Kein klares Ja für nachhaltige Gewerbe-Policen

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Die Zeitschrift "Asscompact" hat sich nach dem Angebot an privaten, ESG-konformen Schadenversicherungen nun auch mit demjenigen für Gewerbetreibende beschäftigt.

Im Rahmen des Asscompact-Awards wurden netto 217 Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler sowie Mehrfachvertreterinnen und Mehrfachvertreter zum Geschäft mit gewerblichen und beruflichen Schaden-/Unfallversicherungen befragt. Die Teilnehmer waren durchschnittlich 56 Jahre alt und hatten 29 Jahre Berufserfahrung. 87 Prozent gaben an, als Versicherungsmakler zugelassen zu sein, 13 Prozent als Versicherungsvertreter mit Gewerbeerlaubnis.

Im Mittel setzten die Befragten 276.000 Euro im Jahr an Courtagen und Provisionen oder sonstigen Vergütungen um. Das gewerbliche Schaden-/Unfallversicherungsgeschäft macht bei ihnen 24 Prozent des Gesamtgeschäfts aus, knapp vor privaten Schaden-/Unfallversicherungen. Damit repräsentieren die hier Befragten wohl nicht die großen, spezialisierten Gewerbemakler, sondern eher den Typus des kleineren, regionalen Maklers, der nebenbei auch Kleingewerbegeschäft betreibt.

Verhaltenes Interesse am Angebot nachhaltiger Versicherungen

Gut jeder dritte Befragte (37 Prozent) stimmt der Aussage zu, ein „großes Interesse an einem breiten Angebot nachhaltiger Gewerbeversicherungen“ zu besitzen. Allerdings verneint auch knapp jeder vierte Teilnehmer diese Aussage, der Rest ist unentschieden.

Rund 31 Prozent der Makler haben eine Zunahme an nachhaltigen Gewerbeversicherungen in den vergangenen Jahren beobachtet, mit 29 Prozent fast genauso viele allerdings auch nicht. Knapp jeder Vierte hat zudem eine Veränderungen der Zeichnungsrichtlinien hinsichtlich nicht-nachhaltiger Gewerberisiken wahrgenommen, etwas mehr dagegen berichten das Gegenteil.

Das verwundert allerdings auch nicht, weil in dieser Stichprobe gerade keine Industriemakler enthalten sein dürften, bei deren Klientel der Ausschluss „brauner Risiken“ bereits zunehmende Realität ist. Bis auch der „nicht-nachhaltige Frisörsalon“ oder andere Kleingewerbebetriebe aus Zeichnungsrichtlinien einzelner Versicherer herausgenommen werden, ist es vermutlich noch ein weiter Weg, wenn es überhaupt dazu kommen wird. Der Fokus der Nachhaltigkeitsregulierung liegt auf mittelständischen und großen Unternehmen ab 250 Mitarbeitende.

Jeder Fünfte hat sie schon vermittelt

Gering ist schließlich auch die Nachfrage nach nachhaltigen Gewerbeversicherungen. Eine entsprechende Zunahme gibt nur jeder fünfte Teilnehmer an, dagegen fast jeder zweite Teilnehmer das Gegenteil.

Unter diesen Rahmenbedingungen ist es aber gar nicht so wenig, wenn 21 Prozent angeben, bereits nachhaltige Gewerbeversicherungen vermittelt zu haben. Allerdings kann man bei den Asscompact-Studien seit Jahren einen Trend beobachten, dass aus den grundsätzlich kleiner werdenden Stichproben der Antwortenden auch längst nicht mehr alle Teilnehmer auch alle Fragen beantworten. Beispielsweise beruht die vorgenannte Aussage nur noch auf 100 Befragten.

Einstellung und Wahrnehmung hängen zusammen

Aufschluss geben die freien Kommentare. Die Bandbreite reicht dabei von positiven Feststellungen wie „Angebot wird größer“ oder „sehr gute Nachfrage“ bis hin zu „aus meiner Sicht sind die Angebote Mogelpackungen“. Ein weiterer Teilnehmer sieht in dem bisherigen Angebot „Greenwashing“. Wieder ein anderer sagt, er kenne den Begriff der Nachhaltigkeit nur aus der Altersvorsorge, in der Kranken- und der Sachversicherung habe er noch keine Nachfrage erlebt. Auch weitere Teilnehmer geben an, es gebe geringe oder gar keine Nachfrage. Im Handwerk, so ein anderer Kommentar, gehe es ausschließlich um Preis und Leistung.

Ein Makler outet sich, dass er seit etlichen Jahren „als nachhaltiger Makler tätig“ sei, aber ebenfalls das Angebot noch „viel zu gering“ sei und ausgebaut werden müsse. In einem weiteren Kommentar wird ein konkreter Anbieter aus Süddeutschland benannt, der ein „sehr gutes Konzept“ besitze.

Andere Teilnehmer dagegen sehen „viel Wind“ und „Geschwafel“ rund um die Nachhaltigkeit. Mit einer solchen Einstellung dürfte es schwer werden, eine Nachfrage nach nachhaltigen Versicherungen überhaupt nur wahrzunehmen, geschweige denn, durch ein eigenes Angebot für solche Varianten zu sensibilisieren.

Viele weitere Themen in der Studie

Die Studie „Asscompact Award: Gewerbliches Schaden-/Unfallgeschäft 2023“ umfasst gut 343 Folien mit Erkenntnissen zu den Favoriten der Vermittler in den Versicherungszweigen Betriebs-/Berufshaftpflicht und gewerbliche Sachversicherung mit ausführlichen Analysen der dort ausgezeichneten Versicherer.

Das Sonderthema „Veränderungen im Schaden-/Unfallgeschäft“ enthält unter anderem Informationen zu den über Pools vermittelten Geschäftsanteilen, der Bedeutung des Geschäfts für die Befragten und die Umsatztrends bei verschiedenen Versicherungszweigen sowie den Themen Multi-Risk-Deckungen, Cyber-Versicherungen und nachhaltige Versicherungen.

Sie kann kostenpflichtig bei der BBG Betriebsberatungs GmbH (E Mail: <tannreuther@bbg gruppe.de) erworben werden.

Autor(en): Matthias Beenken

Zum Themenspecial "Nachhaltigkeit"

 

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