Generationenkapital ist keine „Zockerei“

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Die geplante zusätzliche kapitalgedeckte Finanzierung der Rente ist keine „Zockerei“, wie es kritisch in vielen Medien heißt. Zu diesem Schluss kommt ein umfassender Beitrag des BDV Bundesverband Deutscher Vermögensberater (BDV) und des Deutschen Institut für Vermögensbildung (DIVA). Die Autoren wollen zur Versachlichung der Diskussion um das sogenannte „Generationenkapital“ beitragen. Trotzdem müssen in der Praxis noch einige Probleme gelöst werden.

So sei zwingend notwendig, das Generationenkapital dem Zugriff der Politik zu entziehen. Hier müsse das zuständige Ministerium noch Vorschläge entwickeln. Notwendig sei ein geschütztes, professionell gemanagtes und zweckgebundenes Sondervermögen. Auch die Glättung der Erträge des neuen Fonds ist nach Meinung der Experten unerlässlich, damit die Altersrenten oder der Beitragssatz nicht ständig angehoben oder gesenkt werden müssen. Hier schlagen die Autoren vor, sich an Instrumenten der privaten Versicherungswirtschaft zu orientieren. Sie weisen aber darauf hin, dass Glättungsinstrumente Rendite kosten.

Auf Pump finanzierte Konstruktion sollte kein Problem sein

Trotzdem sehen sie die Konstruktion des Generationenkapitals nicht als gefährdet an, obwohl es auf „Pump“ finanziert werden soll. So müssen nicht nur die Glättungskosten, sondern auch die Darlehenszinsen aus dem Ertrag des Fonds finanziert werden. Unter dem Strich würde aber nur der Ertrag geschmälert. Grund: Die staatliche Refinanzierung gerade im bonitätsstarken Deutschland würde regelmäßig deutlich unter dem mittel- und langfristigen Niveau von internationalen Kapitalmarkterträgen liegen.

Dazu erläutern die Autoren: „Der sukzessive Aufbau des Generationenkapitals erfolgt über eine Vielzahl von Darlehen und Bundesanleihen mit gestaffelten Abläufen. Wird eines der Darlehen fällig, reichen demnach immer Teilbeträge des Generationenkapitals für dessen Rückzahlung aus. Selbst wenn das Kapital zu diesem Zeitpunkt insgesamt im Minus steht, werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Einzelpositionen im Plus sein. Die Rückzahlung führt deshalb nicht zu einem Verlust.“ Solange die Zinsen aus Bundesanleihen unterhalb der Rendite liegen, funktioniere der Aufbau des Fonds. Die Autoren gehen davon aus, dass der Fonds langfristig Renditen von sechs bis acht Prozent erwirtschaften wird und trotz Verwaltungs-, Glättungs- und Zinskosten ein Gewinn entsteht.

Ist ein langer Atem notwendig

Trotzdem dürfte es wohl sehr lange dauern, bis der Fonds einen nachhaltigen Entlastungseffekt für die gesetzliche Rente bietet. Immerhin erreichten im Jahre 2021 die Ausgaben der allgemeinen Rentenversicherung - ohne knappschaftliche Rentenversicherung - ein Volumen von rund 341 Milliarden Euro. Demgegenüber ist für den Fonds Generationenkapital für das Jahr 2023 ein Startkapital von zehn Milliarden Euro veranschlagt. Bis zum Jahr 2035 soll ein Betrag von 200 Milliarden Euro erreicht sein. Doch nur von den Erträgen nach Kosten kann die Rentenversicherung profitieren. Trotzdem halten die Autoren den Einstieg in die Kapitaldeckung für ein wichtiges Signal. Zitat: „Neben den Beiträgen und dem Steuerzuschuss erschließt das Generationenkapital also eine dritte Finanzierungsquelle für die laufenden Renten und kann so dazu beitragen, die drohende Anhebung des Beitragssatzes und / oder des Steuerzuschusses zu dämpfen bzw. ganz zu verhindern.“

Besser zusätzlich privat vorsorgen

Angesichts der demografischen Entwicklung ist das eine mutige Prognose. Denn die Autoren schreiben selbst: „Der Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre, der so genannten Babyboomer, hat begonnen und wird sich beschleunigen. Das Verhältnis zwischen Beitragszahlern und Rentenempfängern wird sich deutlich zu Lasten der Erwerbstätigen verschlechtern, die immer mehr Rentenempfänger finanzieren müssen. Der Effekt wird verstärkt durch die seit Jahrzehnten niedrige Geburtenrate. Und eine möglicherweise noch weiter zunehmende Lebenserwartung kann dazu führen, dass die Rentenbezugsdauer weiter zunimmt.“ Angesichts solcher Aussichten sollten junge Menschen wohl doch eher auf Nummer sicher gehen und zusätzlich privat für ihre Altersvorsorge sparen.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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