GDV ist für 2022 „vorsichtig optimistisch“

740px 535px

2021 war das teuerste Schadenjahr seit Beginn der Statistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft. Nichtsdestotrotz kann sich das Jahresergebnis sehen lassen. Und auch für 2022 sind die Aussichten positiv.

Spartenübergreifend haben die Versicherer hierzulande 2021 ein Beitragswachstum von 1,1 Prozent auf 223,4 Milliarden Euro verzeichnen können. Dies teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit. 2020 hatte das Plus noch bei 1,6 Prozent gelegen. Das vergangene Geschäftsjahr stand nicht nur erneut unter dem Eindruck der Corona-Pandemie, sondern geht auch als bislang teuerstes Schadenjahr seit Beginn der GDV-Statistik in den 70er Jahren in die Geschichte ein. Die durch Tief Bernd verursachten versicherten Schäden belaufen sich auf über acht Milliarden Euro, bei 250.000 Schadenfällen, davon 50.000 im Bereich Kfz. Laut Verband wurde bisher ein Drittel der Schadensumme ausgezahlt. Die Beitragseinnahmen in der Schaden-/Unfall-Sparte beliefen sich 2021 auf 76,6 Milliarden Euro, was einem Plus von 2,2 Prozent entspricht. Leisten mussten die Versicherer 62,3 Milliarden Euro, 20,3 Prozent mehr als im Vorjahr.

Riester erlebt Renaissance

In der Lebensversicherung zogen die Beitragseinnahmen aus dem Neugeschäft um 2,6 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro an. Aufgrund der politischen Diskussion erlebte Riester eine Renaissance. Über 310.000 Neuverträge wurden 2021 abgeschlossen. Das ist ein Wachstum gegenüber 2020 von zwölf Prozent, als es noch rund 277.000 Neuverträge waren.

In der privaten Krankenversicherung kamen die Gesellschaften im vergangenen Jahr bei den Beitragseinnahmen auf ein Plus von fünf Prozent auf 45 Milliarden Euro. Dem gegenüber standen Leistungen von 31,4 Milliarden Euro, zwei Prozent mehr als 2020. Die Zahl der Verträge stieg auf 37,1 Millionen Stück, im Vorjahr waren es 36,2 Millionen.

Plus bei Beitragseinnahmen von zwei bis drei Prozent avisiert

Insgesamt zeigte sich GDV-Präsident Wolfgang Weiler bei der Vorstellung der Zahlen „vorsichtig optimistisch“ für das Jahr 2022. Spartenübergreifend rechnet der Verband mit einem Plus von zwei bis drei Prozent bei den Beitragseinnahmen. In der Lebensversicherung sind demnach ein bis zwei Prozent Steigerung drin, wobei der Trend der vergangenen Jahre, eine Abnahme bei der Klassik und ein Wachstum bei den Fonds- und Hybridprodukten, wenig überraschend weitergehen dürfte. Auswirkungen auf das Geschäft könnten freilich auch die anstehenden politischen Beschlüsse haben. Für die Beitragseinnahmen in der Schaden-/Unfallsparte sagt der GDV ein Wachstum von drei Prozent für 2022 voraus.

Klimawandel, Nachhaltigkeit und private Altersvorsorge stehen auf der GDV-Agenda

Der GDV hat sich für 2022 vor allem die drei Themen Klimawandel, nachhaltige Kapitalanlage und private Altersvorsorge auf die Agenda geschrieben. „Die Anpassung an den Klimawandel muss unser aller Handeln bestimmen“, erklärte Weiler. Für die Versicherer sei das ein „wichtiges Anliegen“. Im Zuge dessen fordert der Verband unter anderem Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten und ein Übergangsgesetz, das es Immobilieneigentümern ermöglicht, bestehende Wohngebäudeversicherungen ohne Elementar bis zu einem Stichtag gegen Zahlung einer risikoorientierten Prämie mit einem Elementarschutz zu versehen. Wer das nicht möchte, soll aktiv widersprechen können. Damit sei diese Maßnahme milder als eine Pflichtversicherung.

Die nachhaltige Kapitalanlage, etwa in Green Bonds, bezeichnete Weiler als „Riesenchance“. „Nutzen wir sie!“, drängt er. Schon jetzt achte mehr als ein Drittel des Marktes bei der Versicherung von Risiken auf ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance). Bis 2025 könne der Anteil auf 60 Prozent steigen, wenn die Versicherer ihre Planung umsetzen.

Die private Altersvorsorge sei „nicht nur reformbedürftig, sondern auch reformfähig“. Mit Blick auf höher rentierliche Produkte sollten Garantien „mit Augenmaß“ zurückgefahren werden können. Außerdem müsse die Gruppe der Förderberechtigen ausgeweitet werden. „Sicher nicht“ gebraucht, so Weiler, werde hingegen der Staat als Anbieter einer privaten kapitalgedeckten Altersvorsorge.

Autor(en): Steffi Hüthig

Alle Branche News