Für Autofahrer gibt es nicht automatisch Geld zurück

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Autofahrer werden nicht automatisch die Corona-Gewinne der Kfz-Versicherungen erhalten. Dabei sanken 2020 die Aufwendungen für Kfz-Schäden um 9,1 Prozent auf 22,7 Milliarden Euro, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mitteilte.

Auch die Schadenkostenquote ist von 98,4 Prozent auf 90 Prozent gefallen. Ursächlich ist dafür, dass im 1. Corona-Jahr durch Lockdown und Home-Office weniger Auto gefahren wurde. Demgegenüber stiegen die Beitragseinnahmen der Kfz-Versicherer um 0,6 Prozent auf 28,7 Milliarden Euro. „Zahlreiche Autoversicherer haben ihren Kunden ermöglicht, in der Corona-Pandemie ihre Beiträge zu senken, beispielsweise, weil sie weniger Kilometer fahren oder Gewerbekunden Teile ihres Fuhrparks vorübergehend stillgelegt haben“, betonte GDV-Präsident Wolfgang Weiler.

Autofahrer müssen selbst aktiv werden

Eine automatische allgemeine Rückvergütung der Corona-Gewinne wird es aber für die Millionen privaten Autofahrer nicht geben. „Bei normalen Verträgen gibt es in der Kfz-Versicherung keine Ausschüttungen“, erläuterte Norbert Rollinger, der beim GDV für die Schaden- und Unfallversicherung zuständig ist. Rückvergütungen müssten rechtlich festgelegt sein. So etwas gebe es beispielsweise bei Vereinen auf Gegenseitigkeit. „Wenn der Kunde aber entdeckt, dass er weniger Kilometer gefahren ist, kann er sich beim Versicherer melden“, sagte Rollinger. Es sei dem Wettbewerb überlassen, ob einzelne Versicherer ihre Kunden aktiv auf diese Sparmöglichkeit hinweisen würden.

Schon etliche Corona-Schäden in Rechtsschutz

Teurer wird für Privatkunden künftig auch die Rechtsschutzversicherung. So schlägt sich hier Covid-19 negativ in der Bilanz nieder. Die beiden großen Rechtsschutzanbieter ARAG und Roland kämpfen derzeit schon mit fast 29.000 Leistungsanfragen und haben bereits 6,4 Millionen Euro für Anwälte und Gerichte in coronabedingten Streitfällen geleistet. Dieser Aufwand dürfte vor allem im Arbeitsrecht noch zunehmen, schätzt die Branche.

Hinzu kommen hohe Schäden aus dem Dieselskandal. Hier haben die Versicherer laut GDV für rund 290.000 Kunden 800 Millionen Euro an Rechtsanwalts- und Gerichtskosten übernommen. Der Durchschnittsschaden liege bei 24.000 Euro. Aufgrund dieser Schadenbelastung ist die Combined Ratio auf 100 gestiegen. „Die Sparte steht unter Druck“, sagte Rollinger. Hinzu kommen seit Anfang des Jahres um zehn Prozent höhere Rechtsanwaltskosten. Die höheren Schadenaufwände würden künftig die Beiträge der Kunden teurer machen.

Versicherer gewinnen oft Streit im Betriebsschließungsschäden

Beim Streit um Leistungen aus der Betriebsschließungsversicherungen wegen Corona-Schäden bei dem Tausende von Gewerbetreibende gegen die Versicherer klagen, glaubt der GDV, dass das öffentliche Bild der Assekuranzen als großer Verweigerer von Leistungen zu Unrecht besteht. „In der Öffentlichkeit wurde öfter darüber berichtet, dass David gewonnen hat. Tatsächlich gehen aber die meisten Verfahren zu Gunsten der Versicherer aus“, erläutert Rollinger. Der Branchenverband veröffentlichte dazu Zahlen. Bis zum 19. Januar seien 148 Klageverfahren sowie 65 Urteile von den Mitgliedsunternehmen gemeldet worden. Von den Urteilen seien 57 zugunsten der Versicherer entschieden worden. Gewerbekunden hätten nur in sechs Fällen gewonnen. In zwei Verfahren sei ein Vergleich geschlossen worden.

Immerhin haben aber eine Reihe von Versicherer in vollem Umfang ohne gerichtliches Verfahren gezahlt. Insgesamt wurden 900 Millionen Euro geleistet. Dabei belaufen sich die gesamten Beitragseinnahmen nur auf 25 Millionen Euro. Die Sparte steckt damit dick in den roten Zahlen. GDV-Präsident Weiler betonte aber ausdrücklich, dass die Betriebsschließungsversicherung nie für eine globale Pandemie oder bewusste politische Entscheidungen wie einen Lockdown konzipiert worden sei. Weil scheinbar „manche“ Bedingungen nicht eindeutig formuliert wurden, habe der Verband nun neue unverbindliche Musterbedingungen veröffentlicht. Weiler: „Sie sollen Klarheit schaffen, wann gezahlt wird und wann nicht.“

Branche insgesamt im Plus

Insgesamt verbuchte die Branche 2020 in der Schaden- und Unfallversicherung ein Wachstum der Beitragseinnahmen von 2,1 Prozent auf 74,8 Milliarden Euro. 2019 waren es noch ein Plus von 3,5 Prozent (73,2 Milliarden Euro). Für 2021 zeichne sich dagegen ein etwas schwächeres Wachstum der Beitragseinnahmen von ungefähr 1,5 Prozent ab.

„Corona bremst die Mobilität und damit die Beitragsdynamik in der Kraftfahrtversicherung, gleiches gilt wegen der Unsicherheit in den Unternehmen auch für die industriellen Zweige der Schaden- und Unfallversicherung“, so GDV-Präsident Weiler.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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