Erster Schritt in die Beratung

Mit dem 50-prozentigen Einstieg beim Institut für Transparenz in der Altersvorsorge (ITA) hat das Softwarehaus Morgen und Morgen (M&M) die Tür zu Beratung von Versicherungsunternehmen weit aufgestoßen . "Wir werden also auch künftig Produktanbieter dabei unterstützen, ihre Produkte (Produktinformationsblätter, Angebotsunterlagen; Bedingungen, Kundenkorrespondenz) verständlicher zu gestalten. Mit Morgen und Morgen haben wir einen besseren Marktzugang", erläuterte ITA-Geschäftsführer Mark Ortmann die neue Kooperation.

Gleichzeitig kommt es zumindest im Bereich der Altersvorsorge zu einer kleinen Marktbereinigung. Denn mit "ITA Select" hat Ortmann ein Softwareprogramm im Angebot, das Vermittler bei der Beratung zur Ruhestandsvorsorge einsetzen können. Auf diesem Gebiet ist Morgen und Morgen Marktführer. Das ITA Programm soll erst einmal weiter laufen. Ausgemachtes strategisches Ziel ist für M&M nämlich der Einstieg in den lukrativen Beratungsmarkt. "Das ITA beurteilt die Verständlichkeit von Bedingungen aus Sicht der Verbraucher und Vermittler", heißt es bei M&M. Primäre Idee der Kooperation sei es, die Kompetenz in der Beratung zu erweitern. "Das ITA berät auch staatliche Stellen", so Morgen & Morgen.


Bald staatliche Info-Stelle für Vorsorge?
Dass der Einstieg des Softwarehauses zeitnah zur gerade erfolgten Verabschiedung des Altersvorsorge-Verbesserungsgesetzes (AltvVerbG) erfolgt, dürfte kein Zufall sein. In der Vergangenheit hatte M& M-Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung, Joachim Geiberger, sein Interesse daran geäußert die Funktion der "Produktinformationsstelle Altersvorsorge" zu übernehmen. Dieser Plan wurde von der Pressesprecherin des Unternehmens nicht dementiert. Laut dem (AltvVerbG) kann das Bundesministerium der Finanzen einer juristischen Person des Privatrechts die Aufgaben der Produktinformationsstelle Altersvorsorge übertragen. Diese Institution muss unter anderem dafür sorgen, dass Vorsorgeprodukte richtig hinsichtlich ihrer Chancen-Risiken in Klassen eingeordnet werden.

Die Einordnung soll durch Berechnungen anhand von Kapitalmarktsimulationen erfolgen. "Die Aufgabe der Festlegung dieses Simulationsverfahrens sowie der entsprechenden Berechnungen wird der Zertifizierungsstelle zugewiesen", heißt es im AltvVerbG. Genau solche Simulationsrechnung führen sowohl M&M im Rahmen des Produktes "Volatium" als auch das ITA durch. Laut ITA-Chef Ortmann gibt es bisher hingegen keine Überlegungen dazu als Produktinformationsstelle Altersvorsorge zu fungieren. Gleichzeitig bestätigt Ortmann aber, dass man sich auch künftig "um öffentliche Ausschreibungen, die thematisch zum ITA passen", bewerben werde.

Eine gewisse Konkurrenzsituation könnte durch die Morgen und Morgen-Beteiligung zum Ulmer Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa) entstehen. Auch dessen Leiter, Professor Jochen Ruß werden Ambitionen nachgesagt, bei der staatlichen Risikoanalyse von Vorsorgeprodukten tätig zu werden. Derzeit kooperiert aber das ITA "bis auf weiteres vertrauensvoll" mit dem ifa, so Ortmann.

Keine Dominanz einer Seite
Über die Höhe der Beteiligung haben beide Partner Stillschweigen vereinbart. Strategische Fragen will das Management der beiden Unternehmen künftig gemeinsam besprechen. Es gebe keine Dominanz einer Gesellschaft. Ortmann hat beim ausgemachten Versicherungsexperten Professor Hans-Peter Schwintowski von der Humboldt-Universität zum Thema "Kapitalanlage deutscher und britischer Lebensversicherer" promoviert und betreibt in Berlin den Versicherungsmakler infinas.

Ein wenig Rücksicht auf seinen neuen Partner sollte Ortmann künftig auf der ITA-Homepage walten lassen. Hier steht derzeit noch das Dankeschreiben eines Vermittlers. Der schreibt: „Mit der Anwendung ITA Select kann man sich vom Markt abgrenzen…Und Morgen & Morgen hat ja schließlich fast jeder, damit kann man nicht mehr punkten."

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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