Eine Versicherungssprache für Normalbürger

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Gleich drei „ABC in leichter Sprache“ hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) veröffentlicht: Für Banken, Geld-Anlage und Versicherungen. Sie können kostenfrei von der Homepage heruntergeladen werden. Wir haben uns das Versicherungs-ABC angeschaut.

Das Vorhaben, einfach und klar Versicherungsfachbegriffe zu übersetzen, ist eine Gradwanderung. Denn die einfache Ansprache kann schnell den Eindruck hinterlassen, dass die Informationen eigentlich für Schüler gedacht sind und sich die Kunden schnell stark unterfordert fühlen. So startet das ABC eher im Schülerduktus: „Guten Tag, mein Name ist Dr. Frank Grund. … Die BaFin schaut danach, ob Versicherungen und Banken ihre Arbeit richtig machen. Und ob die Versicherungen und Banken sich an die Gesetze halten.“

Was ist die beste Versicherung?

Aufgehoben wird die oft sehr einfache Ansprache aber durch das stringente „Siezen“. Viele Themen sind aber wirklich gut umgesetzt. Etwa die Beratungspflichten. So werden Makler und Vertreter als Vermittler eingeführt. Dann heißt es beispielsweise: „Versicherungsvermittler helfen Ihnen, bevor Sie einen Versicherungsvertrag abschließen.

Dazu muss der Versicherungsvermittler Sie zum Beispiel fragen:

  1. wie viel Geld Sie haben und
  2. was Sie sich wünschen und
  3. er muss Ihnen dann die beste (Hervorhebung d. Red.) Versicherung empfehlen.

Schon hier wir deutlich, dass eine intensivere Auseinandersetzung mit den Berufsbildern „Versicherungsmakler“ versus „Versicherungsvertreter“ in einem solchen ABC schwierig bis unmöglich ist. Den „Best Advice“ kann der Vertreter bekanntlich nur aus seinem „Bauchladen“ geben. Noch problematischer wird es, wenn darauf verwiesen wird, dass der Versicherungsmakler, der Fehler macht, dafür allein verantwortlich ist und nicht das „Versicherungsunternehmen“. Der wohl doch notwendige Hinweis, dass der Versicherungsmakler für Fehler eine Pflichtversicherung haben muss, fehlt hier bedauerlicherweise.

Oft gute Erklärungen

Natürlich ist es ja gerade der Charme des ABCs, die Kunden nicht zu überfordern und Komplexität zu reduzieren. Das gelingt an vielen Stellen, beispielhaft kann man das am Begriff „Telematik“ demonstrieren. Nach einer sehr klaren Erläuterung der Autoversicherung heißt es zur Telematik: „Das ist ein Tarif für sehr vorsichtige Autofahrer. Sie zahlen dann weniger Beitrag für die Versicherung. Aber sie müssen sehr vorsichtig und sicher Auto fahren. Die Versicherung kontrolliert: Ob Sie vorsichtig und sicher fahren. Die Versicherung kontrolliert Sie zum Beispiel mit Ihrem Handy. Sie haben ein Programm auf Ihrem Handy. Das Programm zeigt der Versicherung: Wie Sie fahren.“

Viele weitere Begriffe, die sich im Tagesgeschäft von Vermittlern eingebürgert haben wie Beitrag, Deckungs-Zusage, Dynamik, Obliegenheit, Selbst-Behalt oder Schaden-Minderungs-Pflicht - werden sehr verständlich für den Normalbürger erläutert. Selbst „Provision“ wird unmissverständlich abgehandelt. So heißt es unter anderem: „Sie haben sich beraten lassen. Und schließen eine Versicherung ab. Dann bekommt der Versicherungs-Vertreter die Provision. Sie ist im Beitrag enthalten. Sie haben sich beraten lassen. Möchten aber keine Versicherung haben. Dann müssen Sie auch keine Provision bezahlen.“

Unter dem Strich ist das ABC ein akzeptable Erstleistung. Technisch könnten die rot hervorgehobenen Begriffe, die alle erklärt sind, noch verlinkt werden, wie das Inhaltsverzeichnis. Denn das ABC dürften heute viele Menschen online lesen.

Begriffe auf Homepage anbieten

Statt es an ihre Kunden weiterzugeben, dürfte es für Versicherungsmakler wohl sinnvoller sein, wichtige Begriffe zu adaptieren und so ein eigenes Versicherungs-ABC auf der Homepage anzubieten. Das gilt auch für die beiden anderen Bafin-Werke zu Banken und Geldanlagen.

Der Anspruch der Bafin sich beim kollektiven Verbraucherschutz „stets am Puls der Zeit zu bewegen“, hat die Aufsicht mit dem Angebot schon eingelöst. Doch die Bafin will mehr. Denn der Verbraucherschutz aus Bonn soll künftig „mutiger, innovativer und, wenn nötig, auch bissiger“ werden, so Thorsten Pötzsch, Exekutivdirektor Wertpapieraufsicht/Asset Management. Dann könnte das ABC durchaus kritischer werden und darauf hinweisen, dass nur Versicherungsmakler Zugriff auf den gesamten Markt der Versicherungsprodukte haben und somit viel eher in der Lage sind, die „beste“ Versicherung für die Verbraucher zu finden.“

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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