Insurtech-Investments sind im dritten Quartal 2018 stark gestiegen

740px 535px

Auf 1,26 Milliarden US-Dollar hat im Vergleich zum vorherigen Quartal das weltweite Investitionsvolumen in Insurtechs im dritten Quartal 2018 verdoppelt, wie das aktuelle "Insurtech Briefing" von Willis Towers Watson zeigt. Während die Zahl der Finanzierungen von 71 auf 57 sank, waren die einzelnen Investitionsrunden jedoch größer.

Im dritten Quartal gab es acht Transaktionen mit einem Volumen von über 40 Millionen US-Dollar (gegenüber sechs im Vorquartal). Die Versicherer beteiligten sich weiterhin aktiv an der Finanzierung von Insurtech-Unternehmen. Allerdings ging das Tempo im Vergleich zum Vorquartal zurück.

Hohe Investitionen in Leben- und Krankensektor

Die größte Transaktion im dritten Quartal war die Finanzierungsrunde von Oscar Health in Höhe von 375 Millionen US-Dollar. Im gesamten Lebens- und Krankenversicherungssektor betrug das Finanzierungsvolumen im dritten Quartal 2018 687 Millionen US-Dollar. Dies ist der höchste Betrag, seit dem zweiten Quartal 2017 und der dritthöchste aller Zeiten.

Im vierten Quartal sind die Versicherer 31 strategische Partnerschaften mit Technologieunternehmen eingegangen. Ein Beispiel ist etwa Swiss Re. Der Versicherer hat sich mit BMW zusammengetan, um die Fahrerassistenzsysteme von BMW für die Entwicklung fahrzeugspezifischer Versicherungsbewertungen und Kfz-Versicherungsprämien zu nutzen.

Mit insgesamt 26 Investitionen lag das dritte Quartal 2018 leicht über den durchschnittlichen Technologieinvestitionen der Versicherer seit 2014 und gegenüber dem zweiten Quartal 2018 um 24 Prozent rückläufig. Acht Investitionen mit insgesamt 66 Millionen US-Dollar wurden in den Phasen Seed und Series A getätigt (134 Millionen US-Dollar und elf Investitionen im zweiten Quartal).

Parametrische Versicherungen im Fokus

Einen Schwerpunkt im aktuellen Bericht legt Willis Towers Watson auf die parametrischen Versicherungen. Diese beruhen nicht auf tatsächlichen Schäden sondern auf festgelegten Indizes. Nach Ansicht der Experten haben diese Produkte etliche Vorteile: Sie seien leicht verständlich, könnten einfach automatisiert und in kürzester Zeit verarbeitet werden, stellten einen Schlüssel zur Deckung von Versicherungslücken dar und ergänzten andere versicherungsbasierte Versicherungsprodukte.

Bei parametrischen Produkten lösen physikalisch messbare Ereignisse Schadenzahlungen aus. Dies kann etwa die Erdbebenstärke, gemessen an der Richterskala, sein. Wird ein vorher bestimmter Wert überschritten, erhält der Versicherte eine zuvor vereinbarte Zahlung, ohne das die Schadenforderung geprüft wird. "Somit entfällt die kostspielige Schadenbearbeitung und gleichzeitig sinkt die Gefahr des Betrugsrisikos", so das Briefing. Insurtechs nutzen bereits parametrische Versicherungen zur Abdeckung von Erdbebenrisiken, Verkehrsstörungen, Sturzfluten und agrarwirtschaftlichen Risiken.

Unterversorgte Segmente erreichen

"Parametrische Versicherungen haben großes Potenzial und können viel mehr bewirken, als nur die Kosten und das Betrugsrisiko zu vermindern", sagt Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung bei Willis Towers Watson in Deutschland. Zum einen förderten sie die allgemeine Sensibilität für die Risikominderung. Zum anderen ermögliche die von der Wertschöpfungskette losgelöste Struktur eine Modularisierung der Versicherung.

"Bei richtiger Automatisierung bringen parametrische Produkte nicht nur wirtschaftliche Vorteile. Sie sind auch ein wichtiges Werkzeug, um unterversorgte Segmente zu erreichen und Versorgungslücken zu schließen. Ein Beispiel ist die Kompensation von Einnahmeausfällen eines Hotels in einem Hurrikan-Gebiet, welches selbst unbeschädigt geblieben ist", erläutert Niki Winter, Director bei Willis Towers Watson und verantwortlich für Digitalisierungsthemen.

Autor(en): Versicherungsmagazin.de

Alle Branche News