Ergo: schlechte Zeiten, gute Zeiten

Die Krankenversicherung ist unzufrieden mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr. Günter Dibbern, Vorstandsmitglied der Ergo-Versicherungsgruppe, präsentierte am Dienstag die entsprechenden Zahlen. Das Resultat: Das Unternehmen ist unterdurchschnittlich gewachsen. Dies gilt vor allem für die DKV, weniger für die Victoria. Die Ursache für diese unbefriedigende Situation sieht der Kölner Versicherer in erster Linie in der Gesundheitsreform.

So konnte die Ergo Kranken zwar insgesamt 45.300 Menschen mehr als im Vorjahr für sich gewinnen, in der Vollversicherung verlor sie aber 14.700 Personen. Erfreulich dagegen die Entwicklung in der Ergänzungsversicherung. Hier unterschrieben 60.000 neue Kunden eine Police. Damit sind nun rund 3,5 Millionen Menschen bei der Versicherungsgruppe zusatzversichert.

Doch Dibbern schwächte die positiven Zahlen gleich wieder ab, indem er die Neukundengewinnung aus den Kooperationen mit der GKV kritisch beurteilte. Denn: Über die Kooperationen mit den 13 AOK und einigen Betriebskrankenkassen sei das vermittelte Geschäft um die Hälfte zurückgegangen. Auch hier seien wieder die Gesundheitsreform und ihre Folgen schuld an der Misere. Doch um diesen negativen Trend zu stoppen, hat die Ergo mit den AOK-Kassen ein neues Tarifkonzept entwickelt. Deren Aufbau: leistungsbegrenzte Wahltarife als Grundlage plus leistungsverbessernde DKV-Zusatztarife.

Leistungsausgaben im ambulanten Bereich stark gestiegen
Außerdem: Der Marktanteil der DKV verringerte sich von 12,6 Prozent auf 12,3 Prozent, der Anteil der Victoria blieb konstant und zwar auf dem Niveau von 12,3 Prozent. Die Aufwendungen für Versicherungsleistungen sind um vier Prozent auf 3,17 Milliarden Euro gestiegen. Dibbern kommentierte dies so: „Ein voraussichtlich marktunterdurchschnittlicher Anstieg und deshalb ein zufriedenstellender Wert.“ Dagegen betrachtet der Versicherer mit Sorge die Leistungsausgaben für den ambulanten und zahnärztlichen Sektor. Diese sind um 7 bzw. 6 Prozent nach oben geschnellt. Im Vergleich hierzu der stationäre Bereich: Moderater Anstieg um 2,4 Prozent.

Thema Stellenstreichungen
Unschönes Thema, auch für einen Vorstandsvorsitzenden, waren die Stellenstreichungen. Auch im Ergo-Konzern sollen bis 2010 zahlreiche Jobs wegfallen - insgesamt 1.800, 450 bereits in diesem Jahr, davon 59 bei der DKV und Victoria. Dieser Abbau soll in erster Linie durch Streichung offener Stellen sowie freiwillige Vorruhestands- und Aufhebungsangebote mit Abfindungen erreicht werden.

Aber eines sei sicher: Bis Ende 2012 soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Ein wenig entspannter gab sich der DKV-und Victoria-Vorstandsvorsitzende bei der Präsentation der Kosten. So ging die Verwaltungskostenquote der DKV erneut um 0,2 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent zurück, die der Victoria Kranken um 0,4 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent. Auslöser für diese verbesserte Kostenstruktur ist laut Dibbern ihre leistungsstarke IT-Plattform.

Blick nach vorn
Obwohl Dibbern einen ernüchternden Blick zurück warf, ist er "ganz zuversichtlich, dass wir in naher Zukunft zu fast normalen Verhältnissen zurückkehren werden und für das Wachstum eine spürbare Wiederbelebung" eintreten wird. Die Gründe für seinen Optimismus: Ihre Serviceoffensive als "Unternehmen Gesundheit", die neuen Tarifangebote bei DKV und Victoria sowie der Start diverser Vertriebsinitiativen, über deren genaue Inhalte noch zu berichten sein wird.

Weitere Details zur Entwicklung der Ergo-Krankenversicherung finden Sie in der Mai-Ausgabe von .

Foto: Ergo Versicherungsgruppe

Autor(en): Meris Neininger

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