Ergo zieht die Kostenschraube stärker an

Das Sparprogramm bei Ergo sorgt für Unruhe. Bis 2010 könnten 2.500 Arbeitsplätze im Konzern wegfallen, wurde gestern von Gewerkschaftsseite in den Medien gestreut. Konkrete Zahlen zu einem Arbeitsplatzabbau liegen laut Unternehmen jedoch nicht vor. Dass der Versicherer seine Kostenquote bis zum Jahr 2010 massiv verringern will, ist allerdings kein Geheimnis.

Thema Kostenreduzierung ist Dauerbrenner
Mit der Nachricht, dass im Ergo-Konzern in naher Zukunft schätzungsweise 200 Millionen Euro eingespart werden sollen, sorgte gestern Frank Fassin für Aufsehen. Als Arbeitnehmervertreter im Ergo-Aufsichtsrat und Landesfachbereichsleiter bei Verdi in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht er Berechnungen, nach denen die Sparmaßnahmen des Konzerns mit seinen Erstversicherern Hamburg-Mannheimer, Victoria, DKV und DAS rund 2.500 Arbeitsplätze kosten würden. "Diese Zahlen gibt es noch nicht", sagte Ergo-Sprecher Alexander Becker dem Versicherungsmagazin auf Anfrage. Er bestätigte zwar, dass die Ergo-Unternehmen ihre Kostenquote verringern müssten, konkrete Zahlen zu einem Arbeitsplatzabbau gebe es jedoch noch nicht. "Wir müssen dauerhaft am Thema Kostenreduzierung bleiben."

Ergo hat sich nicht erst seit gestern eine hohe Kostendisziplin auferlegt. Im Dezember vergangenen Jahres und zuletzt auch bei der Ergo-Bilanzpressekonferenz 2008 hatte der neue Konzern-Chef Torsten Oletzky von deutlichen Einsparungsmaßnahmen gesprochen. Der klare Fokus auf Kostenreduktion, der schon vom Vorgänger fixiert wurde, habe sich bereits ausgezahlt, denn 2007 seien die Verwaltungskosten des Konzerns im Inland trotz hoher Aufwendungen für die Umsetzung zahlreicher Vorgaben des neuen Versicherungsvertragsgesetzes und für die letzte Stufe der IT-Umstellung im Segment Gesundheit um 3,7 Prozent gesunken.

Situation muss analysiert werden
Das ambitionierte Kostensparziel bis 2010 liege bei einer Reduzierung um zehn Prozent, heißt es. Für die Verwaltungskostenquote im Bereich Lebensversicherungen bedeute das ein Absenken um 0,4 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent zum 1. Januar 2010. Die Verwaltungskostenquoten im Bereich Gesundheit sollen um 0,2 Prozentpunkte auf 2,8 Prozent und in den Komposit-Sparten um 1,7 Prozentpunkte auf 30,5 Prozent sinken. Das könne nicht allein durch reduzierte Sachkosten gestemmt werden.

Insgesamt sind bei Ergo in Europa und Asien rund 50. 000 angestellte Mitarbeiter beziehungsweise selbstständige Vermittler hauptberuflich beschäftigt. Nun will man im Konzern, an dem die Münchener Rückversicherung 94,7 Prozent Anteile hält, in einem ersten Schritt die Situation an allen Standorten der operativen Unternehmen Hamburg-Mannheimer in Hamburg, Victoria in Düsseldorf, DKV in Köln und DAS in München analysieren und danach mit den Sparmaßnahmen beginnen. Das gemeinsame Tochterunternehmen von Ergo und Arcandor, die Karstadt Quelle Versicherungen in Fürth, werde nicht in die Sparpläne einbezogen.

Bei der Präsentation des Programms "Kontinuierliche Verbesserung der Wettbewerbsposition" im Gespräch mit Journalisten verkündete Oletzky deutliche Wachstums- und Ertragsziele mit "einer gewissen stetigen Entwicklung". Das Beitragsvolumen soll bis zum Jahr 2012 auf 23 Milliarden Euro steigen (2007: 17,4 Milliarden). Das Ergebnis solle im selben Zeitraum um rund 90 Prozent auf rund 900 Millionen Euro wachsen. "Wir wollen den Trend des Marktanteilsverlusts in allen Segment drehen und bis 2012 im Neugeschäft um 50 Prozent zulegen", sagt der Konzern-Chef.

Umbau im Personalbereich geplant
Ergo mit seinem Mehrmarken-Konzept plane auch einen Umbau im Personalbereich. "Die Umsetzung streben wir für das Jahr 2009 an", schreibt Oletzky in einem Mitarbeiterbrief. Gewerkschaftsmann Fassin geht davon aus, dass den mehr als 10.000 Mitarbeitern im Innendienst, für die bisher Verträge mit den operativen Töchtern bestanden, demnächst Ergo-Verträge angeboten werden.

Bildquelle: Ergo

Autor(en): Ellen Bocquel

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