Firmen setzen trotz Lieferrisiken auf Wachstum

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Durch die nicht abreißende Pandemie sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht leichter geworden. Dennoch setzen globale wie deutsche Unternehmen für die Zukunft auf Expansion. Welche Risiken das Wachstum gefährden könnten.

Gestörte Lieferketten oder der Chip- und Halbleitermangel hindern Unternehmen weltweit nicht daran, voll und ganz auf Expansion zu setzen. Das ist das Ergebnis des im November 2021 veröffentlichten Navigator Survey der HSBC-Gruppe, für den mehr als 7.000 Entscheider aus 14 globalen Märkten befragt wurden, darunter rund 530 aus Deutschland.

Demnach gehen 90 Prozent der Unternehmen weltweit in den kommenden zwölf Monaten von einem Anstieg ihres Gesamtumsatzes aus. 87 Prozent sehen in der Expansion in neue Märkte im kommenden Jahr einen Wachstumsmotor. Fast die Hälfte (46 Prozent) erwartet, dass diese einen "starken Einfluss" auf ihre wirtschaftliche Entwicklung haben werden. 

Deutsche Firmen investieren in Technologien und Supply Chain

Auch die deutschen Befragten glauben an diesen positiven Trend. Rund zwei Drittel (66 Prozent) rechnen in den kommenden Monaten mit Wachstum und erwarten, dass sie bis Dezember 2022 wieder die Rentabilität auf Vor-Corona-Niveau erreichen. Ganz oben auf der Investitionsagenda stehen bei deutschen Unternehmen demnach neue Technologien sowie digitale Tools (25 Prozent), Supply-Chain-Management (24 Prozent) und die Einstellung neuer Talente (23 Prozent). 

Um Risiken zu minimieren, haben laut Studie mehr als ein Viertel (28 Prozent) der deutschen Unternehmen die Zahl ihrer internationalen Lieferanten erhöht. Denn rund 21 Prozent sehen gerade auf diesem Gebiet durch Verzögerungen oder Unterbrechungen ihre Einnahmen gefährdet.

Wie gelingt Lieferkettensicherheit?

Doch ein größeres Lieferantennetzwerk alleine reicht nicht aus, um Beschaffungsengpässe zu umgehen. Springer-Autor Felix Timtschenko rät für Supply Chain Security, also Lieferkettensicherheit, nicht nur einen einzelnen Aspekt der Lieferkette zu betrachten, wie etwa die eingesetzten Fahrer oder die Gefahrenquellen der Route. "Vielmehr geht es hier um die Prozessanalyse der gesamten Lieferkette. Organisation der Sicherheit, Finanzen, Informationsschutz, Dokumentation, Qualitätsmanagement, Monitoring, aber auch konkrete Fragestellungen zu Anfahrt, Lagerung, Beladung, Überwachung oder Training der Mitarbeiter".


Timtschenkos Masterplan für die Lieferkettensicherheit lautet:

  1. Risikobeurteilung: Business-Prozesse müssen analysiert und Bedrohungsszenarien und Schwachstellen identifiziert und dokumentiert werden.
  2. Der mögliche Schaden der jeweiligen Szenarien muss beschrieben werden.
  3. Eine Dokumentation aller Sicherheitsmaßnahmen, die zur Gefahrenabwehr beziehungsweise Risikominimierung eingeleitet worden sind, ist erforderlich.
  4. Es braucht zudem eine Dokumentation eines Trainings oder Schulungsplans für die Sicherheitsmitarbeiter. 
  5. Ein "Incident Management" sollte vorhanden sein. "Wie verhält sich wer während und nach einem Vorfall. Ein Meldesystem muss vorhanden sein und eine Analyse des Vorfalls muss erfolgen."
  6. Alle Maßnahmen und die Risikobeurteilung müssen kontinuierlich beobachtet und verbessert werden.

Chancen und Risiken internationaler Märkte

Trotz der expansiven Ausrichtung sind sich deutsche Unternehmen der Gefahren in internationalen Märkten durchaus bewusst. So befürchten 53 Prozent, dass die Geschäfte etwas schwieriger werden könnten, acht Prozent rechnen mit sehr großen Problemen, aber 30 Prozent erwarten keinerlei Veränderung. Lediglich sechs Prozent gehen von etwas einfacheren Geschäftsbedingungen aus, nur zwei Prozent von sehr viel leichteren.

Der Artikel ist ursprünglich auf Springer Professional erschienen.

 

 

Autor(en): Andrea Ammerland

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