Hannover Rück: Mit roten Zahlen in den DAX

Der weltweit viertgrößte Rückversicherer wird seine Zeit im DAX nach Einschätzung von Analysten mit roten Zahlen einläuten. Die sieben von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragten Branchenexperten rechnen wegen der Finanzmarktkrise für das abgelaufene Jahr im Schnitt mit einem Jahresverlust von 77,3 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen mit 722 Millionen Euro noch einen Gewinnrekord aufgestellt. Die Hannover Rück will ihren Jahresabschluss am Mittwoch (11. März) vorlegen.

Damit hätte die Hannover Rück ihren Verlust aus den ersten neun Monaten im Schlussquartal nicht mehr ausgeglichen. Für das letzte Jahresviertel rechnen die Analysten im Schnitt mit einem Überschuss von 65,5 Millionen Euro. Die Schätzungen liegen allerdings weit auseinander. Nach den ersten neun Monaten war die Hannover Rück mit 142,8 Millionen Euro in die Verlustzone gerutscht. Vorstandschef Wilhelm Zeller hatte Anfang Februar einen Verlust für 2008 noch nicht ausgeschlossen, für das operative Geschäft allerdings einen Gewinn angekündigt.

Beim Kapitalanlageergebnis dickes Minus erwartet
Heftig dürfte die Finanzmarktkrise die Kapitalanlagen des Konzerns getroffen haben. Beim Kapitalanlageergebnis erwarten die Branchenexperten im Gesamtjahr einen Rückgang um 76 Prozent auf 269,5 Millionen Euro. Bei Aktien kann die Hannover Rück nun allerdings fast nichts mehr verlieren: Der Konzern hatte seine Aktienquote zuletzt fast auf Null zurückgefahren. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) dürfte sich nach Einschätzung der Analysten auf 67,5 Millionen Euro belaufen. Dies wäre ein Rückgang um fast 93 Prozent.

Zu dem Gewinnrückgang dürfte auch eine hohe Schadenbelastung beigetragen haben. Die Analysten erwarten für die Schaden- und Unfall-Rückversicherung eine Schaden-Kostenquote von 101,8 Prozent. Damit sind die Aufwendungen für Schäden und Verwaltung nicht mehr vollständig durch Prämieneinnahmen gedeckt. Die Prämien gingen den Experten zufolge ebenfalls zurück. Bei den gebuchten Bruttoprämien erwarten sie im Schnitt einen Rückgang um gut 4 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro. Die verdienten Nettoprämien dürften um fast 4 Prozent auf 7,020 Milliarden Euro gesunken sein.

Vorstand verkündet "Ende der Krise"
Nach den Belastungen des Vorjahres hat der Vorstand für den Konzern zwischenzeitlich das Ende der Krise verkündet. "Die Finanzkrise ist für uns ausgestanden", sagte Vorstandschef Wilhelm Zeller, der Mitte des Jahres in den Ruhestand geht. Für 2009 peilt das Management den zweithöchsten Gewinn der Konzerngeschichte an. Finanzchefin Elke König nannte einen Überschuss von knapp 700 Millionen Euro "nicht unrealistisch".

Ein Sondereffekt aus der kürzlich erfolgten Übernahme eines Lebensversicherungsportfolios der niederländischen ING Groep dürfte den Gewinn dabei nach oben treiben. Aber auch ohne diesen Effekt erwartet die Hannover Rück je Aktie einen Gewinn von 4,75 bis 5,25 Euro. Der bereinigte Konzerngewinn läge damit immer noch bei rund 600 Millionen Euro. Die Eigenkapitalrendite soll sich auf mindestens 15 Prozent belaufen.

Foto: Hannover Rück

Autor(en): dpa-afx

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