlich um Versicherungskunden kümmern.

Noch 2013 bezeichnete sich Getsafe gegenüber der „Gründerszene“ als First Mover und Marktführer im Insurtech-Bereich. Alle Versicherungen sollten aus den verstaubten Aktenordnern in eine App übertragen werden und dort kostengünstig verwaltet werden. Ende 2017 kooperierte der digitale Vermittler nach eigenen Angaben mit 150 Versicherern. Nun wurde das Versicherungsmaklergeschäft an die Vergleichsplattform Verivox abgestoßen. Über den Kaufpreis haben die Unternehmen Stillschweigen vereinbart. Immerhin will Getsafe aus dem Kapital seinen Aufbau zum digitalen Versicherer mitfinanzieren. Daher sollte eine eher größere Summe geflossen sein.

Kauf nicht ohne Risiko

Keine Angaben machen die Unternehmen auch über die Zahl der Kundenkontakte, die Verivox erworben hat. Konkret hat Verivox neben der App „die rechtlichen Vertragsbeziehungen – also die Courtagevereinbarungen und die Maklervereinbarungen - mit dem Kunden“ gekauft. Damit ist das Investment nicht ohne Risiko. Denn der Kunde gehört nicht automatisch dem Erwerber Verivox. „Natürlich muss der Kunde der Übertragung zustimmen“, erläutert Verivox-Sprecherin Dagmar Ginzel.

Mit der Zustimmungsaktion, die im Herbst 2018 beginnen soll, ist also ein gewisser Reibungsverlust verbunden. Wie hoch er ausfällt, ist ungewiss. Ginzel: „Wir haben hier keine Erfahrungswerte“. Ein Vorteil: Das Portal Verivox, das unter anderem auch im Bereich Energie, Telekomunikation oder Reise als Vergleicher tätigt ist, hat einen hohen Bekanntheitsgrad. Die „gestützte Markenbekanntheit“ liege bei 80 Prozent heißt es bei Verivox.

Versicherer befürchten, zweimal zur Kasse gebeten zu werden

Trotzdem zeigt der Schritt, dass das Portal intensiv nach einer engeren Kundenbindung sucht. Versicherer befürchten sogar, dass sie doppelt bezahlen müssen: Erst eine Abschlussprovision an Verivox als Vergleichsportal und dann eine laufende Courtage an den Versicherungsmakler Verivox. Auf Anfrage verneint das Portal die Doppelzahlung. Antwortet aber eher nebulös: „Es gibt nach wie vor Abschluss – und Bestandsprovisionen im Markt und daran ändert sich durch den Kauf der App nichts.“

Technik: Mängel in der Umsetzung

Die Technik, den so genannten Versicherungsmanager, den Verivox nun gekauft hat, wurde von der Stiftung Warentest Ende 2017 hinsichtlich Beratungsleistung und Kundeninformation mit der Note Befriedigend (2,6) bewertet. Die gleiche Note erhielten die Konkurrenten Clark und Knip, während Feelix hier sogar die Note Gut (2,4) einheimste. Demgegenüber wurden Asuro (3,4) und Wefox (4,0) deutlich schlechter eingestuft. Abzüge gab es für einige der digitalen Makler-Apps, darunter der von Getsafe, wegen Mängel in der Datenschutzerklärung und den AGB. Sie wurden nämlich nicht wirksame Vertragsbestandteile. Diese Defizite kann Verivox bei seiner neuen Zustimmungsaktion jetzt beheben.

Check24 längst weiter

Trotzdem hängt das Vergleichsportal deutlich hinter seinem großen Konkurrenten Check24 her. Der Vergleicher aus München hatte einen digitalen Kundenordner bereits Ende 2015 – sehr diskret – eingeführt. Im Gegensatz zu den meisten digitalen Versicherungsmaklern agiert Check24 aber zweigleisig. Die Kunden können ihren Versicherungsordner mit Fremdverträgen füllen, ohne gleich eine Maklervollmacht unterschreiben zu müssen.

Diese Art des Service hatte Asuro, eine Tochter des mittelständischen Versicherungsmaklers Hoesch & Partner aus Frankfurt, eingeführt. Wer die Asuro-App zum Aufbau seines digitalen Versicherungsordners nutzt, muss nur eine Auskunftsvollmacht unterschreiben, Der Verbraucher muss lediglich per digitaler Unterschrift zustimmen, dass Asuro sich die Vertragsdaten bei den verschiedenen Versicherern einholen darf. Asuro bietet seine App gegen eine Gebühr auch anderen Vermittlern an. Der Kunde kann damit seine Verträge digital verwalten, ohne zwangsweise seinen Vermittler oder Berater zu wechseln.

In gleicher Weise agiert Check24. Wer ein Kundenkonto beim Münchener Vergleichsportal hat, kann es mit allen seinen Versicherungsverträgen füllen lassen. Check24 besorgt die Daten beim Versicherer. „Dafür brauchen wir eine Einwilligung aber keine Maklervollmacht“, erläutert Sprecher Daniel Friedheim. Mit einer "Einverständniserklärung" erlaubt der Kunde Check24 Vertragsdetails und Dokumente beim Versicherer abzurufen und entbindet den Versicherer soweit es notwendig ist von seiner Schweigepflicht.

Plattform darf auf Kündigungsfrist hinweisen

Mit der Einrichtung einer allgemeinen Vertragsverwaltung bei Check24 muss der Kunde aber einverstanden sein, dass er per E-Mail über neue Dienstleistungen informiert wird. Zudem darf Check24 mit Ausnahme der Kranken- und Lebensversicherung bei allen Produkten auf die Kündigungsfrist hinweisen. Ein Rat, den wohl auch bald Verivox Versicherungskunden erhalten werden. Der Wettbewerb im Versicherungsgeschäft dürfte so weiter angekurbelt werden.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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