Harte Zeiten für Kreditversicherer

Die fünf großen privatwirtschaftlichen Kreditversicherer in Deutschland rechnen für 2009 mit einem versicherungstechnischen Verlust von rund 200 Millionen Euro. Mit der Warenkreditversicherung ist derzeit kaum Geld zu verdienen. Die Schaden-Kosten-Quote nach Abwicklung werde nach den Berechnungen des GDV in diesem Jahr um 36 Prozentpunkte auf rund 114 Prozent steigen. Doch auch 2010 werde man genügend Kapazitäten und Deckungszusagen für die Kunden vorhalten.

Die Kreditversicherer müssen augenblicklich harte Zeiten durchstehen. Das gab Dr. Peter Ingenlath, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung des GDV, zum Wochenbeginn im Gespräch mit Journalisten zu verstehen. Auf keinen anderen Bereich in der Versicherungswirtschaft wirkt sich die Finanz und Wirtschaftskrise so unmittelbar aus. Kreditklemme, Forderungsausfälle, Finanzierungsbedarf und Insolvenzen sind das derzeit gängige Vokabular, mit dem sich die Kreditversicherer täglich auseinandersetzen müssen -und hier besonders und vor allem mit den Insolvenzen ihrer Kunden und deren Lieferanten.

Drei Akteure im Spiel
Dazu muss man wissen, dass es bei einer Kreditversicherung drei Akteure gibt: Den Kreditversicherer, den Lieferanten, das ist der Versicherungsnehmer, sowie dessen Kunden. Üblich ist, dass der Lieferant seinen Kunden einen Warenkredit gewährt. Sie müssen die Lieferung erst 30 bis 180 Tage nach Erhalt der Ware bezahlen. Dabei geht der Lieferant jedoch das Risiko ein, dass eventuell einer der Kunden vor Bezahlung der Ware insolvent wird. Der Lieferant bleibt dann auf seinen Forderungen sitzen. In Abhängigkeit vom Umfang des Forderungsausfalls kann der Lieferant selbst in eine finanzielle Schieflage geraten. Das ist immer häufiger bei kleinen und mittelständischen Unternehmen einer der Hauptinsolvenzgründe. Gegen dieses Risiko versichern die Kreditversicherer den Lieferanten. Vorwürfe, dass die Kreditversicherer zu restriktiv Deckungsschutz gewähren, lässt Ingenlath nicht gelten.


"Kreditversicherer stehen zu ihren Kunden"
Seinen Angaben zufolge haben die fünf großen Warenkreditversicherer in Deutschland – das sind Euler Hermes (), Atradius (), Coface (), R+V Versicherung () sowie Zurich Versicherung () - bezogen auf das inländische Geschäft aktuell annähernd 39.600 Verträge in ihren Beständen. Ende 2007, also vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise, hatten sie noch rund 38.800 Verträge in ihren Büchern. "Das ist ein eindeutiger Beleg dafür, dass die Kreditversicherer zu ihren Kunden stehen“" sagt der GDV-Kommissions-Vorsitzende. Innerhalb der Kreditversicherungsverträge bestehe damit aktuell für mehr als 1,12 Millionen Abnehmer der Lieferanten Deckungsschutz. Ende 2008 waren es 1,17 Millionen Abnehmer.

Wie Ingenlath deutlich machte, ging seit Ende 2008 das versicherte inländische Handelsvolumen um etwas mehr als neun Prozent auf jetzt 259,1 Milliarden Euro zurück. Das sei vor allem eine Folge des deutlichen Rückgangs der Auftragslage hierzulande. "Wenn weniger gehandelt wird, entstehen weniger Handelsforderungen und folglich sinkt der Absicherungsbedarf. Wenn ein Automobilhersteller zehn Prozent weniger Fahrzeuge herstellt, dann benötigt er auch zehn Prozent weniger Lenkräder und auch zehn Prozent weniger Auspuffrohre."


Deutlicher Anstieg der Schadenlast
Schließlich dürfe man auch nicht verkennen, dass in den vergangenen Monaten die Schadenlast deutlich zugenommen habe. Ingenlath: "So ist die Hochrechnung für das laufende Jahr durch die zunehmende Zahl an Unternehmensinsolvenzen infolge der Wirtschaftskrise nicht rosig." Die Schadenaufwendungen 2009 in der Warenkredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung werden seinen Angaben zufolge im Vergleich zum Vorjahr um rund 40 Prozent zunehmen, nach einem ebenfalls deutlichen Plus von mehr als 37 Prozent im Vorjahr.

Die Kreditversicherer rechnen mit einer Schadenquote vor Abwicklung von voraussichtlich 101 Prozent. Die Schaden-Kosten-Quote nach Abwicklung werde nach den Berechnungen des GDV in diesem Jahr um 36 Prozentpunkte auf rund 114 Prozent zunehmen, was einem versicherungstechnischen Verlust von rund 200 Millionen Euro entspräche. Die Kreditversicherer im GDV rechnen für 2009 im Vergleich zum Vorjahr mit einem Rückgang der gebuchten Bruttobeiträge um 1,5 Prozent auf 1,37 Milliarden Euro.

Autor(en): Ellen Bocquel, Versicherungsmagazin.de

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