Investmentfondsbranche atmet auf

Wer hätte das im vergangenen Jahr prognostiziert: Die Asset-Management-Industrie ist nicht nur mit einem blauen Auge durch das Krisenjahr 2009 gegangen, sondern hat wieder alte Höchststände erreicht. In Frankfurt am Main hielt der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) seine Jahrespressekonferenz ab und konnte Erfreuliches vermelden: Am 31. Dezember 2009 verwaltete die Branche ein Vermögen von 1,701,2 Milliarden Euro und konnte an den Stand von Ende 2007 (1.698,3 Milliarden Euro) anknüpfen. "Die positive Marktentwicklung der vergangenen Monate sowie Netto-Mittelzuflüsse in Höhe von knapp 52 Milliarden Euro haben zum guten Jahresergebnis beigetragen", kommentierte Dr. Wolfgang Mansfeld die Situation. Der bis zu diesem Tag amtierende Präsident des BVI übergab den Vorsitz an Thomas Neiße.


Publikumsfonds bieten zweigeteiltes Bild
Das in Publikumsfonds verwaltete Vermögen lag Ende Dezember bei 650,2 Milliarden Euro. Anleger investierten im vergangenen Jahr netto rund 2,1 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Das Spezialfondsvermögen lag zum Jahresende 2009 bei rund 725,6 Milliarden Euro, dies bedeutet ein Netto-Mittelaufkommen von 31 Milliarden Euro. Das außerhalb von Investmentfonds verwaltete Vermögen stieg im vergangenen Jahr auf 325,5 Milliarden Euro (Netto-Mittelzuflüsse: 18,8 Milliarden Euro). „Das Vertrauen der Privatanleger ist wieder da und kommt in der Zahl von 2,1 Milliarden Euro nicht ganz zum tragen“, sagte Mansfeld. Großen Abflüssen aus dem Bereich Geldmarktfonds (minus 30 Milliarden) stünden etwa Zuflüsse in Aktienfonds in Höhe von 14,6 Milliarden Euro gegenüber. Grund für die Abflüsse seien vor allem die niedrigen Zinsen. Offene Immobilienfonds verzeichneten 2009 Zuflüsse von rund 3,2 Milliarden Euro. Eine im Auftrag des BVI erstellte Umfrage der GfK ergab, dass die Zahl der Anleger in dieser Assetklasse gegen den Trend gewachsen ist: Besaßen 2008 knapp 14 Prozent der Fondsbesitzer Offene Immobilienfonds, so stieg der Anteil 2009 auf gut 20 Prozent.

Der Lockruf des bAV-Marktes
Nicht allein Zahlen, sondern auch das neue Leitbild, das sich der BVI gegeben hat, standen im Fokus der Pressekonferenz. Das Selbstverständnis der deutschen Investmentfondsbranche lässt sich an folgenden Schlagworten festmachen:
  • Als Treuhänder sei man den Anlegern verpflichtet
  • Anlageerfolg ist durch eine anlegergerechte, transparente Beratung möglich
  • Die Branche erzeugt Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft
"Wir bieten ein einzigartiges Produkt an", sagte Neiße selbstbewusst und kündigte an, dass der Verband seine Stärken besser kommunizieren wolle. Der Ausbau der Verbandsvertretung in der Bundeshauptstadt steht in diesem Zusammenhang. Viel zu häufig werde die Bedeutung der Branche sowohl als Arbeitgeber als auch als Unternehmens-Finanzierer für Wachstum und Beschäftigung von der Politik unterschätzt. "Wir wollen eine starke Präsenz in Berlin haben", betonte Neiße. Auf Nachfragen, ob mittelfristig ein kompletter Umzug des BVI nach Berlin geplant sei, äußerte er sich nicht. Ein weiteres Ziel, das der Verband laut Neiße anstrebt, ist der Einstieg in den bAV-Markt.

"Wir schlagen vor, Investmentfonds-Sparpläne als zusätzliches Angebot in der betrieblichen Altersversorgung zu verankern. Dieser Lösungsweg ist einfach umzusetzen, er ist erfolgversprechend und bedarf keiner zusätzlichen Förderung“, so Neiße. Die Direktfondsrente werde zu einer Stärkung des Wettbewerbs führen und sich positiv auf den Verbreitungsgrad der betrieblichen Altersversorgung (bAV)auswirken. Der Anteil der reinen Investmentfondsverträge am gesamten Riestergeschäft habe sich in den vergangenen fünf Jahren von gut sieben Prozent auf etwa 20 Prozent dynamisch entwickelt. Die Riester-Rente mit Investmentfonds soll dem Verband als Vorbild für den Einsatz von Investmentfonds auch in der betrieblichen Altersversorgung dienen.

Autor(en): Alexa Michopoulos, Versicherungsmagazin

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