Firmenchefs mit lückenhaftem bAV-Wissen

Der Mittelstand hält auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten an der betrieblichen Altersversorgung (bAV) fest. Die meisten Arbeitgeber (82 Prozent) sehen sich auch selbst in der Verantwortung und sind bereit, sich an der betrieblichen Vorsorge ihrer Mitarbeiter durch einen Arbeitgeberzuschuss zu beteiligen. Das ergibt eine Studie des Lebensversicherers HDI-Gerling und des Unternehmermagazins Impulse, bei der knapp 800 Entscheider zur Lage der bAV befragt wurden.

Erfreulich: Selbst bei Firmen, die ihre Wirtschaftslage als schlecht einstufen, rückt die bAV nur in Ausnahmefällen (sechs Prozent) in den Hintergrund. Die meisten Entscheider geben an, dass sie größtenteils unverändert an der bAV festhalten (64 Prozent). Allerdings wollen aber nur fünf Prozent die Betriebsrente ausbauen. Weitere neun Prozent gehen davon aus, dass sie bAV-Entscheidungen vertagen.Bemerkenswert: Ein Arbeitgeberzuschuss zugunsten der bAV ist auch in Krisenzeiten vorstellbar beziehungsweise haltbar. Lediglich 18 Prozent lehnen die Mischfinanzierung ab, insbesondere in kleineren Firmen.

Bei HDI-Gerling hatte deutlich mehr Zurückhaltung bei den Firmenchefs erwartet, die freiwillig die Firmenrente mitzufinanzieren. Erschreckend ist jedoch allen Willensbekundungen zum Trotz die geringe Verbreitung der bAV in Klein- und Kleinstbetrieben. Hier weist die Studie ernüchternde Fakten auf: Trotz Rechtsanspruch auf Entgeltumwandlung besteht nur in etwa 60 Prozent der Betriebe ein solches Angebot. In Betrieben mit unter 100 Mitarbeitern sind es gar nur 38 Prozent.

Verantwortliche sind oft uninformiert
Damit in Zusammenhang steht der eher schwache Kenntnisstand der Firmenchefs. So ist oftmals gar nicht bekannt, dass Unternehmen durch bAV Sozialabgaben sparen. Mehr als 60 Prozent können diese Aussage nicht sicher bestätigen. Viele Chefs kennen zudem nicht den durchschnittlichen bAV-Gesamtbeitrag pro Mitarbeiter: 63 Prozent können nicht mal einen Schätzwert angeben. Lediglich 14 Prozent schätzten den konkreten Beitrag auf durchschnittlich "bis 100 Euro" pro Monat. Offenbar schöpfen Arbeitgeber das Potenzial der bAV noch nicht strukturiert aus.

Der Beratungsbedarf ist weiterhin hoch
Immerhin bleiben auch Chefs kleiner Firmen für einen Arbeitgeberzuschuss zu Gunsten der bAV aufgeschlossen. Während es laut Studie über alle Betriebsgrößen hinweg 82 Prozent Zustimmung gibt, sprechen sich in Unternehmen mit 3 bis 99 Mitarbeitern immerhin 74 Prozent der Chefs für einen Zuschuss zur bAV aus. Lediglich sieben Prozent sind in wirtschaftlich turbulenter Lage nicht dazu bereit. Schwierigkeiten bereiten den Firmen offenbar immer neue rechtliche Vorgaben, die auch in die bAV hineinwirken. Gut die Hälfte der Befragten weiß nicht über die Auswirkungen des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG), des neuen Versorgungsausgleichs oder über die Neuregelung zu Zeitwertkonten Bescheid. Unbekannt sind für 41 Prozent der Chefs die Folgen der Rente mit 67 Jahren (siehe Grafik).


Versicherer und Vertriebe sollten also verstärkt in den Betrieben informieren. Das Klima ist positiv: 54 Prozent der Entscheider gehen davon aus, dass sich die bAV künftig im deutschen Mittelstand weiter verbreiten wird.In einer anderen Studie wurden reichlich 500 Unternehmen mit je bis zu 100 Mitarbeitern im Auftrag von Canada Life durch den Marktforscher YouGovPsychonomics AG telefonisch zur bAV befragt. Danach bieten 36 Prozent der kleineren Unternehmen in Deutschland mit bis zu 100 Mitarbeitern bisher gar keine bAV an. Dabei wird ein enger Zusammenhang mit der Betriebsgröße deutlich: Während 85 Prozent der Firmen mit 51 bis 100 Mitarbeitern bAV eingerichtet haben, sind es nur 38 Prozent der Kleinstunternehmen mit höchstens fünf Mitarbeitern (). Häufigste Gründe: zu geringe Mitarbeiterzahl (48 Prozent) und kein Interesse der Mitarbeiter (34 Prozent).

Autor(en): Detlef Pohl, Versicherungsmagazin.de

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