Eine wichtige Nische mit Potenzial

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Die Werkverkehrsversicherung oder Autoinhaltsversicherung ist wenig verbreitet. Ihre Bedeutung – vor allem für Handwerksunternehmen – ist aber unbestritten. Jetzt gibt es ein Rating der besten Anbieter.

Profi-Banden wissen, wo es etwas zu holen gibt. Der Werkzeugklau boomt. Immer wieder sind Firmenwagen Ziel der Diebe. Denn sie enthalten nicht nur Waren, sondern vielfach auch hochwertige Werkzeuge. Ein Autoaufbruch ist immer noch eine leichte Sache mit einem relativ überschaubaren Entdeckungsrisiko. Die Aufklärungsquote lag 2021 laut Statistik des Bundeskriminalamts mit 10,1 Prozent auf einem niedrigen Niveau. Nur in rund 9.500 Fällen wurden die Täter gefasst.

Focus liegt nicht auf hohem Transportrisiko

Gerade bei Handwerksbetrieben ist oft das beförderte Werkzeug oder die Ware mehr wert als das gesamte Fahrzeug. Während selbst der in die Jahre gekommene Kleintransporter oft mit der Vollkasko regelrecht überversichert ist, fehlt der Schutz für die Ladung und Ware. Eine Werkverkehrsversicherung schützt im Schadenfall dessen Inhalt. Daher wird sie vielfach treffender auch Autoinhaltsversicherung genannt. Die Absicherung ist umfassend. Und gilt unter anderem bei Verlust oder Beschädigung der versicherten Güter, verursacht durch Elementarereignisse, Brand, Blitzschlag, Explosion, Unfälle oder Einbruchdiebstahl. Natürlich ist der Inhalt des Fahrzeuges auch dann abgesichert, wenn das ganze Fahrzeug gestohlen oder unterschlagen wird. Der Schutz gilt für firmeneigene Werkzeuge, Mess- und Arbeitsgeräte sowie Muster und Vorführgeräte sowie für Güter und Waren zum eigenen Gebrauch oder Verbrauch, zur Veredelung, Be- oder Verarbeitung oder zur Veräußerung- - einschließlich der handelsüblichen Verpackung. Abgesichert sind die Unternehmen vom Zeitpunkt des Beladens bis zur endgültigen Entladung des Fahrzeugs.

Üblich ist, dass Handwerker Werkzeuge oder Materialien nach Feierabend im Firmenfahrzeug lassen. Dabei kommt sie unversichert nicht nur der Verlust ihrer Waren und Geräte teuer zu stehen. „Viele sind ohne Werkzeug erst einmal eine Zeit lang arbeitsunfähig“, warnt Benjamin Papo, Chef des Internetversicherungsmaklers Finanzchef 24. Oft koste die Widerbeschaffung einen fünfstelligen Betrag. „Die Autoinhaltsversicherung ist bisher eher gering verbreitet“, schätzt der Versicherungsmakler Stefan Peters von der Best-Gruppe aus Düsseldorf. Bei vielen Unternehmen stehe die Betriebshaftpflicht- oder Flottenversicherung im Fokus der Wahrnehmung. Ihr hohes Transportrisiko würden viele Firmen nicht erkennen und seien womöglich nicht ausreichend dazu beraten worden.

Bis zu 60 Prozent werden noch von der Ausschließlichkeit betreut

Nicht ausgeschlossen ist zudem, dass manch ein Unternehmer glaubt, mit seinem Kaskoschutz sei auch der Diebstahl von Waren und Werkzeugen aus dem Fahrzeug abgedeckt. Tatsächlich leistet die Kaskoversicherung nur für Schäden am Kfz und für Teile, die fest mit dem Wagen verbunden sind. Allerdings fehlt bei der Autoinhaltsversicherung ein Marktstandard. Vor allem wird in der Regel in der Nacht eine Selbstbeteiligung von 20 bis 25 Prozent des Schadens verlangt. Bei sehr guten Kunden dürfte aber ein Verhandlungsspielraum bestehen. Daher ist bei der Autoinhaltsversicherung die Beratung durch einen Experten unerlässlich.

Manche Bedingungen sehen noch immer vor, dass der Versicherungsschutz für Einbruchdiebstahl tagsüber nur gilt, wenn das Fahrzeug nicht länger als zwei Stunden unbeaufsichtigt war. Das ist weltfremd. Ein Kundenbesuch, eine Wartung, Reparatur oder Installation kann durchaus deutlich länger dauern. Bei Handwerkern kann die Beratung zur Autoinhaltsversicherung den ersten Schritt ins Maklermandat bedeuten. Und das Potenzial ist groß: Nach Schätzungen des Bundesverbands Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) werden 50 bis 60 Prozent der Handwerker noch von der Ausschließlichkeit betreut.

Vema vergibt beste Gesamtnote an Alte Leipziger

Aktuell (08/22) hat die Maklergenossenschaft Vema die Qualität von Werkverkehrsversicherung von ihren Mitgliedern bewerten lassen. Insgesamt 334 Urteile sind die Grundlage für das Rating. Bewerten sollten die Makler die Produktqualität, die Antrags- und Schadenbearbeitung sowie die Erreichbarkeit der Asskuranz. In der Gesamtbewertung nach Schulnoten schneidet die Alte Leipziger am besten ab. Sie erreicht die Bewertung 1,72. Auf den Plätzen folgen Mannheimer (Note 1,84), Helvetia (1,86), Ergo (1,95), Allianz (2,01), Basler (2,02), Axa (2,04), AIG (2,05), R+V (2,11) und Gothaer (2,19).

Zwar liegt die AIG in der Gesamtnote auf einem der hinteren Ränge, weil sie bei Policierung, Regulierung und Erreichbarkeit "patzt". Mit der Note 1,58 ist sie aber in Sachen Produktqualität noch etwas besser als die Alte Leipziger (Note 1,60). Vielleicht liegt die gute Bewertung in dieser Kategorie auch daran, dass nur Alte Leipziger und AIG ein Vema-Deckungskonzept bei der Werkverkehrsversicherung vorweisen können. Makler sollten sich in Verhandlungen um bessere Leistungen für ihre Kunden hieran orientieren.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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