Hochaltrige dürfen nicht auf dem Abstellgleis landen

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Die Lebenserwartung der Menschen in Deutschland steigt kontinuierlich und damit der Anteil der Älteren in der Bevölkerung. Die Chancen des demografischen Wandels zu sehen und zu nutzen, kann aber nur gelingen, wenn das vorherrschende negative Bild vom Alter überwunden wird. Zu diesem Schluss kommt die Generali Hochaltrigenstudie des Generali Zukunftsfonds.

Das Bild, dass die Gesellschaft über Hochbetagte habe, weiche stark von den tatsächlichen Lebensbedingungen, Lebenssituationen und Wünschen der älteren Generation ab, so der Tenor der Untersuchung. Der überwiegende Teil der Gesellschaft denke bei den befragten Personen im Alter von 65 bis 85 Jahren an pflegebedürftige Menschen. Diese "geradezu altersdiskriminierende Vorstellung wird aber den Hochbetagten nicht gerecht", sagen die Macher der Studie. Vielmehr wollten sie als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkannt werden.

Eindrucksvolle gegenseitige Unterstützung der Generationen
Im Rahmen der Erhebung wurden 4.000 Personen im Alter zwischen 65 und 85 Jahren nach ihrer Lebenszufriedenheit, ihren sozialen Kontakten, ihrer Gesundheit, ihrer Wohnungssituation und der Mobilität, ihrer finanziellen Lage und nach ihrem bürgerschaftlichem Engagement befragt. Ziel der Studie sei es, "das in der Öffentlichkeit vorherrschende defizitäre Altersbild" der älteren Generation zu korrigieren.

Hochaltrige wollten ein aktiver Teil der Gesellschaft sein, tiefgehende Begegnungen mit anderen Menschen seien ebenso wichtig wie Vertrauen, Wertschätzung, Einbindung und die gesellschaftliche Teilhabe. Gerade in der Altersgruppe von 65 bis 85 ist die Mobilität und Aktivität noch sehr hoch. So gehen die befragten Personen durchschnittlich an fünf Tagen die Woche außer Haus, 68 Prozent verfügen über ein eigenes Auto oder haben Zugriff auf eines und verfügen über stabile persönliche Netzwerke.
Deutlich wird hier die Verbesserung der materiellen, aber auch der gesundheitlichen und sozialen, Lage im Vergleich zu der Generation über 65 von vor 20 Jahren.

Laut der Befragung rücke die Sorge um die Gesundheit immer mehr in den Vordergrund und so treiben mittlerweile rund 44 Prozent der Befragten regelmäßig Sport. Die Gesundheit bleibe ein zentraler Aspekt der allgemeinen Lebenszufriedenheit. Der Wunsch nach Autonomie und die Angst vor Pflegebedürftigkeit stehe dabei im Mittelpunkt, obwohl sich die Mehrheit der Befragten jünger fühle als sie tatsächlich sind.
Trotz oder gerade wegen des Bewusstseins, dass der letzte Lebensabschnitt begonnen hat, zeigen Hochbetagte ein hohes Maß an bürgerschaftlichem Engagement. Gerade die Unterstützung zwischen den verschieden Generationen sei eindrucksvoll. So beschäftigten sich fast drei Viertel der Befragten intensiv mit der nachkommenden Generation und über 50 Prozent gebe Wissen an Jüngere weiter. Besonders innerhalb der Familie bringen sich Hochbetagte ein, so die Studie. 49 Prozent geben an, ihre Familie finanziell zu unterstützen, sogar 65 Prozent helfen im Alltag.

Wunsch nach mehr gesellschaftlicher Teilhabe
Lediglich die Altersgruppe der 85 Jährigen fühle sich in gesellschaftlichen Einrichtungen nicht genug gewürdigt. Die große Mehrheit wünsche sich mehr Vertrauen und motivierende Altersbilder in Politik und Medien. Dabei sei die große Lebenserfahrung eine Stärke des Alters, jedoch würden die Kommunen, Kirchen, Vereine, Organisationen und Verbände vor der mangelnden Gesundheit der über 85-Jährigen zurückschrecken. Als weitere Gründe wurden mangelndes Interesse und fehlendes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten angegeben.

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass ältere Menschen ausgeglichen, aktiv und sozial vernetzt sind. Die Studie will Impulse geben, die gesellschaftliche Realität der Älteren, aber auch den Umgang mit der demografischen Herausforderung von einer neuen Perspektive zu betrachten. Denn wenn die Bevölkerung strukturell altert, braucht es auch und vor allem das Engagement der Älteren, um gesellschaftliche Funktionen aufrechtzuerhalten.

Textquelle: Generali, Bildquelle: © Peter Maszlen / fotolia.com

Autor(en): Tobias Oertel

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