Lebensversicherung: Fondspolicen dominieren 2021 das Neugeschäft

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Fondspolicen ohne Garantien werden 2021 zur dominierenden Sparte der Lebensversicherer. Der bisherige Spitzenreiter, die Berufsunfähigkeit, wird wohl abgelöst werden. Das geht aus einer Umfrage der Rating-Agentur Assekurata hervor.

Die Lebensversicherer stellen ihr Geschäft um. Sie wollen künftig für die Altersvorsorge stärker Produkte ohne Garantien verkaufen und stärker auf biometrische Produkte für die Risikovorsorge setzen. So ganz freiwillig ist das Umschwenken der Branche aber nicht. "Aufgrund der Altgarantien brauchen die Lebensversicherer viel Neugeschäft in kapitalmarktnahen Produkten", sagte Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata-Rating-Agentur bei der Vorstellung der "Marktstudie 2021: Überschussbeteiligungen und Garantien in der Lebensversicherung".

Lebensversicherer brauchen viel "anderes" Neugeschäft

Würden die Lebensversicherer viel Fondsgeschäft zeichnen, würde das die Kosten- und Solvenzquote entlasten. Noch habe die Branche durch die Auflösung von hohen Bewertungsreserven, die Möglichkeit, ihre Garantieverpflichtungen aus Altverträgen zu erfüllen. Sie müsste aber die Zeit nutzen, um das Geschäftsmodell umzustellen. Auch die Aufsichtsbehörde habe das bereits gefordert. Die meisten Lebensversicherer werden diese Apelle wohl in die Tat umsetzen, wie eine innerhalb der Studie durchgeführte Umfrage zeigt, an der 22 Lebensversicherer teilnahmen. Bei den Neugeschäftsbeiträgen dominierte 2020 die Berufsunfähigkeits-Versicherung (BU) mit einem Anteil von 17,8 Prozent. Doch schon auf Rang zwei, ganz knapp hinter der BU, stehen bereits die Fondspolicen ohne Garantien, die 2020 einen Anteil von 17,3 Prozent erreichten.

Fondspolicen ohne Garantien: Einschätzung "sehr positiv"

Ihr Anteil dürfte sich im laufenden Jahr noch deutlich erhöhen. Denn an diese Produktart haben die Lebensversicherer die größte Geschäftserwartung. Für sie wird die Entwicklung 2021 klar als "sehr positiv" eingestuft, während die Versicherer bei Fondspolicen mit Garantien nur von einer "positiven" Geschäftsentwicklung ausgehen. Bei Berufsunfähigkeits- und Grundfähigkeits-Versicherung gilt nur sehr knapp eine "sehr positive" Geschäftsentwicklung, während die Risikolebensversicherung nur im "positiven" Bereich liegt. Wenig überraschend ist es, dass die befragten Unternehmen für die klassische Lebens- und Rentenversicherung keinen Markt mehr sehen und die Entwicklung für 2021 als "sehr negativ" einstufen.

Neue Garantieprodukte schon wieder auf absteigendem Ast

Demgegenüber ist es verwunderlich, dass für die Neue Klassik und Indexpolicen die Erwartungen nur marginal "positiv" sind. Dabei gibt es die Policen, die abgespeckte, endfällige Garantien bieten, erst seit einigen Jahren. Sie gelten aber als sehr erklärungsbedürftig. "Vor allem Index-Policen sind extrem komplex", wie Experte Will betonte. Der Hauptgrund für die wenig euphorische Stimmung hinsichtlich der neuen Produkte liegt aber daran, dass die Lebensversicherer auch hier immer stärker aus der Bruttobeitragsgarantie aussteigen und deutlich niedrigere Garantierenten bieten.

Der Betriebsrente geht es schlecht

Zumindest 2020 erzielten die Versicherer  mit klassischen Policen noch immer 14 Prozent der Neugeschäftsbeiträge. Dieser Anteil wird aller Voraussicht 2021 weiter deutlich sinken. Das dürfte auch für die betriebliche Altersversorgung (bAV) gelten, die im vergangenen Jahr immerhin noch 10,8 Prozent Anteil am Neugeschäft hatte. Denn die bAV ist durch die Corona-Krise stark angeschlagen. Die Vertriebe hätten es laut Assekurata schwer hier in den Kontakt mit den Belegschaften und Unternehmen zu kommen.

"Das gilt vor allem, für Branchen, die besonders hart unter der Corona-Krise leiden", sagte Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. "Die Erwartungen der befragten Lebensversicherer sind für die bAV nur ganz zaghaft positiv", so Heermann. Ein Grund ist zudem, dass in der bAV für viele Produkte immer noch die Bruttobeitragsgarantie gefordert wird, die aber die Lebensversicherer angesichts des Zinstiefs meist nicht mehr stemmen können und wollen. Damit wird die Produktpalette für Betriebsrenten kleiner.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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