Ein herber Verlust

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Peter Schwark, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), verlässt den Verband „im gegenseitigen Einvernehmen“ zum 30. September 2023. Dabei handelt es sich um einen ungewöhnlichen Vorgang.

Als ich die Nachricht vom Ausscheiden Peter Schwarks aus dem GDV hörte, fiel mir die Karikatur „Der Lotse geht von Bord“ ein, in der die Entlassung Otto von Bismarcks von Kaiser Wilhelm II. aus seinem Amt als Reichskanzler dargestellt wurde. Ob es dem GDV nun genauso ergehen wird wie damals dem Deutschen Reich, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass der Verband mit Peter Schwark eine wichtige Persönlichkeit verliert, auch wenn die Trennung offiziell in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt sein soll.

Abgang wohl nicht freiwillig

Medienberichten zufolge erfolgt der Abgang Schwarks nicht freiwillig. Zuerst hatte „Versicherungsmonitor“ über die Personalie berichtet. Demnach habe das GDV-Präsidium den Vertrag mit Schwark nicht verlängert. „Das Verhältnis zu GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen ist offenbar angespannt“, heißt es in dem Bericht weiter. Das Vorgehen sei in der Geschichte des GDV einzigartig: Bislang habe sich der Verband von Funktionären, mit denen er nicht mehr zusammenarbeiten wollte, immer einvernehmlich getrennt. Und: Laut Versicherungsmonitor-Chef Herbert Fromme „brodelt es“. Die Mitgliedsunternehmen des GDV seien empört über die geplante Trennung.

Eine Bilderbuch-Karriere

Schwark ist bereits seit 1999 für den GDV tätig. In einem kritisch-konstruktiven Austausch begleitete er unsere Berichterstattung und gab wertvolle inhaltliche Hinweise. Sehr erfreut war er über eines meiner Editorials, in dem ich Oliver Welke für den Zerriss der Riester-Rente für seine vereinfachende und plumpe Darstellung in der „Heute-Show“ kritisierte. Seine berufliche Laufbahn begann Schwark in der wirtschaftspolitischen Abteilung und im Leitungsstab des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Nach dem Wechsel zum GDV war der promovierte Volkswirt unter anderem als Leiter der Abteilung Sozialpolitik federführend zuständig für Grundsatzfragen der Alterssicherung.

Nachdem er zwei Jahre lang die Kommunikation des GDV geleitet hatte, ist er seit März 2008 als Mitglied der Geschäftsführung für den Bereich Altersvorsorge verantwortlich. Anfang 2007 promovierte er berufsbegleitend an der TU Darmstadt bei Professor Bert Rürup zu einem Thema der betrieblichen Altersversorgung. Seit 2020 ist er auch stellvertretender GDV-Hauptgeschäftsführer.

Leidenschaftlicher Interessenvertreter

Er vertrat mit Leidenschaft die Interessen der deutschen Versicherer. Er gehörte zu den ganz wenigen Vertretern der Branche, die Flagge zeigten gegen eine Übermacht an inhaltlichen Gegnern etwa bei der ARD-Sendung „Hart-aber-fair“, der Wissenschaftstagung des Bundes der Versicherten, einem erklärten Gegner der Versicherungswirtschaft, oder vor wenigen Wochen in einer Podiumsdiskussion bei der Jahreshauptversammlung des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute zum Thema Altersvorsorge. Mit viel Fachkompetenz vertrat er die Branche. Allerdings soll Schwark in den vergangenen Monaten seltener öffentlich zu hören gewesen sein – auch bei Fragen, die originär in seinen Zuständigkeitsbereich fielen. Sein Chef Asmussen habe die gesamte Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes auf sich zugeschnitten und fast ausnahmslos zu allen Themen selbst das Wort ergriffen, heißt es.

Viele Lebensversicherer irritiert

Schwark hatte einen sehr guten Ruf - nicht nur bei den Lebensversicherern. Erstaunlich ist, dass der GDV offenbar keinen Nachfolger sucht. Das führt dem Vernehmen nach bei vielen Lebensversicherern zu Irritationen. Offenbar wird befürchtet, dass die gute Lobbyarbeit der vergangenen Jahre aufs Spiel gesetzt wird. Die Abschiedsworte von GDV-Präsident Norbert Rollinger werden Schwark guttun. Er habe „die ihm anvertraute Sparte mit großer Umsicht, Fachkenntnis und Leidenschaft in Politik und Öffentlichkeit vertreten und die entsprechenden Bereiche des Verbandes erfolgreich geführt“. Und: „Er hat sich innerhalb wie außerhalb des Verbandes viel Anerkennung und Respekt erworben.“ Das sehe ich auch so. Schwark selbst wird vom Verband mit den Worten zitiert: „Die Interessen und gemeinsamen Belange eines so wichtigen Wirtschaftsbereichs habe ich mit Freude und Leidenschaft vertreten. Nach 15 Jahren in der Geschäftsführung des GDV ist es nun an der Zeit, mich neuen Herausforderungen zuzuwenden.“

Ich wünsche Peter Schwark von Herzen alles Gute für seine private und berufliche Zukunft.

 

Autor(en): Bernhard Rudolf

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