Lebensversicherung: Gute Ergebnisse, aber wenig Transparenz

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Der Map-Report 908 vergleicht tatsächliche Leistungen von Sofortrenten, Aufschubrenten und Kapitallebensversicherungen über die letzten 30 Jahre. Aber immer weniger Gesellschaften stellen sich diesem Vergleich. Dabei können sich die Ergebnisse durchaus sehen lassen. Neue Garantiemodelle und steigende Tarifvielfalt erschweren den Ausblick in die Zukunft – und damit die Beratung.

Für die Assekuranz geht es beim Thema Lebensversicherungen (LV) heute in erster Linie darum, wie teuer die alten Garantien im Bestand sind und in welcher Höhe die erforderlichen Zuführungen zur Zinszusatzreserve ihre Ergebnisse belasten. Die Konsequenz: Die klassische LV hat bei den meisten Gesellschaften ausgedient. Auf der Suche nach Neugeschäft tüftelt die Branche an neuen, kaum noch vergleichbaren Tarifen. Noch nie haben sich so wenige Versicherer aus der Deckung gewagt und Daten zum Map-Report beigesteuert wie in diesem Jahr. Gerade einmal 19 Gesellschaften stehen zu ihrem Bestand und legten ihre Vergangenheitswerte offen. Auch bei den Hochrechnungen geben sich die meisten der befragten Versicherer bedeckt. Viele große Lebensversicherer sucht man vergeblich. 

„Ordentliche Renditen abgeliefert“

Dabei müsse sich die Assekuranz mit ihren Leistungen eigentlich nicht verstecken, erläutert Reinhard Klages, Chefredakteur von Map-Report: "Schon seit 2009 dümpelt der EZB-Leitzins, abgesehen von einem kurzen Intermezzo, bei einem Prozent oder weniger. Seit 2014 war ist es mit Positivzinsen sogar ganz vorbei. Im Vergleich dazu haben sich Kapitalversicherungen wacker geschlagen und immer noch ordentliche Renditen abgeliefert."

Das leisten Sofortrenten

Die tatsächlichen Leistungen der teilnehmenden Gesellschaften stützen die Aussage: Ein 63-jähriger Mann, der 1999 in eine sofortbeginnende Rentenversicherung mit dynamischem Überschusssystem 50.000 Euro eingezahlt hat, erhält seit Januar 2019 eine Monatsrente von durchschnittlich 318 Euro. Ursprünglich garantiert waren 272 Euro. Nach 13 Jahren und zehn Monaten, also im Oktober 2012, kam der Vertrag aus Kundensicht ins Verdienen; die Summe der Rentenzahlungen überstieg erstmals den Einmalbeitrag. In den 20 Jahren seit Rentenbeginn haben sich die Rentenzahlungen im Durchschnitt auf insgesamt 73.902 Euro summiert. Die Debeka erreichte als einzige Gesellschaft mehr als 80.000 Euro (Rentensumme 80.785 Euro).

Aufschubrente – je länger, umso besser

Für eine aufgeschobene Rentenversicherung mit zwölf Jahren Aufschubzeit beträgt die Kapitalabfindung zum 1. Januar 2019 im Musterfall durchschnittlich 16.640 Euro. Das ergibt bei 14.400 Euro Einzahlung eine Beitragsrendite von 2,21 Prozent. Bei einer Laufzeit von 20 Jahren hat der Kunde 24.000 Euro eingezahlt. Ausbezahlt bekam er im Durchschnitt der teilnehmenden Versicherer 35.481 Euro (Rendite 3,59 %). Wer in den letzten 30 Jahren jährlich 1.200 Euro in seine kapitalbildende Lebensversicherung eingezahlte, hat insgesamt 36.000 investiert. Dafür konnte er im Beispielfall zur Fälligkeit am Jahresende 2018 durchschnittlich mit einer Ablaufleistung von 71.937 Euro und einer Beitragsrendite von 4,16 Prozent rechnen, so der Map-Report. Sein eingesetztes Kapital hat sich fast verdoppelt. Die höchste Ablaufleistung meldete auch hier die Debeka mit 84.113 Euro bei einer Rendite von 5,03 Prozent.

Prinzip Hoffnung bei Neuer Klassik

Bei den illustrierten Beitragsrenditen zeige sich aufgrund des geringen Garantieniveaus erwartungsgemäß ein Renditevorteil der Neuen Klassik gegenüber der Klassik. Wobei es für die höheren Chancen keinerlei Gewissheit gebe. Hier regiere das Prinzip Hoffnung.

Keine Vorsorgeberatung ohne Software

Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des Map-Reports, sieht die Entwicklung kritisch: "Verbraucher sind bei der Auswahl geeigneter Vorsorgetarife nicht zu beneiden. Noch nie war die Produktlandschaft so unübersichtlich wie heute. Sogar erfahrene Marktbeobachter stoßen zunehmend an Grenzen. Auch den ambitioniertesten Vermittlern dürfte es schwer fallen, in diesem Dickicht der Produktvariationen noch die Übersicht zu behalten. Für einen umfassenden Überblick zu individuellen Stärken und Schwächen der einzelnen Produkte ist eine leistungsfähige Vergleichssoftware inzwischen unabdingbar."

Der Report 908 ist ab sofort im PDF-Format lieferbar. Interessenten können sich an service@fb-research.de wenden.

Autor(en): Bernhard Rudolf

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