Initiative "gut beraten". Ansatz gut, aber ... (Teil 1)

Seit dem 1. September können Weiterbildungsanbieter ihren Kunden aus Vermittlerkreisen einen besonderen Service anbieten: Neben Nachweisen und Zertifikaten der einzelnen Häuser, die die erfolgreiche Teilnahme dokumentieren, gibt es künftig ein Punktesystem für Weiterbildungen, das in einem Konto für jeden teilnehmenden Versicherungsvermittler mündet.

Träger dieser neuen Weiterbildungskampagne ist die freiwillige Brancheninitiative „gut beraten - Weiterbildung der Versicherungsvermittler in Deutschland“, der gegenwärtig folgende Partner angehören:
- der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland e.V
- das Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) e.V.
- der Bundesverband der Assekuranzführungskräfte e.V. (VGA)
- der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e.V. (BVK)
- der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. GDV
- der Verband Deutscher Versicherungsmakler e.V. (VDVM)
- Ver.di, Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Bundesfachgruppe Versicherungen
- VOTUM, Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen in Europa e.V.

Einer EU-Regelung zuvorkommen
Im Kern geht es bei der Initiative darum, dass sich Versicherungsvermittler regelmäßig weiterbilden und diese Anstrengungen in Form von Weiterbildungspunkten dokumentieren können – allerdings vollkommen freiwillig. Damit – darin sind sich alle einig – will die Branche einer bevorstehenden gesetzlichen Verpflichtung, wie sie mit der europäischen Vermittlerrichtlinie IMD2 kommen könnte, vorgreifen. Alle Maßnahmen, die den definierten Qualitätsansprüchen der Initiative entsprechen und die Fach- beziehungsweise Beratungskompetenz der Vermittler betreffen, kommen in die Wertung, wobei eine Lerneinheit von 45 Minuten einem Punkt entspricht.

Wer teilnehmen kann
Ziel ist, dass teilnehmende Vermittler im Verlauf von fünf Jahren 200 Punkte sammeln, also im Schnitt 40 Punkte pro Jahr. Die Punkte werden für jeden Vermittler auf seinem individuellen Weiterbildungskonto in einer zentralen Datenbank gesammelt. Es gibt aktuelle Kontoauszüge über den Stand der Weiterbildung, Jahreszertifikate und schließlich Fünfjahreszertifikate. Teilnehmen kann jeder Weiterbildungsanbieter, der die Regeln der Initiative anwendet und danach seine Angebote bepunktet. Dazu gehören externe Bildungsinstitute und Akademien ebenso wie die Weiterbildungseinrichtungen der Versicherer und Verbände.

„Die Vorteile bei dieser sehr guten Initiative sprechen für sich, und hoffentlich machen alle mit – die Versicherer, die Pools, die Verbände, die Bildungsdienstleiter und vor allem alle Vermittler“ hofft Norbert Lamers, Geschäftsführer der Deutschen Makler Akademie. Er ist überzeugt, dass der Nachweis der Weiterbildung zukünftig immer wichtiger werden wird und sowohl dem Vermittler als auch dem Kunden eine weitere Orientierung geben wird, was Qualität betrifft. „Aus diesem Grunde waren wir frühzeitig startklar und vergeben bereits seit dem 1. September die Weiterbildungspunkte für unsere Teilnehmer“, fügt er an.

Provisorischer Übergangszeitraum hat begonnen
Doch ganz so einfach, wie sich das jetzt hier anhört, ist die Sache dann doch nicht. Einig sind sich die Beteiligten darin, dass der Ansatz gut und richtig ist: Weiterbildung ist ein Qualitätsmerkmal, und Qualität in der öffentlichen Wahrnehmung tut der Branche gut. Doch es gibt einige strittige Punkte. Problematisch ist zum einen der frühe Starttermin 1. September. Alle Planungen sind darauf hinausgelaufen zum 1. Januar 2014 zu starten. Da aber eine Reihe von Marktteilnehmer nicht bis Anfang nächsten Jahres warten wollte, wurde der Start ein Vierteljahr nach vorn verlegt. Das stellt die Initiative vor technische und organisatorische Probleme, die aber laut Michael Weyh vom BWV lösbar sind.

Für die Anbieter gibt es indes offene Fragen. Fest steht, dass die bis Anfang 2014 erworbenen Weiterbildungspunkte von jedem teilnehmenden Bildungsanbieter zwischengespeichert und im neuen Jahr in die Weiterbildungsdatenbank übertragen werden.

Morgen erfahren Sie unter anderem, wer die Initiative kritisch sieht und warum und wie die Qualität der Angebote gesichert werden kann.

Bild: © Gerd Altmann /

Autor(en): Elke Pohl

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