Finanzierung von Pensionsplänen trotz Niedrigzinsphase stabil

Die Pensionsverpflichtungen von DAX-Unternehmen sind im ersten Halbjahr 2013 leicht gesunken. Sie betragen aktuell 311,8 Milliarden Euro (Ende 2012: 313,8 Milliarden Euro, entspricht -0,6 Prozent). Dies vermittelt jedenfalls eine Studie der Unternehmensberatung Towers Watson.

Weitere Details aus der Studie: Die für die Pensionszahlungen reservierten Vermögenswerte beliefen sich unverändert auf 192,1 Milliarden Euro. Damit steige der Ausfinanzierungsgrad (das Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsverpflichtungen) um fast einen halben Prozentpunkt an (Ende 2012: 61,2 Prozent, Ende erstes Halbjahr 2013: 61,6 Prozent).

Leichter Anstieg des Ausfinanzierungsgrads
Im MDAX seien die Pensionsverpflichtungen ebenfalls leicht gesunken. Zur Jahresmitte beliefen sie sich auf 37,5 Milliarden Euro. Das seien 0,6 Prozent beziehungsweise 0,2 Milliarden Euro weniger als zum Jahresanfang. Auf ihre Pensionsvermögen hätten die MDAX-Unternehmen, die im Vergleich zum DAX auf einen höheren Aktienanteil setzten, eine leicht höhere Rendite erzielt. Nach Berücksichtigung der Zahlungen aus dem Planvermögen verbleibe ein Zuwachs von fast einem Prozent. Insgesamt führe dies zu einem leichten Anstieg des Ausfinanzierungsgrads (43,7 Prozent, Ende 2012: 43,1 Prozent).

Zu diesem Ergebnis kommt die Modellberechnung "German Pension Finance Watch" der Unternehmensberatung Towers Watson. Die Studie analysiert für den Zeitraum seit 2003 die aktuellen Entwicklungen der Pensionsverpflichtungen sowie die Erträge der hierfür reservierten Kapitalanlagen anhand von Musterplänen für DAX und MDAX.

MDAX-Pensionspläne profitieren von Aufwärtsbewegung der Aktienmärkte
"Der leichte Zuwachs in den Pensionsvermögen der MDAX-Unternehmen geht vor allem auf die positive Entwicklung der Aktienmärkte im ersten Quartal zurück", erläutert Dr. Thomas Jasper, Leiter des Beratungsbereichs "Betriebliche Altersversorgung" bei Towers Watson. "Die Pensionsvermögen der MDAX-Unternehmen sind zu mehr als einem Drittel in Aktien angelegt (37,2 Prozent), während die DAX-Unternehmen nur ein Viertel ihrer Pensionsvermögen (24,7 Prozent) in Aktien investiert halten. Daher konnten die Pensionsvermögen der MDAX-Unternehmen stärker von der positiven Entwicklung profitieren."

Pensionspläne auf dem Prüfstand
Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase empfehle es sich für Unternehmen, nicht nur die Finanzierungsdetails der bAV genau im Blick zu behalten, sondern auch die grundsätzliche Gestaltung der Pensionspläne auf den Prüfstand zu stellen, so bAV-Experte Jasper. "Insbesondere, wenn seit der Einführung eines Pensionsplans längere Zeit vergangen ist oder wenn sich Unternehmensziele, HR-Strategie, die wirtschaftliche Situation oder grundlegende Finanzierungsentscheidungen gewandelt haben, kann es sich lohnen, den Pensionsplan nachzujustieren." Hierbei sollten laut Jasper folgende Punkte berücksichtigt werden:

  • Abgleich Leistungsumfang und -angebot: Damit die bAV als HR-Instrument ihre volle Wirkung entfalten könne, müsse der Pensionsplan konsequent die Präferenzen der Mitarbeiter berücksichtigen, auch im Hinblick auf Flexibilität. Je nach Branche und Mitarbeiterkreis zeige sich z. B. eine unterschiedliche Bedeutung der vorzeitigen Risiken, wie Invalidität oder Todesfall. Individuell könne zumindest ein Teil der Mitarbeiter diese Risiken nicht oder nur gegen eine relativ hohe Prämie absichern. Gleichzeitig bestehe für viele Mitarbeiter mit Blick auf diese Szenarien die Notwendigkeit, die Leistungen der Sozialversicherung mit geeigneten Instrumenten zu ergänzen.

  • Strukturierung der Risikoposition: Mit dem Angebot einer bAV übernehme ein Unternehmen Risiken, z. B. in Folge von Unsicherheit bei der Entwicklung der Lebenserwartung oder der Entwicklung des Kapitalmarktumfelds. Es gelte zu analysieren, ob die Risiken, die ein Unternehmen übernimmt, mit den Risiken übereinstimmten, die es übernehmen könne und wolle. Diskrepanzen zwischen Risikoposition und Risikotragfähigkeit ließen sich im Zuge der Plangestaltung weitgehend auflösen - bei moderner Plangestaltung ohne Einschnitte in die Attraktivität der bAV.

  • Nachhaltigkeit der bAV: Zwischen Leistung und Gegenleistung lägen bei der bAV oftmals Jahrzehnte. Die Nachhaltigkeit der bAV ließe sich durch gezielte Maßnahmen stärken. In diesem Kontext sei auch der über die letzten Jahre zunehmende Grad der Ausfinanzierung der Pensionsverpflichtungen zu sehen. Gleichwohl bedinge die Langfristigkeit der bAV, dass in einem sich stetig wandelnden Umfeld die kontinuierliche Analyse und Weiterentwicklung der bAV unumgänglich sei.


Hintergrundinformationen zur Studie
Dem German Pension Finance Watch liegen Benchmark-Pensionspläne mit unterschiedlichen Ausfinanzierungsgraden zugrunde. Ein Musterplan (100-Prozent-Plan) stützt sich auf ein Szenario, bei dem die Pensionslasten von Unternehmen zum Stichtag 31. Dezember 2003 voll mit extern angelegtem Vermögen unterlegt waren. Zwei weitere Musterpläne (DAX- bzw. MDAX-Plan) zeichnen die durchschnittliche Entwicklung bei Pensionsverpflichtungen und Kapitaldeckung der Unternehmen in dem jeweiligen Börsenindex nach. Analysiert werden die aktuellen Entwicklungen auf der Verpflichtungsseite sowie die Erträge der für Pensionsverpflichtungen reservierten Kapitalanlagen.

Quelle: Towers Watson; Bild: Deutsche Börse Frankfurt

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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