Finfluencer? Bitte nicht (blind) folgen

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Sie heißen "Steuerfabi" oder "Immo Tommy". Und sie haben großen Einfluss darauf, wie wir über Geld denken. Sie sind Finfluencer. In kurzen Videos von wenigen Sekunden erklären sie uns die Ein-Prozent-Regel für privat genutzte Dienstwagen oder geben Tipps, wie man heute am besten Geld anlegt. Oft haben Finfluencer mehrere tausend Follower. Doch wie sollten wir mit Finanz-Content auf sozialen Medien umgehen?

Grundsätzlich ist die Arbeit der Finfluencer positiv zu bewerten: In einem Land, in dem man ungern über Geld spricht, vermitteln die Social-Media-Stars Inhalte auf eingängige Weise und greifen dabei aktuelle Fragestellungen aus der Praxis auf. Doch es gibt auch ein "Aber": Finfluencer machen ihren Job nicht aus reiner Nächstenliebe. Viele von ihnen sind etwa auf Provisionen angewiesen. So machen sie etwa Werbung für Tagesgeldkonten oder Online-Broker, bieten Seminare und Coachings an oder haben gar andere Interessenkonflikte.

Diese goldenen Regeln der Geldanlage helfen immer

Allein aus diesen Gründen sollten wir Finfluencern auf keinen Fall blind folgen. Doch was macht Follower auf Social Media mündig? Wie können wir selbst entscheiden, welche Inhalte auch langfristig wertvoll für uns sind? Wer seine Altersvorsorge in die eigenen Hände nehmen oder Geld für die Kinder ansparen will, kommt um eigenes Finanzwissen nicht herum. Die gute Nachricht: Es ist gar nicht so schwer. Eine der goldenen Regeln bei der Geldanlage ist, dass Risiken im Gleichschritt mit den Renditen steigen. Wenn also ein Finfluencer todsichere Renditen von zehn oder mehr Prozent verspricht, sollten Follower hellhörig werden.

Die nächste goldene Regel betrifft die Komplexität: Wer Finanzprodukte nicht versteht, sollte davon Abstand nehmen - oder solange nachfragen, bis er es verstanden hat. Letzteres ist übrigens kein Ausdruck von Unwissen oder Begriffsstutzigkeit, sondern eigentlich ziemlich schlau. Anleger sollten immer kritisch und hartnäckig sein, wenn es um ihr Geld geht.

Kritisch bleiben - selbst denken

Der dritte wichtige Tipp für Privatanleger: Die einfachste Anlagestrategie ist eine der besten. Bei der Buy-and-Hold-Strategie mittels ETFs kaufen wir viele Aktien großer Unternehmen aus der ganzen Welt über einen langen Zeitraum hinweg. Je früher wir damit anfangen, desto besser. ETFs zeichnen sich durch geringe Kosten deutlich unter einem Prozent im Jahr aus und streuen Risiken. Viele gute Bücher erklären auf wenigen Seiten, worum es dabei geht. Auch die Finfluencer von Finanztip haben zahlreiche wertvolle Videos dazu.

Wer die tragende Säule der eigenen Finanzplanung bereits selbst gebaut hat, kann auch entspannter die Videos von Finfluencern gucken – schließlich ist der wichtigste Job bereits getan. Ansonsten gilt bei Finfluencern: Kritisch bleiben - gerade bei Anlageempfehlungen, Informationen im Netz gegenchecken und auf verschiedene Quellen setzen. Wer so agiert, dem bieten Finfluencer Mehrwert: kurz- aber auch langfristig.

Über den Autor

Ulrich Müller hat fast 30 Jahre Börsenerfahrung und ist Gründer der Ulrich Müller Wealth Academy in Halstenbek bei Hamburg. Mit Gruppenseminaren und individuellen Coachings zu den Themen "Investieren mit Strategie" und "Trader Mental Coaching" werden Teilnehmende dazu ausgebildet, ihr Geld erfolgreich an der Börse zu investieren. Vor der Gründung der UMWA war der studierte Finanzwirt 17 Jahre als Investmentberater tätig. Über viele Jahre entwickelte er seine eigenen Analyse- und Bewertungssysteme im Bereich Aktien & Optionen, die er nun in seiner Akademie an private Anleger weitergibt. Seit Mai 2023 ist er zudem Aufsichtsratsvorsitzender einer Aktiengesellschaft.

Autor(en): Ulrich Müller

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