Erst die Banken, nun die Versicherer

Die Finanzkrise schlägt nun auch auf die Versicherer durch. Nachdem Banken bereits zu Jahresbeginn größtenteils ihre Gewinnprognosen kassieren mussten, stimmt inzwischen auch die Versicherungsbranche vorsichtigere Töne an. Vor allem die seit Monaten sinkenden Kurse an den weltweiten Börsen belasten die Gewinne bei den Finanzinstituten. Der größte europäische Versicherer Allianz verabschiedete sich von seinen mittelfristigen Ergebniszielen. Auch Konkurrenten wie American International Group (AIG) und Axa kämpfen mit dem Abwärtsstrudel an den Aktienmärkten.

Krise an den Finanzmärkten hinterlässt Spuren
Allianz-Chef Michael Diekmann zog die Bilanz der vergangenen Monate: „Die Finanzmarktkrise hinterlässt Spuren in unserem Geschäft.“ Der Überschuss fiel von April bis Juni um 28 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Wegen anhaltend schwieriger Marktbedingungen könne das Ziel einer durchschnittlichen operativen Ergebnissteigerung von zehn Prozent bis 2009 nicht aufrecht erhalten werden. Vor allem im Bankgeschäft, das fast vollständig von der Dresdner Bank getragen wird, sei eine verlässliche Prognose nicht möglich. Die Bank, die in Deutschland mit am härtesten von der seit einem Jahr anhaltenden Finanzkrise getroffen ist, schrieb von April bis Juni den vierten Quartalsverlust in Folge ().

Allein steht die Allianz damit nicht da. In den vergangenen Wochen haben die börsennotierten Versicherer ihre Zahlen für das zweite Quartal 2008 vorgelegt. Sie alle mussten wegen der Finanzkrise herbe Einbußen hinnehmen. Den Anfang machte vor zwei Wochen die Münchener Rück. Der Rückversicherer gab einen massiven Gewinneinbruch bekannt, die Kurse vieler Versicherer sackten daraufhin ab. Konkurrent Hannover Rück hatte seine Gewinnziele zu diesem Zeitpunkt ebenfalls infrage gestellt.

Besser geht es auch dem nach der Allianz zweitgrößten deutschen Erstversicherer, der AMB Generali, nicht. Die Tochter der italienischen Generali-Gruppe legte für das erste Halbjahr dieses Jahres 40 Prozent weniger Überschuss vor, verglichen mit den ersten sechs Monaten 2007. Der Versicherer rückte von seinem Ziel ab, 2008 einen Gewinn von 450 Millionen Euro zu erreichen. Im Gegensatz zur Allianz schlug sich die Krise bei der Tochter des italienischen Versicherers Generali aber nicht im Umsatz nieder. Während bei AMB Generali die Beitragseinnahmen stiegen, kämpfte die Allianz wegen des Abwärtstrends an den Börsen vor allem mit einem Rückgang bei den fondsgebundenen Produkten. Die Schaden- und Unfallsparte lag etwa auf dem Niveau des Vorjahresquartals.

Auch der französische Versicherungskonzern Axa hat im ersten Halbjahr 2008 weniger verdient, um 32 Prozent sank der Überschuss. Allerdings hatten Experten bei den Franzosen mit einem noch deutlicheren Rückgang gerechnet.

Ein großes Problem für Versicherer neben der Zurückhaltung von Kunden sind die Kapitalmärkte: Zusätzlich zu Investitionen in US-Krisenpapiere, deren Umfang bei Versicherern geringer ist als bei Banken, schlagen Kursverluste an den Börsen direkt auf das Anlageergebnis der Konzerne durch. Die Institute legen die Prämieneinahmen ihrer Kunden an den Kapitalmärkten an. Im Schnitt stecken etwa zehn Prozent in Aktien, der Rest in festverzinslichen Papieren. Anders als bei früheren Finanzkrisen sind diesmal jedoch auch die als weniger risikoreich geltenden Anleihen von Preisabschlägen betroffen.

Nicht so heftig, wie nach dem 11. September 2001
Aber ein Hoffnungsschimmer bleibt. Experten gehen nicht davon aus, dass die Branche so empfindlich ins Mark getroffen wird, wie nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und dem darauf folgenden Kurssturz an den Börsen. Auch Versicherungsnehmer bräuchten – zumindest zunächst – wohl mit keinen Einbußen rechnen.

Autor(en): Susanne Niemann

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