Geschäftserwartungen gingen im Mai deutlich zurück

Die Stimmung im deutschen Mittelstand erlebte im Mai einen regelrechten Einbruch. Das Geschäftsklima, der Leitindikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers, gab gegenüber dem Vormonat um 5,7 Zähler auf 12,9 Saldenpunkte nach. Dies entspricht fast dem Dreifachen einer normalen Monatsveränderung. Ebenso drastisch ging das Geschäftsklima bei den Großunternehmen zurück (-5,8 Zähler auf 12,3 Saldenpunkte).

Mittelständler wie Großunternehmen korrigierten dabei sowohl die Einschätzung hinsichtlich ihrer Geschäftserwartungen als auch hinsichtlich ihrer Geschäftslage nach unten. Zentraler Grund dürfte eine nach der ergebnislosen Wahl in Griechenland besonders stark gestiegene Unsicherheit sein, die bei der bisher robusten deutschen Wirtschaft zunehmende Besorgnis über den Fortgang der Schuldenkrise auslöst.

Die Erwartungen der kleinen und mittleren Firmen sanken im Mai massiv (-5,7 Zähler auf 12,3 Saldenpunkte). Eine im Wesentlichen erwartungsgetriebene Klimaverschlechterung wäre angesichts des starken Unsicherheitsschubs durchaus plausibel gewesen. Schwer nachvollziehbar ist hingegen, dass sich auch die Urteile zur aktuellen Geschäftslage im Mai nicht nur in einem "normalen" Ausmaß sondern geradezu drastisch verschlechterten. Im Mittelstand war die Abwärtskorrektur der Lageurteile (-5,6 Zähler auf 24,5 Saldenpunkte) praktisch genauso stark wie der Erwartungseinbruch, und bei den Großunternehmen (-10,3 Zähler auf 23,1 Saldenpunkte) war sie sogar der primäre Treiber der Klimaverschlechterung.

Es sei davon auszugehen, dass eine akut aufkeimende diffuse Rezessionsangst aufgrund der drohenden Eskalation der Schuldenkrise die Firmen zu der deutlich negativeren Bewertung nicht nur der Aussichten, sondern - vielleicht etwas irrational - auch der Lage veranlasst hat. Denn auf eine tatsächliche, sehr rasche und umfassende Abkühlung der deutschen Wirtschaft deutet zurzeit wenig hin: Die zuletzt veröffentlichten harten Daten zur deutschen Konjunktur - Auftragseingänge und Industrieproduktion im März sowie das dank Export und Konsum starke Realwachstum im ersten Quartal - hatten sogar sämtlich positiv überrascht.

Bildquelle: © Benjamin Thorn

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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