Lebenserwartungs-Rechner dürfte viele enttäuschen

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Gut gemeint reicht nicht immer aus. Das zeigt sich am Lebenserwartungs-Rechner, den das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) ins Internet gestellt hat (). Auf Basis des Geschlechts, des Alters und sechs Lifestyle-Faktoren ermittelt der Rechner die "wahrscheinliche" Lebenserwartung des Nutzers.

Die Parameter Rauchen, Body-Mass-Index (BMI), Sport, Stress, Familiensituation und Alkoholkonsum werden zum Feintuning genutzt. Wer den Rechner testen will, muss vorher die "Nutzungsbedingungen" anklicken. Dort erfährt er, dass das DIA, das von der Deutschen Bank AG, DWS Investment GmbH und Deutscher Herold AG, getragen wird, für den "Blick in die Zukunft" ausgewählte wissenschaftliche Studien ausgewertet hat.

Nur Durchschnittswerte angezeigt
Trotzdem können im Rahmen der App aber nur Durchschnittswerte dargestellt werden. Denn die individuelle Zukunftsprognose setzt sich aus deutlich mehr Parametern zusammen - etwa Einkommen, Bildungsstand, Beruf, Wohnort oder genetische Veranlagung. Daher dürften viele "Kunden" enttäuscht sein, dass sie laut Rechner doch kein biblisches Alter erreichen.

Ein 40-jähriger Mann wird nach der Simulation 87,6 Jahre alt, wenn für ihn idealtypisch alle sechs Lifestyle-Faktoren optimal eingestellt sind. Das heißt: keinen Alkohol, keinen Stress, kein Über- oder Untergewicht und keine Zigaretten. Dafür sollte er sehr regelmäßig Sport treiben und in einer Familie mit Kindern leben. Die halten anscheinend fit. Im Worst Case, wenn der Kunde also ein übergewichtiger, saufender, Kettenraucher ist, der sich nicht aus dem Fernsehsessel erhebt und allein lebt, liegt die Lebenserwartung nur noch bei 54 Jahren. Mit anderen Worten: Der Betreffende hat gerade mal eine Restlebenserwartung von 14 Jahren.

Keine Gewähr auf Richtigkeit der Angaben
Für Gesunde dürfte der Rechner zu geringe Werte auswerfen. Aber immerhin schockt er alle, die einen schlechten Lebenswandel haben. Vorsichthalber schließt die DIA jede Haftung für die "Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität" der Angaben aus. Auch "sämtliche Schadensersatzansprüche im Zusammenhang mit Entscheidungen und Handlungen, die aufgrund dieser App vorgenommen wurden, sind ebenfalls ausgeschlossen." Es gebe, keine Garantie auf ein langes Leben.

Ob der Rechner tatsächlich zur privaten Altersvorsorge motiviert, wie die DIA hofft, muss bezweifelt werden. Denn leicht lässt sich nun hochrechnen, ob die private Rentenversicherung überhaupt lohnt. Vielleicht zielt der Rechner auch eher auf Bankprodukte, die sich schneller konsumieren lassen. Insgesamt bleibt der Lebenserwartungsrechner daher eine Spielerei.

Doch eigentlich ist das Risiko, sein Vermögen im hohen Alter aufzubrauchen, viel zu ernst. Davor schützt bekanntlich nur eine Rentenversicherung - also die Wette auf ein langes Leben. Trinkt unser Musterkunde übrigens ein Glas "Alkohol" am Tag, wird er laut DIA-Rechner sogar 89,1 Jahre alt. Wahrscheinlich entspannt man sich dann und betrachtet das Leben nicht mehr so bierernst.

Bildquelle: Birgit Cordt

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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