LV-Zweitmarkt hofft auf Belebung des institutionellen Geschäfts

Ein Teil der Lebensversicherer hierzulande negiert den Lebensversicherungs-Zweitmarkt. Doch angesichts der Tatsache, dass die Bundesbürger annähernd jeden zweiten Lebensversicherungs-Vertrag nicht bis zum Ende der Laufzeit bedienen können, hat seit dem Jahr 2004 die Interessenvertretung BVZL mit inzwischen 42 Mitgliedern verstärkt Zulauf von Finanzdienstleistern in Deutschland bekommen. Sie kaufen unter anderem die LV-Policen von Privatpersonen auf und führen diese bis Vertragsende weiter. Sie bieten mehr Geld, als durch den Rückkaufwert im Erstmarkt zu erzielen wäre.

Krise auch im Zweitmarkt zu spüren
Jedoch hat die Kapitalmarktkrise hat vor den Anlagen der Policen-Aufkäufer nicht Halt gemacht. "Die Entwicklungen der verschiedenen Lebensversicherungs-Zweitmärkte konnten sich im Jahr 2008 nur teilweise vom schwierigen Marktumfeld, das von Finanzkrise und einer entsprechenden Anlegerzurückhaltung geprägt war, abkoppeln", sagt BVZL-Vorstand Thomas Laumont. Sowohl bei Investitionen in geschlossene Lebensversicherungsfonds als auch bei Ankäufen von deutschen LV-Zweitmarktpolicen sei ein zum Teil drastischer Rückgang festzustellen.

Bei der fünften Management-Circle-Fachkonferenz - dem jährlichen internationalen Zweitmarktgipfel - nannten die BVZL-Mitgliedsunternehmen erstmals Zahlen aus dem Jahr 2008. Das durch die 42 Gesellschaften platzierte Eigenkapital mit geschlossenen deutschen LV-Fonds war im vergangenen Jahr auf 24 (Vorjahr 60) Millionen Euro geschrumpft.

"Dank einer Kooperation mit dem Verband Geschlossene Fonds (VGF) ließen sich erstmals auch Zahlen für den gesamten deutschen Zweitmarkt ermitteln", berichtete Laumont. Demnach soll sich das 2008 von deutschen Policenfonds eingesammelte Anlegerkapital auf 84 Millionen Euro belaufen. Das Fondsvolumen (Eigenkapital und Fremdkapital) liege insgesamt bei knapp 220 Millionen Euro, hieß es.

Verbraucher nutzten Möglichkeit des Policen-Verkaufs deutlich weniger
Die BVZL-Unternehmen waren 2008 bei Policen-Aufkäufen zurückhaltender. Doch auch die Bundesbürger gaben weniger oft ihre "gebrauchten" LV-Policen in den Zweitmarkt. So sank im vergangenen Jahr das Ankaufsvolumen deutscher Policen spürbar. Während 2007 von den Verbandsmitgliedern Verträge im Wert von 1,4 Milliarden Euro erworben wurden, sank der Umsatz 2008 auf nur noch rund 500 Millionen Euro.
Ein wichtiger Grund für den Rückgang sei das bereits 2007 gestiegene Zinsniveau, das zu einer geringeren Gewinnmarge der Aufkäufer führte, betont Laumont. "Das hohe Zinsniveau der vergangenen Jahre hat es für Investoren doppelt schwer gemacht, denn Investments brauchen Fremdkapital, das günstiger ist als die Rendite der Anlage."

Die große Unsicherheit an den Finanzmärkten habe sich selbstredend auch auf den Ankauf von LV-Policen ausgewirkt. Monatelang sei nicht klar gewesen, inwieweit auch deutsche Versicherungsunternehmen in die US-Subprime-Krise verstrickt waren. So sei auch kaum überschaubar gewesen, wie sich die Verluste im Investmentbereich auf die Überschussbeteiligungen (der Lebensversicherer) auswirke. Thomas Laumont: "Deshalb hielten sich Investoren auf breiter Front zurück, und damit waren die Weiterleitungskanäle für Zweitmarkt-Policen geschlossen, was die Aufkäufer zwang, den Policenkauf stark zurückzufahren."

"Weitere Belebung des institutionellen Geschäfts"
Im laufenden Geschäftsjahr gelte es nun zunächst, die teilweise hohen Bestände bei den Aufkäufern abzubauen. Nicht zuletzt dank rückläufiger Zinsen rechnet man beim BVZL jedoch wieder mit einer Belebung des Geschäftes im Bereich "gebrauchter" deutscher Lebensversicherungen: "Die Platzierung neuer Publikumsfonds dürfte im laufenden Jahr nicht anstehen, wohl aber eine weitere Belebung des institutionellen Geschäfts."

Autor(en): Ellen Bocquel

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