Lebensversicherer: Garantiezins wird sinken

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Durch die scharfe Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) müssen Lebensversicherte künftig wieder mit geringeren Überschüssen rechnen. Auch der Garantiezins dürfte sinken.

Der massive Zinsverfall am Kapitalmarkt und die Entscheidung der EZB die Strafzinsen weiter zu erhöhen, belastet die Lebensversicherungen. "Ich gehe davon aus das sich der vorjährige Trend zu stabilen Überschüssen bei der privaten Altersvorsorge wieder ins Negative verkehrt", sagt Lars Heermann von der Ratingagentur Assekurata. Erstmals seit längerer Zeit war 2019 der jahrelange Rückgang der Überschüsse für Lebensversicherung gestoppt worden. Für klassische Produkte liegt laut Assekurata die laufende durchschnittliche Verzinsung mit 2,84 Prozent auf dem Niveau von 2018.

0,5 Prozent erst ab 2021

Künftig müssen Altkunden nun wieder damit rechnen, dass für das Jahr 2020 die Überschüsse noch schmaler ausfallen. Immerhin gibt es noch viele Altverträge mit hohem Garantiezins von bis zu vier Prozent. "Die garantierten Leistungen für die Kunden sind heute und in Zukunft sicher", betont ein Sprecher des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Denn die Unternehmen sind verpflichtet für diese Altpolicen Reservepuffer aufzubauen.

Assekurata rechnet für 2019 mit einer um drei auf neun Milliarden Euro erhöhten Summe bei der so genannten Zinszusatzreserve. Auch der Garantiezins von derzeit 0,9 Prozent dürfte sinken. "Wir rechnen mit einer Senkung zum 01.01.2021 auf 0,5 Prozent", sagt Rainer Jacobus, Vorstandschef der Berliner Ideal Lebensversicherung. Auch Guido Bader, Vorsitzender der Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) geht wegen eines notwendigen Vorlaufs davon aus, dass die Absenkung des Garantiezinses 2020 nicht mehr möglich ist. Eine Entscheidung hat das zuständige Bundesministerium der Finanzen (BMF) noch nicht getroffen.

 

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Mehr ins Risiko gehen

"Der Garantiezins spielt direkt bei Produkten aber eine immer geringere Rolle", sagt Experte Heermann. Die Lebensversicherer bieten nämlich klassische Produkte mit jährlichem Garantiezins kaum noch an. Denn um eine hohe Garantie zu leisten, muss das Geld extrem vorsichtig angelegt werden. "Das geht nur auf Kosten der Überschussbeteiligung", so Heermann. Daher müssten sich Kunden, die konservativ für ihr Alter sparen wollen, von hohen Garantien verabschieden.

Bei heutigen privaten Rentenpolicen kann man das Garantieniveau frei wählen. So können etwa 80 Prozent der Einzahlung abgesichert werden, um mit einem vertretbaren Risiko zu sparen. Noch immer gibt es gegenüber der reinen Anlage am Aktienmarkt Vorteile für private Rentenpolicen. "Das Geld wird im Kollektiv gespart und Schwankungen über die Zeit ausgeglichen", erläutert Heermann: Zudem seien Rentenpolicen die einzigen Produkte, die immer weiter Geld zahlen, egal wie alt der Kunde wird.

Fonds mit Sachwerten wählen

Für junge Kunden, die noch lange in eine Rentenpolice einzahlen können, empfiehlt der Lebensversicherungsvorstand der Provinzial Rheinland, Guido Schaefers, eine Beimischung von Sachwerten, also von Fonds, die zum Beispiel in Immobilien oder Flugzeuge investieren. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann auch heute noch bei rund 30 Anbietern eine klassische Rentenversicherung mit dem Garantiezins von 0,9 Prozent kaufen.

"Die Kunden erhalten dann aktuell eine Überschussbeteiligung, die auch nach Kosten noch über der Rendite vergleichbar sicherer Anlagen liegt", erläutert Experte Bader, der auch die Stuttgarter Lebensversicherung leitet. Im Schnitt gibt es mit Schlussüberschuss am Ende eine Rendite von rund 2,20 Prozent, wie Assekurata in einer Musterrechnung ermittelt hat.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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