Ergo-Direkt: Druck auf hohe Zahnarztkosten per Internet-Vergleich

In einer groß angelegten Werbeaktion will die Ergo-Direkt Versicherung Patienten zu günstigeren Behandlungskosten beim Zahnarzt verhelfen. Dafür bietet das Unternehmen ab September allen Patienten eine Kooperation mit dem Internetvergleichsportal www.2te-ZahnarztMeinung an. Nutzen können den Service auch Patienten, die keine Kunden von Ergo-Direkt sind. Die Patienten müssen lediglich den von ihrem Zahnarzt erstellten Heil- und Kostenplan dem Versicherer übermitteln, der dann anonym ins Internet gestellt wird. Zahnärzte können dann günstigere Gebote abgeben.

"Durch eine Auktion auf der 2ten-ZahnarztMeinung sparen die Patienten im Schnitt 56 Prozent des Eigenanteils. Hierfür haben wir 10.000 durchgeführte Auktionen ausgewertet", so Holger Lehmann, Geschäftsführer des Vergleichsportals www.2te-ZahnarztMeinung.de. Teilweise könnten die Patienten mehrere Tausend Euro sparen. Die Patienten entscheiden künftig, ob sie das Angebot eines günstigeren Zahnarztes annehmen oder mit ihrem bisherigen Zahnarzt über die Preise verhandeln. Der Service ist für Patienten kostenlos. Wer direkt über www.2te-ZahnarztMeinung.de ein Angebot einholt, zahlt je nach Höhe der Behandlungskosten zwischen 2,50 und 7,50 Euro.

Auch Patienten von 14 gesetzlichen Krankenkassen, mit denen das Portal ebenfalls zusammenarbeitet, können ohne Gebühr einen Vergleich einstellen. Immer und für jeden vollkommen kostenfrei ist ein Vergleich über das Portal www.medikompass.de möglich. Die Portale finanzieren sich über Gebühren, die die Zahnärzte für die Teilnahme an den Auktionen zahlen. Die Versteigerung von Zahnbehandlungen im Internet ist legitim. Die Klage von Ärzten wurde durch den BGH bereits abgeschmettert (Az: I ZR 55/08).

Persönliches Gespräch ist unersetzlich
Kritik kommt aber von den Zahnärzten. Zwar bestreitet beispielsweise die Bundeszahnärztekammer nicht, dass die Preise für die gleiche Behandlungsleistung am Markt erheblich schwanken. Doch die Internetauktionen hätten auch Risiken. "Jeder Patient hat das Recht sich eine zweite oder auch dritte Meinung bei einem anderen Zahnarzt einzuholen. Ein Internetvergleich kann ein persönliches Gespräch beim Zahnarzt nicht ersetzen", warnt Professor Dietmar Oesterreich Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer aus Stavenhagen bei Rostock. Zudem fehlten beim Internetvergleich die wichtigen Röntgenbilder.

Nach Einschätzung von Oesterreich könnten Vergleichsportale zudem nicht sicher kontrollieren, ob der Zahnersatz und die Laborleistungen tatsächlich in Deutschland erbracht würden. "Es gibt längst Handelsgesellschaften die solche Leistungen importieren und allein über eine Endkontrolle als deutschen Standard deklarieren", so Oesterreich. Rund 60 Prozent der Kosten entfielen auf Zahnersatz- und Laborkosten. Ein Heil- und Kostenplan zeige immer nur eine Alternative auf. Es gebe aber meist mehrere Wege der Zahnbehandlung. Oesterreich verweist darauf, dass im Zweifelsfall auch Patientenberatungen der Ärztekammern die fachliche Geeignetheit des Heil- und Kostenplans überprüfen würden.

Für den Versicherer Ergo-Direkt könnte sich das Service Angebot, dass auch in TV-Spots beworben werden soll, in doppelter Hinsicht auszahlen. So muss der Versicherer eigenen Kunden mit einer Zahnzusatzversicherung, die die Auktion nutzen, selbst auch weniger zahlen. Und Kunden anderer Versicherer könnten durch den Service positiv gestimmt werden und so vielleicht zu Ergo-Direkt wechseln.

Bildquelle: © Rita Thielen/

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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