Einzelne Versicherer schütten dauerhaft über ihre Verhältnisse aus

Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase sollten die Lebensversicherer die Überschussbeteiligungen für ihre Kunden für das Jahr 2010 deutlich absenken. Dieser Forderung der Fachleute entsprachen die meisten Assekuranz-Unternehmen nicht ganz. Bisher fiel die Überschuss-Deklaration bei "nur" zwanzig Gesellschaften niedriger aus, als im gerade erst abgelaufenen Geschäftsjahr. Drei Lebensversicherer hoben sie sogar leicht an. Eine „5“ vor dem Komma steht diesmal bei keiner der LV-Unternehmen.

Bis zum Redaktionsschluss haben 64 der über 80 Lebensversicherungs-Gesellschaften inzwischen die aktuelle Kennzahl für ihre Überschussbeteiligung 2010 öffentlich gemacht. An die vierzig Gesellschaften hielten an ihrer Vorjahres-Deklaration fest. Sie befinden sich allesamt im Mittelfeld der Gesamtverzinsungen. Der Marktdurchschnitt liegt 2010 voraussichtlich bei rund 4,20 Prozent, während er für das Geschäftsjahr 2009 noch bei 4,21 Prozent lag.

Bundesbank hat Warnung ausgesprochen
Die nahezu unmerkliche Absenkung veranlasste die Bundesbank, eine Warnung auszusprechen. In ihrem "Finanzstabilitätsbericht 2009" weist sie darauf hin, dass bei den Versicherungsunternehmen die Nettoverzinsung ihrer Kapitalanlagen deutlich unter die laufende Verzinsung der Versichertenguthaben gesunken sei. Einzelne Versicherer würden dauerhaft über ihre Verhältnisse ausschütten.Bekanntlich wird mit der Überschussbeteiligung in langfristigen Personenversicherungs-Verträgen vereinbart, den Versicherungsnehmer an Überschüssen aus dem Versicherungsgeschäft des entsprechenden Versicherers zu beteiligen. Die erwirtschafteten Überschüsse aus dem Geschäft gehören nicht, wie sonst überall in der Wirtschaft, dem Wirtschaftsunternehmen, sondern sind zu einem bestimmten Teil den Kunden weiterzureichen.

Drei Lebensversicherer wollen Überschussbeteiligung anheben
Allen Unkenrufen der Fachwelt zum Trotz haben drei Lebensversicherer angekündigt, für 2010 die Überschussbeteiligungen für ihre Kunden anzuheben: Die Direkte Leben, ein Tochterunternehmen der Stuttgarter Versicherungsgruppe, erhöht von 4,2 auf 4,3 Prozent; und auch die Familienfürsorge, die inzwischen zur HUK-Coburg-Gruppe gehört, hob von 4,15 auf 4,25 Prozent an. Die Victoria Leben, die in den vergangenen Jahren in Sachen Überschussbeteiligung zu den Schlusslichtern gehörte und demnächst ihren Markennamen in Ergo (wie die gleichnamige Konzernmutter Ergo) ändert, klettert mit ihrer Überschussbeteiligung um 0,1 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent.Bei den beiden Spitzenreitern mit den höchsten Deklarationen für 2010 blieb die CiV Leben wie im Vorjahr bei konstanten 4,8 Prozent, während die Europa Lebensversicherung von 5,0 auf 4,8 Prozent absenkte. Spitze sind auch der Volkswohl Bund mit im zweiten Jahr konstanten 4,75 Prozent und die Fortis Deutschland Lebensversicherung AG, die zwar auch leicht absenkte, ihren Kunden aber immer noch sehr gute 4,70 (Vorjahr 4,85) Prozent bietet.Der Marktführer unter den Lebensversicherern, die Allianz Leben, die 2009 noch ihren Kunden 4,5 Prozent Überschuss gewährte, senkt für 2010 die Beteiligung auf 4,3 Prozent ab. Immerhin weisen fünfzehn Gesellschaften eine höhere Überschussbeteiligung mit Werte von 4,5 oder mehr Prozent als der Marktführer aus.

Drastische Reduzierung der Überschussbeteiligung bei einigen Unternehmen
Zwanzig Lebensversicherer gingen mit ihren Überschuss-Deklarationen für 2010 herunter. Mit 0,75 Prozentpunkten weniger als für 2009 rutscht die Absenkung bei der Delta Lloyd von 4,0 auf 3,25 Prozent. Noch deutlicher zurück geht die Überschussdeklaration bei der zur Delta-Lloyd-Gruppe gehörenden Hamburger Lebensversicherung AG, die von 4,5 im Jahr 2009 auf jetzt 3,75 Prozent absenkte. Auch die beiden LV-Gesellschaften im Gothaer Konzern, die Gothaer Leben und der Direktversicherer Asstel, verkünden eine im Vergleich mit anderen Unternehmen drastische Reduzierung ihrer Überschussbeteiligung von 4,5 auf 4,0 Prozent beziehungsweise von 4,6 auf 4,0 Prozent.

Autor(en): Ellen Bocquel

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