Elementarschäden ganzheitlich betrachtet

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In einem Pressegespräch präsentierte die aktuarielle Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) Berechnungen zu Elementarschäden bei Überschwemmungen und zu den Prämienhöhen bei Elementarschadenversicherungen. Zusätzlich stellte sie eine eigene Starkregen-Modellierung vor, mit der Versicherer die Gefährdungslage von Gebäuden besser einschätzen können sollen.

Die Diskussion um eine verpflichtende Elementarschadenversicherung reißt nicht ab. Nach den teilweise schweren Hochwassern zum Jahresstart 2024 in der Nordhälfte Deutschlands forderten zuletzt Grünen-Politiker wie Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann und der thüringische Umweltminister Bernhard Stengele eine solche Pflichtversicherung.

Doch wie teuer würde diese Police für Versicherte und Versicherer werden? Würde sie staatlich subventioniert sein, sollte sie kommen? Diese Fragen sind ebenso ungewiss wie die Einführung der Pflichtversicherung selbst. Die Aktuarinnen und Aktuare von MSK haben jetzt in einem Pressegespräch eine Berechnung vorgelegt. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass eine deutschlandweite Einheitsprämie (ohne Selbstbeteiligung) für Schäden durch Hochwasser und Starkregen etwa 190 Euro kosten würde.

"Über 90 Prozent der Elementarschäden in Deutschland entstehen durch Überschwemmungen, ausgelöst durch Hochwasser und Starkregen", sagte Carina Götzen, Expertin für Pricing, Datenpools und Naturgefahren bei MSK. Deshalb ist bei Elementarschadenversicherungen der Schutz vor Überschwemmungen auch der wichtigste Anteil und gleichzeitig derjenige, der bei entsprechender Gefährdungslage einer Immobilie am ehesten ausgeschlossen wird.

Gebäude in hoher Hochwassergefährdungsklasse selbst bei Selbstbehalt mit hohen Prämien

Als Grundlage für die Prämienhöhen bei Elementarschadenversicherungen dient Versicherern das ZÜRS-System (Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen). Das System wurde vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) entwickelt und weist das Hochwasserrisiko hinsichtlich der statistischen Häufigkeit aus. So ist ein Gebäude in der niedrigsten Hochwassergefährdungsklasse (HGK) 1 statistisch seltener als einmal alle 200 Jahre von Hochwasser betroffen. In der höchsten Klasse 4 wiederum ist es statistisch einmal in zehn Jahren. Etwa 92 Prozent der Gebäude in Deutschland sind in der HGK 1 eingestuft, auf die höchste Klasse entfallen 0,4 Prozent.

Während Gebäude in der HGK 1 noch mit kleinen Prämienhöhen versichert werden können, liegen die Beiträge in den Klassen 3 und 4 laut Berechnungen von MSK selbst bei hohen Selbstbeteiligungen (von über 100.000 Euro) noch bei mehr als 1.000 Euro jährlich.

Eigene Modellierung soll Starkregengefährdung besser aufzeigen

Die Beratungsgesellschaft stellte ein eigene Starkregen-Modellierung namens MSK Rain Chaser vor, welche die Gefährdungslage von Immobilien bei Starkregen besser einschätzen soll als das Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen ZÜRS-System des GDV. Als Beispiel nannte MSK ein Dorf im Ahrtal, welches bei der Flutkatastrophe von 2021 stark betroffen war. Bei ZÜRS war das Dorf 2021 noch in der HGK 1 eingeordnet, 2022 wurde es dann auf Klasse 3 hochgestuft. Laut MSK hätte ihre Starkregen-Modellierung das Dorf schon vor der Flut in die höchste Starkregenzone 4 eingestuft.

Ausgehend von wissenschaftlichen Prognosen, dass die Häufigkeit und Intensität von Starkregenereignissen in Deutschland aufgrund des Klimawandels zunehmen könnte, teilt die Modellierung von MSK einen deutlich höheren Anteil an Gebäuden in ihrer höchste Stufe ein. zehn Prozent fallen in die Starkregenzone 4, 41 Prozent in die niedrigste Zone 1. Das stellt einen deutlichen Unterschied zum ZÜRS-System dar.

Autor(en): Frederik Schmidt

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